8

108 12 20
                                    

Die Woche nach dem Vorfall auf der Party verbrachte ich mit Lernstoff zusammentragen und zu Lernzetteln formen, weiteren Probearbeitstagen und meinem ersten festen Arbeitstag in einer kleinen japanischen Bäckerei

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Die Woche nach dem Vorfall auf der Party verbrachte ich mit Lernstoff zusammentragen und zu Lernzetteln formen, weiteren Probearbeitstagen und meinem ersten festen Arbeitstag in einer kleinen japanischen Bäckerei. Meine Tage begannen von da an um vier Uhr morgens, denn ich half von Mittwochs bis Freitags morgens vor Beginn meiner Uni-Veranstaltungen aus und hatte dann noch eine Sonntagsvormittagsschicht. Das Gute war, ich bekam meinen Lohn wöchentlich und durfte zudem auch noch übriggebliebene Waren mit nach Hause nehmen. Zwar stillten sie nicht ganz meinen Hunger, aber für diese eine Woche kam ich auch mit einem Brötchen am Tag und genug Wasser aus.
Miyoung ließ mich die ganze Woche nicht in Ruhe, denn nur einen Tag nach dem Vorfall, hatte Yoongi Jisung kontaktiert und nach meinem Wohlbefinden gefragt. Meine Freundin hatte daraufhin gefragt, ob sie ihm meine Nummer weitergeben sollte, doch ich lehnte ab und sagte ihr, sie solle einfach sagen, dass es mir blendend ging und dass ich die Sache bereits wieder vergessen hatte. Das war aber eigentlich nicht der Fall. Noch immer spürte ich den Griff dieser warmen, schwitzigen Hand um meinem Handgelenk und manchmal wachte ich morgens auf und sah dieses seltsame Gesicht vor Augen, das mich wie eine gruselige Maske verfolgte.

An diesem Tag machte ich mich frühmorgens für die Sonntagsschicht fertig. Auf diese Schicht freute ich mich ganz besonders, da ich heute meinen ersten Lohn bekommen würde. Und das bedeutete wiederum, dass ich ab morgen nicht mehr hungern musste.
Die Schicht verlief reibungslos und auch, wenn mein Gehalt nicht gerade viel war, freute ich mich tierisch. Ich brachte das Geld schnell in meine Wohnung, nahm eine Dusche und schnappte mir dann meine Zeichenutensilien, um in den Park zu gehen. Ich hatte mir den Tag für heute freigeschaufelt, um mich einfach auf eine Parkbank zu lümmeln, eingepackt in einen unförmigen Wintermantel und die dickste Mütze die ich besaß, um in der spätherbstlichen Kälte nicht zu erfrieren, während ich irgendetwas auf mein Papier kritzelte.
Die Motive, die ich festhielt, hatten allerdings leider nichts mit dem Park zutun, wie ich es zuvor geplant hatte. Meine Gedanken kreisten immer noch um die Feier von letztem Freitag und die Gesichter, die immer wieder in mein Gehirn projiziert wurden. Weil ich hoffte, dass ich die Begegnung mit Kang Hanju dadurch verarbeiten konnte, fing ich an, sein seltsames Gesicht aufzumalen. Auch, wenn ich für diese Zeichnung einen comicartigen Stil anwendete, wirkte dieses Gesicht zu gruselig echt. Vermutlich, weil es in echt auch bloß eine unechte Widergabe von dem war, was es ursprünglich dargestellt hatte.
Als ich mit ihm fertig war, begann ich das zweite Gesicht zu zeichnen und schon bald war es nicht mehr nur ein Gesicht, sondern auch ein Oberkörper in schneidigem, zerknittertem Jackett und ein dunkles Fenster im Hintergrund. Ich verlor mich in der Zeichnung, die ich anfertigte, so dass ich bemerkte, dass sich irgendetwas an meinem ausgestellten Hosenbein zu Schaffen machte, als es schon zu spät war.

Schrill schrie ich auf, als ich den kleinen Hund entdeckte, der sich bei meinem Aufschrei erschrak und mit seinen kleinen Zähnchen von meinem Hosenbein abließ. Vor lauter Schreck hatte ich die Beine hochgezogen und angewinkelt. Mein Zeichenblock war auf den Boden gefallen und das kleine Hündchen nahm ihn sofort ins Visier.
"Wag es dich", mahnte ich, streckte mich auf der Bank aus, um auf dem Boden nach meinem Zeichenblock zu greifen, bevor der plüschige, braune Hund sich auch noch daran verbeißen konnte. Als ich meinen Block hatte, hockte ich mich wieder hin, außer Reichweite des Hundes. Allerdings hatte ich unterschätzt wie hoch dieses kleine Tier springen konnte, denn sofort schnappte es wieder nach meinem Hosenbein und ich schrie erneut.
"Holly!", hörte ich einen Ruf und der Hund hielt kurz inne. Bei einem weiteren Ruf, der schon näher erklang, ließ er endlich von mir ab und drehte sich mit wedelndem Schwanz um. Unschuldig hechelte der Hund, sah kurz aus schwarzen Knopfaugen zu mir auf und sah dann wieder in Richtung seines Herrchens, das uns endlich erreicht hatte und seinen Hund anleinte. Ich atmete auf.
"Tut mir leid, normalerweise läuft Holly nicht einfach weg, aber heute- ... Moment, Sie sind die Frau von der Party. Wie geht es Ihnen?"
Ich zuckte noch einmal zusammen, als ich nach oben sah und realisierte, dass Min Yoongi vor mir stand. Kurzerhand setzte er sich neben mich und ich schielte nicht gerade begeistert zu seinem Hund Holly. Dieses kleine, plüschige Tier sah so harmlos aus, aber ich wusste, dass es durch seine Knopfaugen hindurch den reinsten Hass gegen mich versprühte.

"Sie sind kein Hunde-Fan, huh?", stellte er eine weitere Frage und ich zuckte mit den Schultern.
"Ich würde eher sagen, dass ich unter den Hunden dieser Welt nicht gerade viele Fans habe. Irgendetwas an mir mögen sie einfach nicht." Wie zur Bestätigung meiner Aussage, zog ich meine Beine näher an meinen Körper und beobachtete Holly, die wiederum mit ihrem Blick meinem herabbaumelndem Schnürsenkel folgte, als würde sie gleich nach ihm schnappen wollen, wie nach meinem weiten Hosenbein.
"Ihre Hündin hat es auch auf mich abgesehen, obwohl sie so harmlos wirkt."
"Holly ist ein Männchen."
"Dann muss er wohl einen Narren an mir gefressen haben. Sie sollten Ihren Hund wirklich zügeln, damit er wildfremden Studentinnen nicht die Hosenbeine zerbeißt."
Min Yoongi lachte und ich linste zu ihm hinüber, während er über das ganze Gesicht strahlte, als hätte ich ihm den Tag versüßt.
"Da mache ich mir keine Sorgen. Sie sind die erste, die solch eine Aufmerksamkeit von Holly genießen darf."
Ich schnaubte. "Na, das freut mich natürlich zutiefst."

Er lachte erneut und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Ich betrachtete sein Profil, die zugekniffenen Augen, die schwarzen Haare, die ihm sanft in die Stirn fielen. Er schien mein Starren zu bemerken, denn er wandte mir das nun fragende Gesicht zu und ich starrte einfach weiter. Mist, ich hatte seine Nase in meinem Bild überhaupt nicht getroffen.
"Sie starren", merkte Min Yoongi an.
"Ich observiere."
"Und was?"
"Ihre Nase."
"Meine ... Wieso?"
Ich setzte mich auf, ließ die Beine aber angewinkelt auf der Bank und blätterte durch meinen beinahe vollen Zeichenblock, bis ich wieder bei der Zeichnung war, die ich von ihm angefertigt hatte.
"Ich habe Ihre Nase überhaupt nicht getroffen. Dabei hätte es schwieriger sein müssen, Ihre Augen mit diesem scharfen Blick richtig einzufangen. Aber ich denke, das ist mir ganz gut gelungen."

Yoongi nahm mir mit der freien Hand die Zeichnung aus der Hand und betrachtete sie.
"Haben Sie das an dem Abend gezeichnet?"
Ich schüttelte den Kopf. "Heute."
"Beeindruckend." Er nickte und gab mir meinen Zeichenblock zurück, während ich ihn nun perplex anstarrte. Sein Kompliment war so nebensächlich gewesen, aber dennoch fühlte es sich so aufrichtig an, wie bei kaum jemand anderem.
"Aber jetzt zurück zu dem, was ich eigentlich erfahren wollte. Haben Sie sich von dem Abend erholt?"
Ich ließ mir Zeit mit meiner Antwort, packte meine Zeichensachen unter ständiger Beobachtung zusammen und warf zwischendurch den ein oder anderen abschätzenden Blick zu meinem Gesprächspartner.
"Ich weiß ja nicht, warum Sie das so sehr interessiert, aber ja. Es war nur eine Kleinigkeit, nicht der Rede wert." Außerdem hatte ich in der letzten Woche genug andere Probleme, um die ich mich kümmern musste, so dass der letzte Freitag erst heute wieder richtig zum Vorschein gekommen war und sogar einen Platz in meinem Zeichenblock ergattern konnte.

Min Yoongi seufzte.
"Genau deswegen interessiert es mich so sehr, weil Sie versuchen daraus etwas zu machen, das es nicht wert ist, beachtet zu werden. Es ist nicht okay, dass Ihnen so etwas passiert ist."
Ich schulterte meine Tasche und zuckte die Schultern. Mit einem letzten Blick auf Holly entschied ich, dass ich es wohl wagen konnte meine Beine wieder auf den Boden zu stellen.
"Nein, es ist nicht okay, aber das ist etwas mit dem ich klarkommen muss und nicht Sie. Auf Wiedersehen." Ich wusste, meine Verabschiedung war forsch und er hatte es nicht verdient so abgespeist zu werden, nachdem er mir geholfen hatte. Aber was brachte es mir, wenn er mich bemitleidete und ich die Sache dadurch weiter mit mir herumtragen musste? Je schneller ich den Vorfall vergaß, desto besser.

 Aber was brachte es mir, wenn er mich bemitleidete und ich die Sache dadurch weiter mit mir herumtragen musste? Je schneller ich den Vorfall vergaß, desto besser

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

[Hello! Ich habe nicht viel zu sagen, denn ich muss jetzt dringend an etwas neuem Schreiben, bevor ich zu erschöpft bin, einen Finger zu rühren.
Ich hoffe, ihr hattet einen entspannten und schönen, sonnigen Tag! Wir lesen uns! <3]

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt