KENNY | die wilden Kerle ✔

K A P I T E L 88

Jemand hatte Kendra die Vorfahrt genommen und war in die linke Seite ihres Wagen gefahren. Was damit endete, dass der Wagen einige Meter mitgeschleift und beide jungen Frauen durch den Aufprall nach rechts gerissen wurden. Die Verbindung zu ihrem Handy schien abgebrochen zu sein oder Liyah hatte aufgelegt, sie hörte nur noch ein nervendes tuten und schlug wahrscheinlich fester als nötig auf ihr Radio um es aufzuschalten. Zu ihrer Überraschung hörte sie die Sirenen und sah die Lichter der Polizei bevor sie überhaupt aus dem Wagen steigen konnte. Doch es lag nicht daran, dass umliegende Passanten so hilfsbereit waren und sofort die Polizei riefen, nein. Die beiden Polizisten waren nur wenige Autos entfernt gewesen und hatten den Unfall live mitbekommen.

"Klette?", Kendra blinzelte mehrmals bis sich ihr Blick auf den leeren Beifahrersitz neben ihr fokussierte. Die offene Tür bestätigte dann ihren Gedanke, dass die Jüngere bereits ausgestiegen war. Ihr Kopf pochte widerlich, als wollte ihr Hirn sich durch ihren Schädel nach außen drücken. Mit einem schnellen Handgriff schnallte sie sich ab und rief den Namen der Jüngeren aus.
Doch anstatt die kleine Brünette, sah sie sofort einen Mann, wahrscheinlich nur einige Jahre älter als sie selbst war. Sein Gesicht war wütend verzerrt und es dauerte nicht lang bis sie eins uns eins zusammen zählte. Er war der Fahrer des anderen Autos der den Unfall versucht hatte. "Wo hast du denn fahren gelernt Mädchen?", fuhr er die dunkelhaarige an. Erneut blinzelte Kendra irritiert, mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Zugegeben reagierte jeder anders bei solchen Fällen, jedoch war es hier klar, dass er die Schuld trug. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er auf die Knie ging und sie um Entschuldigung bat, doch ein einfaches sorry hätte schon drin sein können. Oder zumindest die Frage danach ob es ihr und ihrer Beifahrerin gut ging. Um Klette ging es Kenny in diesem Moment am meisten, doch der Unbekannte schien dies wenig zu interessieren. Ließ sie nicht mal suchend zur Seite sehen bevor er weiter empört schimpfte. "Meine Versicherung zahlt meinen Schaden nicht, nur weil du-" - "Ich hatte Vorfahrt.", erwiderte sie stumpf, doch er lachte nur spöttisch auf. "Die Ampeln sind aus Mädchen, dass heißt-" Seine Stimme war trotz der eigentlichen Tiefe unglaublich schrill und nervend, machten Kennys Kopfschmerzen nur noch schlimmer. Das stechende Pochen drückte sich immer mehr gegen ihre Schläfe und ihr Geduld riss mit jedem Wort dieses Idioten mehr ab. Er schien wirklich zu denken im Recht zu sein, interessierte sich nur für sein Auto und nicht die Personen denen er mit seinem Verhalten geschadet hatte.

"Wenn die Ampel ausgeschaltet sind, gelten die Schilder du Vollidiot!", rief sie dann angespannt aus. "Vorsichtig, beide.", mahnte der Polizist welche wie aus dem nichts neben den beiden erschien. Er wirkte bereits genervt obwohl er noch nicht wirklich mit beiden interagiert hatte. Ungefähr im Alter ihrer Mutter, etwas auf der breiteren Seite, sah aus als würde ihm nur der Kaffee und ein Donut für den klassischen Polizisten Look fehlen. Er sprach nicht weiter mit Kendra, konzentrierte sich mehr auf den Unfall Verursacher, welcher immer noch ziemlich uneinsichtig war. Wollte versuchen zu diskutieren, doch der Fall war klar: der Unfall war seine Schuld.
"Wir können einen Krankenwagen rufe, falls sie ihn benötigen.", meldete sich dann eine neue Stimme zu Wort und ein deutlich jüngere Polizist sprach plötzlich mit Kenny. "Ich bin nirgendwo gegen gekommen, hab mich nur erschrocken.", wunk sie ab. "Wo ist-", begann sie, wurde jedoch sofort unterbrochen. "Der Kleinen gehts gut, das Blut an deiner Schläfe sagt aber was anders." Fragen griff sie an die genannte Stelle, welche zugegebenes etwas pochte. Es blutete zwar, aber die minimale Menge alarmierte Kenny nicht, noch schien der Polizist bei ihr dies zu sein als er erneut einen Blick darauf warf. Zugegeben sah alles durch etwas Blut oft dramatischer aus als es war. Die Kopfschmerzen beschäftigten die dunkelhaarige mehr als der Kratzer an ihrem Kopf.

Sie sah sich um und endlich fand ihr Blick Klette. Diese stand einige Meter entfernt bei einem weiteren Polizisten. Erst jetzt fiel ihr der zweite blau weiße Wagen auf welcher anscheinend zusätzlich erschienen war. Der zweite Mann machte bereits Fotos von den Wagen und half dem anderen Kollegen alles zu dokumentieren. "Kein Krankenwagen also?", fragte er dann noch einmal nach und bat sie, als sie verneinte etwas zu unterschreiben. Irgendetwas bezüglich davon, dass sie den Krankenwagen angeboten aber abgelehnt hatte, wahrscheinlich nur etwas um dem Polizisten selbst den hinter zu retten sollte etwas passieren.