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Wenn wir drinnen waren, war Holly eigentlich ziemlich leicht zu händeln

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Wenn wir drinnen waren, war Holly eigentlich ziemlich leicht zu händeln. Zwischendurch spielten wir miteinander, dann machte er es sich auf der Couch gemütlich und schlief und ich arbeitete an einem Bild für einen meiner Praxiskurse.
Der Nachmittag kam schnell, Holly ließ sich brav die Ohrbehandlung gefallen, aß sein Essen, während ich meines zubereitete und dann gingen wir noch eine Runde nach draußen.
Wer hätte gedacht, dass Hundesitten doch so entspannt sein konnte? Nach dem Schrecken heute Morgen war Holly der liebste Hund, der mir je untergekommen war. Vielleicht lag es auch daran, dass ich ihm immer mal wieder ein Leckerli gab oder ihn beim Spielen lobte.
Entgegen meiner Erwartungen gab es keine zerbissenen Kleidungsstücke mehr, er hatte kein einziges Mal gebellt und der möderische Teddyblick hatte das mörderische mit der Zeit irgendwie verloren.
Am Abend saßen wir dann vorm Fernseher, ich mit der Fernbedienung ringend und Holly gelangweilt auf der Couch sitzend. Als ich kurz davor war, die Fernbedienung einfach ans Ende der Couch zu werfen und es für heute aufzugeben, stand Holly auf und legte den Kopf auf meinen angewinkelten Arm. Mit vorwurfsvollem, aber gleichzeitig ruhigem Blick sah er mich an und ich konnte nicht anders, als dankbar zu lächeln. Sofort war ich etwas ruhiger und probierte mich weiter durch, bis ich endlich aus den Einstellungen rausgefunden und auf einen Sender geschaltet hatte.
Mit diesen Flachbildfernsehern musste man erst einmal klarkommen. Ich selbst hatte am Anfang meines Studiums nur einen Röhrenfernseher besessen, den ich gebraucht gekauft und der nach einem halben Jahr komplett den Geist aufgegeben hatte. Dieses Ding hier hatte so viele Einstellungen und Optionen und Apps, dass man erst einmal herausfinden musste, welche Funktion welcher Knopf besaß. Ich kam mir vor, als hatte ich bis vor kurzem noch in der Steinzeit gelebt.

Um halb sieben schickte mir Yoongi eine Nachricht, dass es später werden würde und es ihm leidtat. Zu dem Zeitpunk war Holly schon auf meinem Schoß eingeschlafen und ich sah mir ein Kdrama an, das mich mehr fesselte, als ich gedacht hätte.
Ich schrieb ihm zurück, dass er sich keine Sorgen machen musste und gab ihm noch ein kleines Update von Hollys und meinem Tag.
Danach wollte ich mich wieder auf die Folge konzentrieren, aber plötzlich kam mir der Gedanke, wie seltsam dieser Austausch gerade gewesen war. Ich hatte ihm zurückgeschrieben, als kannten wir uns schon mindestens ein paar Monate, wenn nicht sogar ein paar Jahre. Ich hatte ihm sogar ein Daumen-hoch-Emoji geschickt, ohne groß darüber nachzudenken. Das war etwas, das ich höchstens bei Miyoung tat und das passierte nicht wirklich oft.
Ich öffnete erneut den Chat und sah plötzlich Potenzial für eine Reihe von lächelnden, bunten Emojis, die ich an die Nachrichten an Yoongi anhängen könnte. Dabei war er sowas wie mein Chef. Nicht nur sowas wie, er war mein Chef. Er bezahlte mich und stellte mir die Wohnung.
Dennoch schaute ich mir gerade seine Nachrichten an und bemerkte, wie freundlich sie allesamt klangen. Nicht auf eine distanzierte Art, wie es mir vorkam, außer, ich bildete es mir ein.

~*~

Ein Klingeln riss mich aus einem schier endlosen Dämmerzustand. Statt des Kdramas lief nun eine Sitcom oder sowas in der Art im Programm und Holly bellte im Takt des durchdringenden Klingelns, das gerade abebbte.
Mit einem Blick zur Uhr in der Küche, stellte ich fest, dass es bereits halb zehn war. Ich rieb mir über die Augen und bat Holly zur Ruhe, bevor ich die Tür öffnete und Yoongi davor auftauchte. Gestresst und entschuldigend sah er mich an.
"Es ist noch später geworden, als gedacht. Eigentlich war ich immer noch nicht fertig mit allem, aber ich dachte, ich hätte deine Zeit nun genug strapaziert und hab die Arbeit für heute weggelegt. Es tut mir wirklich leid, Ran."
Ich winkte ab und bat ihn hinein, da ich Hollys Sachen noch zusammensammeln musste.
"Du musst dich nicht entschuldigen, der restliche Tag war wie gesagt ziemlich ruhig und gerade haben Holly und ich wohl beide auf der Couch ein Nickerchen gehalten." Wie zur Untermalung meiner Aussagen gähnte ich und hob ein quietschendes Spielzeug auf, das Holly sofort in helle Begeisterung versetzte. In Sekundenschnelle war er bei mir und verlangte nach dem Spielzeug.
Mit entschuldigendem Blick packte ich den Ball weg und versuchte den ausgebreiteten Tunnel zusammenzufalten.
"Lass mich dir helfen", sagte Yoongi schnell, als klar wurde, dass ich das Ganze viel zu umständlich anging, und faltete das Teil aus Stoff und Draht in Sekundenschnelle zusammen.
Wir sammelten noch den Rest zusammen ein und als ich mit einem Berg an Spielzeug zurück zu Yoongi ging, der sich gerade - bekleidet in einem eleganten dreiteiligen Anzug - zur Tasche hinunter bückte, so dass die aufgeknöpfte Anzugjacke locker um seinen Oberkörper fiel und eine Strähne seines Haares in seine Stirn fiel, begann mein Herz zu rasen. Das einzige, an das ich dachte, war, dass ich noch nie lieber einen Mann im Anzug gemalt hatte, als in diesem Moment. Männer in Anzügen waren normalerweise nicht der Gegenstand meiner Kunst, eher Gesichter voller Emotionen, oft voller trauriger, schmerzlicher Emotionen, grübelnde Mimiken, keine alltägliche Szene, in der sich ein gutaussehender Mann, ein angesehener CEO eines Entertainments, sich zu einer Tasche voller Hundespielzeug hinabbückte, um sie aufzuheben.
Beinahe entkam mir ein ungläubiges Lachen über mich selbst und meinen peinlichen Gedankengang. Was war mit mir los, dass ich Yoongi just in diesem Moment einfach gerne zurück in besagte Position gebracht und ihn auf der Stelle gemalt hätte?

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt