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Hinter der weitreichenden Fensterfront im Wohnzimmer war der Himmel mittlerweile so dunkelblau gefärbt, dass er fast schwarz erschien

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Hinter der weitreichenden Fensterfront im Wohnzimmer war der Himmel mittlerweile so dunkelblau gefärbt, dass er fast schwarz erschien. In der Reflexion der deckenhohen Fenster war das Licht des Wohnzimmers zu sehen, das erstaunlich warm für diesen schwarz-weiß eingerichteten Wohnbereich waren.
Mrs. Min hatte sich noch mitten im Abendessen verabschiedet. Sie hatte uns allerdings einen Nachtisch dagelassen. Erdbeer Mascarpone Creme. Wie sie die, zusammen mit dem Abendessen, so schnell hergezaubert hatte, war mir ein wahres Rätsel, aber vielleicht war es auch einfach die Magie einer Mutter. Zumindest gefiel mir die Vorstellung davon ziemlich gut. Die Creme schmeckte dadurch jedenfalls nur noch besser und ich versuchte mir jeden Löffel so langsam wie möglich auf der Zunge zergehen zu lassen und jeden kleinen Geschmack zu schmecken, jede Konsistenz zu spüren. Die weiche, milchige Creme, das sämige, fruchtige Erdbeerpürree, die festen, saftigen Erdbeeren. Ich wünschte, Yoongis Mutter wäre noch zum Nachtisch geblieben, damit ich ihr wenigstens ein Lob geben konnte, viel lieber aber noch einen Dank, denn die Creme schmeckte wie etwas, das man für jemanden zubereitete, den man wirklich gernhatte.
Auch Yoongi aß seinen Naschtisch langsam. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass er mehr versuchte, sich an mein Tempo anzupassen, statt sie wirklich so eingängig zu schmecken, wie ich es tat.

Bevor ich mein Dessertglas geleert hatte, leckte ich meinen Löffel noch ein zweites Mal ab und ließ es dann in der Luft schweben.
Es war nun viel zu lange Still gewesen und an sich war es keine unangenehme Stille, nur mit der Zeit mischte sich etwas meiner Nervösität darunter und ließ mich die Ruhe immer mehr wahrnehmen.
Auch Yoongi begann nun inne zu halten.
"Schmeckt dir der Nachtisch nicht? Du musst ihn nicht essen, wenn er nicht dein Fall ist. Ich werde auch nichts verraten."
Ich konnte das Lächeln nicht zurückhalten, das sich anbahnte und war dankbar für die Auflockerung.
"Der Nachtisch schmeckt so gut, dass ich ihn stundenlang in mich hineinschaufeln könnte. Ich wollte nur-", schwer atmete ich aus. "Vorhin dachte ich noch, ich könnte es erzählen, aber jetzt weiß ich nicht, wie ich anfangen soll. Vielleicht willst du es dir auch gar nicht anhören."
Yoongi legte seinen Löffel beiseite und stützte sich mit den Unterarmen auf den Tisch. Er lehnte sich vor.
"Das kann ich dir erst sagen, wenn ich weiß, worum es geht."
Ich schaute überall hin, nur nicht zu ihm. Irgendwann fiel mein Blick auf den zusammengerollten Holly, der sich in unserer Nähe ausruhte und ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, das sowohl zugeneigt war, als auch schmerzlich.
"Der Grund, warum ich so eine Angst vor Hunden habe." Mein Blick fuhr zurück zu Yoongi. "Und sehr wahrscheinlich auch noch einiges mehr, weil zu dieser Situation einiges an zusätzlichen Begebenheiten gehört, um es besser verstehen zu können. Ich werde vermutlich ziemlich weit ausholen."
Yoongi nickte. "Ich höre zu."
"Selbst, wenn es die ganze Nacht dauert, weil ich schon so lange nicht darüber geredet habe und vermutlich nicht einmal weiß, was ich als erstes erzählen soll?"
"Selbst dann. Ich höre solange zu, wie du es willst."

Ich presste die Lippen aufeinander und nickte ebenfalls. Nur bis ich einen Anfang fand dauerte es noch ein paar Herzschläge. In der Zeit sahen Yoongi und ich uns einfach nur an. Die Zeit schien während dessen stehen zu bleiben. Keiner rührte sich. Das einzige, was zu hören war, war mein Herzschlag und Yoongis leises Ein- und Ausatmen. Der süßliche Geruch unserer Desserts stieg mir in die Nase und es war so wohltuend, dass ich allen Mut zusammennahm.
"Ich war dreizehn, glaube ich, als eines Nachmittags plötzlich ein großer, schwarzer Hund in unserer Küche stand und mich zähnefletschend begrüßte. Um Strom zu sparen, war meistens überall das Licht aus und wenn man vom Flur aus in die Küche treten wollte, dann dauerte es einen kurzen Moment, um sich an das grau-blaue Winterlicht von draußen zu gewöhnen, das durch ein viel zu kleines Fenster in die Küche schien. Ich hatte das Knurren gehört, bevor ich das Tier gesehen hatte, das Tier hat geknurrt, bevor es mich vollends wahrgenommen hatte. Ich war nur einen Schritt in die Küche getreten und es ist auf mich zugesprungen und hat aggressiv gebellt. In der Küche gab es einen alten Wandschrank, der aber schon seit unserem Einzug dort zugebaut worden war. An ihrem Griff war die Leine befestigt, so dass der schwarze Hund inmitten der Küche zurückgezerrt wurde. Ich hatte aber bereits so einen Schreck bekommen, dass ich nach hinten gestolpert war und mir den Kopf an einem Schrank im Flur angestoßen hatte. Keine Ahnung, was dann passiert war. Das nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass mein Vater über mich drüberstieg und das Tier in der Küche begrüßte."

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt