10

86 12 10
                                    

Wir mussten in die entgegengesetzte Richtung

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Wir mussten in die entgegengesetzte Richtung. Nach einem kleinen, schweigsamen Spaziergang durch den Park, kamen wir am Seiteneingang an und bogen dann auf den Gehweg ab. Yoongi steuerte auf einen schwarzen SUV zu und genau da geriet ich ins Stocken. Denn was war, wenn Yoongi genau so eine Person war, die ich vermeiden wollte und er hatte mich mit psychischen Tricks zu seinem Wagen gelockt? Allerdings war er bisher ziemlich freundlich gewesen. Doch der Eindruck konnte täuschen, vielleicht war das alles pure Berechnung gewesen.
"Sie starren schon wieder. Ist es wieder die Nase, die Ihnen nicht gelungen ist?"
Ich erinnerte mich an unsere erste Konversation im Park und an das Bild, das ich seitdem schon fünf weitere Male gemalt hatte. Ein belustigt-interessierter Ausdruck war auf Yoongis Gesicht getreten und man konnte mich naiv nennen, aber ich fühlte mich in seiner Gegenwart bei weitem nicht unwohl. Zugegebenermaßen eher im Gegenteil. Und das, obwohl er einen Hund hatte und ich Menschen mit Hunden oft eher mit kritischer Angst vom Weiten begutachtete.
"Nein, ich habe nur kurz überlegt, ob Sie mich jetzt verschleppen. Das tun Sie doch nicht, oder?"
"Oh, ist mein Angebot so rübergekommen?"
"Eigentlich nicht, mein Gehirn scheint sich seit Ihrer Frage allerdings gerne Sachen einzubilden. Fahren wir einfach, jetzt wird es echt langsam kalt."

Der junge Mann beäugte mich überlegend, hielt mir dann aber die Tür zum Beifahrersitz auf und hielt Holly zurück, der in den Wagen springen wollte.
"Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich ihn zu Ihnen setzen würde? Beim Fahren ist er immer ruhig", versicherte er mir und hielt seinen Hund solange zurück, wie er auf eine Antwort von mir wartete. Auch wenn ich nicht der größte Hunde-Fan war, konnten wir das arme Tier ja auch nicht haltlos auf den Rücksitzt verbannen.
"Von mir aus halte ich ihn auch", bot ich an und streckte die Arme aus, als würde es mir nichts ausmachen. Meine Hände zitterten allerdings unübersehbar. Das letzte mal, als ich einen Hund festgehalten hatte, hatte nicht gerade gut geendet.

"Sind Sie sich sicher? Ihm passiert im Fußraum nichts, solange Sie nicht auf ihn drauftreten."
Entgeistert sah ich ihn an.
"Ich würde doch niemals auf ihn drauftreten, auch wenn ich nicht gut mit Hunden auskomme. Geben Sie ihn mir. Vielleicht werden wir ja doch noch Freunde."
Yoongi lachte und hob seinen Hund hoch, um ihn mir auf den Schoß zu setzen. Zuerst beäugte mich Holly, als würde er mir in die Nase beißen wollen, aber dann rollte er sich auf meinem Schoß zusammen und ich atmete erleichtert aus. Mein Herz pochte mir dennoch bis zum Hals.
"Ich wollte Ihnen nicht unterstellen, dass Sie ihn mit Absicht treten würden", erklärte Yoongi noch schnell und schloss dann die Tür. Während er gemächlich um den Wagen herum ging, schnallte ich mich an.

Yoongi setzte sich auf den Fahrersitz, startete den Wagen, fuhr an und sagte mir, ich solle ihm einfach sagen, wo wir lang mussten. Da wir mit dem Auto nicht die Strecke entlangfahren konnten, die ich normalerweise lief, brauchten wir genauso lange, wie ich zu Fuß gebraucht hätte. Allerdings genoss ich die Wärme in diesem Wagen und die von Holly ausging, der sich auf meinem Schoß wirklich sehr wohlzufühlen schien, denn er war wohl kurzfristig eingeschlafen. Ein schlafender Hund war gar keine üble Sache, wenn man fror.
"Ist es hier?", fragte Yoongi, als wir an meiner Straße angekommen waren. In der Dunkelheit konnte man nicht erkennen, welches Haus welches war. In meiner Wohngegend war immerhin nicht gerade viel Straßenbeleuchtung angebracht.
"Ein Stück noch, halten Sie einfach da vorne bei den Containern."
"Das sieht hier ganz schön zwielichtig aus. Warum wohnen Sie nicht in einem Studentenwohnheim?"
Yoongi hielt an und stellte den Motor ab.
"Ich habe keinen Platz bekommen und als ich dann doch eine Chance auf einen Platz hatte, hatte ich gerade nicht die finanziellen Möglichkeiten für ein Wohnheimzimmer. Ein Einzelzimmer in einer zwielichtigen Gegend ist da doch kostengünstiger. Zumindest, wenn man zwei Jobs hat."

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt