K A P I T E L 7

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Am nächsten Tag ließ sich Kenny alle Zeit der Welt. Doch irgendwann war es dann Zeit für das Treffen mit den Freunden ihrer Schwestern und sie hatte keine Chance dies irgendwie abzusagen. Claire und Cynthia sprachen angeregt über irgendein Thema während der Autofahrt was bei Kenny absoluten Durchzug verursachte. Sie trafen sich in München um ihr Stammrestaurant zu besuchen. Schneller als ihr recht war parkte Cynthia ihren Wagen, begrüßte bereits die anderen welche auf die Drillinge warteten. Neben den dreien bestand die Gruppe aus drei weiteren Männern Lars, Hendrik und Marcel. Leider, konnte zwei Freundinnen von Cynthia nicht dabei sein. Kenny dachte sich ihren Teil, war froh nicht noch zwei dumme Blondinen aushalten zu müssen. Mehr als ein einfaches hallo bekam Kenny nicht, nicht das sie selbst besser war. Oftmals bekamen die anderen lediglich ein Nicken, an einem guten Tagen hob sie dann auch mal die Hand. Der Weg zum Restaurant war nicht weit und Kenny folgte wortlos ihren Schwestern.
"Ist das nicht euer trotteliger Cousin und sein bester Freund?", perplex drehte sich Kennys Kopf zur Seite als Hendrik abrupt stehen blieb, lief fast in ihn herein. Er deutete auf ein Plakat, nur mit Mühe erkannte sie wofür es eigentlich war. Top & Secret GmbH, sie hoffte wirklich, dass es nur eine vorübergehende Werbung war. Nichts an dem Plakat sah einladen noch interessant aus. Aber sie wusste die Jungs waren erst im Beginn ihres Unternehmens. Wusste sie wie wichtig richtig eingesetzt Werbung war? Natürlich. Konnte sie sich denken, dass sie bestimmt viel um die Ohren hatten um sich darum zu kümmern? Auf jeden Fall.
"So verbringen die wilden Kerle jetzt also ihr Leben? Mit schlechter Werbung für ihre lächerlichen Firmen?", die Art und Weise er seine Worte formuliert nahm Kenny nicht gut auf. "Du kennst die wilden Kerle?", fragte sei dann und versuchte ihren Tonfall neutral zu halten, allen voran weil die anderen im Gegensatz zu den Schwestern nicht aus Grünwald kamen.  "Natürlich. Früher dachte man wie cool sie sind. Und jetzt? Ein Haufen von Losern.", mischte sich nun auch Marcel ein. Sie hatte jahrelang keinen Kontakt zu Raban gehabt und trotzdem fand sie es unmöglich wie über ihn gesprochen wurde. Es gab keinen Grund etwas schlecht zu reden wofür er lange genug gekämpft haben musste und Arbeit rein gesteckt hatte.
"Sagt derjenige der mit Papas Geld um sich schmeißt und selbst noch nie einen Finger gekrümmt hat.", erwiderte sie dann. Cynthia und Claire blieben stumm. Kenny verkniff sich ein weiteres Kommentar was sich an ihre Schwester richten würde. Natürlich sagte sie zu allem ja und armen was von diesen drei Idioten kommen würde. Eigene Meinung exestierte  anscheinend nicht wenn es um reiche Männer die dir die Zukunft absichern geht. Niemand der drei reagierte, ignorierten Kennys Kommentar und führten ihren Weg zum Restaurant fort. Bereits jetzt war ihre Laune im Keller. Am liebsten hätte sie so lange provoziert bis sie abhauen konnte, doch dafür bestand heute anscheinen keine Möglichkeit.

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"Du bestellt immer das selbe, willst du nicht mal etwas anderes versuchen?", fragte Claire nachdem Kenny dem Kellner ihren Essenwunsch genannt hatte. "Wieso sollte ich, danke.", ihre Schwester bekam einen gelangweilten Gesichtsausdruck, während sie dem Kellnern zulächelte als er ihr die Karte abnahm. "Wir essen nicht umsonst in einem der besten Restaurants in München. Da sollte man dich normalweise nicht auffordern müssen etwas vernünftiges zu bestellen.", mischte sich erneut Lars ein. "Und wer hat jetzt mit dir geredet?", stellte Kenny die Gegenfrage. "Es hat einfach etwas mit Klasse zu tun sich nicht so zu benehmen.", erwiderte er schlicht, doch sie sah genau wie sein linkes Auge begann minimal zu zucken. Auch wenn er gerne den Macho raushängen ließ, gerade vor ihren Schwestern oder allem was eine Vagina besaß wusste Kenny, dass dahinter nichts steckte. Weder charakterlich noch intellektuell. "Ich bin weder unhöflich zu den Angestellten noch mache ich hier eine Szene, in wie fern hat es etwas mit Klasse zu tun?" Er antwortete nicht sondern murmelte etwas unverständliches. Unbeeindruckt sah Kenny zu ihrer Schwester die ihr einen bösen Blick zuwarf. Doch Kendra zuckte lediglich mit den Schultern. Wenn sie solche Konfrontationen vermeiden wollte, sollte sie sich besseren Umgang besorgen. Und dann behauptete sie immer, dass Kennys Bekanntenkreis ungehobelt waren. Ein weiteres Streitthema für die Schwestern welches in solchen Situation gerne eskalieren konnte. Wiedermal wurde der scharfe Ton der jüngste ignoriert und der Tisch verfiel in eine uninteressante Unterhaltung.
"Kendra kannst du vielleicht mal dein Handy weglegen und dich mit uns unterhalten?", kurz entfernten sich Kennys Augen von ihrem Display und sahen den Brünetten an welcher neben ihrer Schwester saß. "Nein danke.", erwiderte sie schlicht und widmete sich wieder ihrem Handy. Cynthia schüttelte den Kopf als Lars ihr etwas zuflüsterte. Es war ein Wunder, dass Kenny noch nicht ausfallender geworden war, dies wussten auch ihre Schwestern und wollte nichts riskieren.
Kenny konnte ihre Neugier nicht unterdrücken und hatte kurzerhand die Website ihres Cousins aufgerufen. Es war neben dem Namen das einzige was auf dem Plakat zu lesen gewesen war. Wie sie erwartet hatte, sah diese nicht sonderlich besser aus als ihr Plakat. Die Seite war grob strukturiert und fast überall wurde von vertröstet mit bald verfügbar. Keine weiteren Infos über zukünftige Produkte oder die Firma selbst. Kein Countdown der das Interesse wirkte irgendwann wieder die Seite zu besuchen. Nichts, Nader. Und irgendwie störte sie dies mehr und auf eine andere Art als sie erwartet hätte. Man könnte so viel daraus machen schoss es der schwarzhaarigen durch den Kopf. Doch schnell wurde sie abgelenkt als das Essen den Weg zum Tisch fand genauso wie mehr Getränke. Sie gab sich Mühe und versuchte etwas mit in die Unterhaltung zu bringen. Aber mehr als ein oder zwei Sätze waren einfach nicht drin.

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Der Abend zog sich in die Länge und zwar nicht im guten Sinne. Für einen Moment fragte sich Kenny ob sie es sich selbst einfacher machen würde wenn sie mitspielen würde. Nicht immer so sarkastisch oder direkt sein sollte. Sie konnte keinen so großen Freundeskreis vorweisen, geschweige den solche Abend mit den wenigen Menschen. Doch dann viel ihr ein, dass weder Cynthia oder Claire überhaupt die Geburtstage ihrer angeblichen Freunde wussten. Oder wie sie meistens nur mit ihnen sprachen wenn es um solche Verabredungen oder gar Events ging. Wie sagten sie immer? Sehen und gesehen werden. Irgendwann kam der Abend dann zu einem Ende und Kenny konnte es gar nicht erwarten endlich wieder im Auto Richtung Grünwald zu sitzen. Das ganze Thema von Raban und seiner Firma ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Es begann mit ein paar Malereien auf ihrem Tablet. Und irgendwann saß sie bis in die späte Nacht vor ihrem Laptop, Handy und Tablet ebenfalls auf ihrem Bett verteilt. Zuerst dachte sie nur an ein Entwurf für ein Logo, bis sich das Ganze auch auf die grottige Website übertrug. Sie hatte mehrere Ideen, doch keine schien ihr gut genug zu sein. Alles wirkte so aufgesetzt, nicht authentisch gerade für so ein Unternehmen. Und dann erinnerte sie sich an eine Sache die ihr mit der ganzen Nummer helfen würde. Freute sich plötzlich darüber, dass ihre Schwestern die Gruppe so ausgefragt hatte. Raban und Joschkas Trikot Nummern, die 99 und das X. Genauso wie ihre Spitznamen, der Held und die siebte Kavallerie.

 Zum ersten Mal seit langen war Kenny aufgeregt als sie ihre Ideen in einer Email zusammengefasst mit Entwürfen an die Email der Top & Secret GmbH schickte.

KENNY  | die wilden Kerle ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt