[woups, my finger slipped.]
Keine halbe Stunde nach dieser mir schaurig nachhängenden Situation im Studio, stand ich an der Bushaltestelle und wartete fast sehnsüchtig darauf, diese Wohngegend verlassen zu können. Mein Verhalten hing mir noch immer nach, mein Kontrollverlust, Yoongis abgewandter Blick und seine distanzierte Haltung in der Küche, als ich zu ihm gekommen war, um ihm zu sagen, dass ich lieber nach Hause fuhr, weil mir plötzlich übel war. Natürlich war die Übelkeit nur vorgetäuscht, der Appetit auf eines von Yoongis leckeren Frühstücks war mir dennoch vergangen. Vor allem, als ich sah, dass er nur immer weiter Abstand zwischen uns bringen wollte.
Mit dieser Abneigung hatte ich nicht gerechnet. Sie gab mir das Gefühl, dass ich Yoongi so ein Unwohlsein beschert hatte, dass er am liebsten nichts mehr von mir wissen wollte.
Die Erinnerung an den Abend, an dem dieser schmierige Typ - wie hieß er noch gleich? - mir aufgelauert war, drängte sich in mein Gedächtnis. War mein Blick so rübergekommen? Bedrängend und creepy? Dabei hatte ich meine Blickrichtung für eine Sekunde nicht unter Kontrolle gehabt. Mein Blick war einfach hinuntergewandert, ohne, dass ich es hatte steuern können.
Ich dachte vermutlich schon wie einer dieser Creeps und suchte nur nach einer Ausrede.
Verzweifelt ließ ich mich mit dem Rücken gegend die Plexiglaswand der gepflegten Bushaltestelle sinken und legte den Kopf in den Nacken, bis er gegen den Widerstand hinter mir stieß.
Verwirrung breitete sich in meinem Gehirn aus. Gemischte Gefühle. Yoongi schenkte mir so viel Aufmerksamkeit, er war so zuvorkommend und lieb und manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, da könnte vielleicht auch von seiner Seite aus etwas mehr sein. Und dann passierte sowas wie vorhin und ich glaubte, mir das alles nur eingebildet zu haben. Ich hatte zu viel hineininterpretiert, ganz klar. Yoongi und ich waren einen Vertrag eingegangen, der besagte, dass unsere Beziehung strengen Regeln unterlag und rein geschäftlich vonstatten ging. Dass er obendrein nett zu mir war, lag nur an seiner freundlichen Natur, nichts weiter.
Doch mein Gehirn wollte etwas anderes glauben.~*~
Endlich konnte ich in meinen Bus steigen. Die gesamte Fahrt über war ich einfach nur benommen. Meine Gedanken kamen und gingen und als ich dann ausstieg, bemerkte ich meinen Fehler. Ich war aus alter Gewohnheit an der Station ausgestiegen, die mich zu meinem alten Wohnort brachte. Ein ungläubiges, humorloses Lachen entkam mir. Sollte das ein Zeichen dafür sein, dass das hier der wahre Ort war, an den ich hingehörte? Eine Erinnerung daran, von woher ich eigentlich kam.
Der nächste Bus kam erst in einer halben Stunde, also begann ich, mich umzusehen.
Hier hatte sich nichts verändert. Alles war grau, die wenigen Rasenflächen waren verdörrt, die Mülltonnen, die unschön neben den Gebäuden standen, quellten allesamt über. Schrott lag vor den Häusern verteilt, die Fenster waren milchig oder so schmutzig von jahrzehntelangem Dreck, dass man nicht durch sie hindurchblicken konnte. Nur wenige Scheiben waren sauber und mit altmodischen Gardinen bedeckt, damit man auch dort nicht hineinsehen konnte.
Schon lange nicht mehr hatte ich diese Gegend so gesehen. Für mich war sie vor ein paar Wochen Alltag gewesen. Ich hatte den ganzen herumfliegenden Schrott nicht gesehen, die überquellenden Mülltonnen einfach ignoriert. Wie alle es hier taten, weil einem nichts anderes übrig blieb.
Jetzt sah ich, wie schlimm es hier war.
Ich eilte zurück zur Haltestelle. Nun war mir tatsächlich schlecht. Nicht, wegen der Gegend selbst oder dem Gedanken an die Menschen, die dort leben mussten. Ich hatte einfach das Gefühl, ich hatte mich verändert. So wie Miyoung sich verändert hatte.
All der Luxus, den ich jetzt lebte, auch, wenn er nicht die Ausmaße angenommen hatten, wie Miyoung sie lebte, all das ließ meine Ansprüche steigen. Dass ich zufällig in meiner alten, abgewrackten Wohngegend landete, sollte wohl ein Wink mit dem Zaunpfal des Schicksals sein, um mich daran zu erinnern, wie meine Realität ausgesehen hatte. Und wie sie wieder aussehen würde, wenn meine Vereinbarung mir Yoongi ein Ende nahm.
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Sugar Coated || min yoongi
FanficKunststudentin Lim Kiran ist pleite, hoch verschuldet und braucht dringend einen neuen Job. Ihre vorherigen Nebenjobs endeten entweder im Desaster oder bezahlten nicht genug, um ihre anfallenden Studiengebühren und die Mietkosten ihrer Ein-Zimmer-Wo...