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Wir waren umgeben von Geschäftsleuten in teuren Kostümen, die an Cafétischen in ihren Laptops versunken waren und sich nebenbei mit einer Tasse Kaffee wach hielten

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Wir waren umgeben von Geschäftsleuten in teuren Kostümen, die an Cafétischen in ihren Laptops versunken waren und sich nebenbei mit einer Tasse Kaffee wach hielten. Beinahe alle arbeiteten, nur wenige Besucher hatten sich zu zweit oder zu dritt um einen Tisch gesetzt und redeten angeregt miteinander.
Ich nippte an meinem Kamillentee, während ich den Blick über die Leute wandern ließ. Manchmal fragte ich mich, wie es wäre, wenn ich mich auch für einen stabilen Job entschieden hätte und der Kunst absagte. Würde ich dann auch schwarze oder dunkelblaue Bleistiftröcke mit dem passenden Blazer tragen und meine Haare kunstvoll hochstecken, statt sie in unordentliche Dutts zu stecken, damit sie mir beim Malen nicht im Weg waren? Würde ich dann auch ständig auf einen Bildschirm blicken und mir zwischendurch in die Nasenwurzel kneifen, weil ich nicht mehr draufschauen konnte?
Yoongi tat gerade genau das. Er hatte seine Brille, die er erneut aufgesetzt hatte, hochgeschoben, die Augen zugekniffen und massierte sich die Nasenwurzel, bevor er seine Brille wieder richtete und, mit einem letzten Blick auf das Display, sein Handy ausschaltete.
"Tut mir leid, ich habe gerade eine wichtige E-Mail bekommen, die ich schnell durchgehen musste."
Ich nippte erneut an meinem Tee und warf über den Tassenrand einen Blick zu Yoongi hinüber. Er griff nach seiner Kaffeetasse und hielt dann in der Bewegung inne, als er meinen Blick bemerkte.

Vorsichtig stellte ich meinen Tee zur Seite.
"Hat man als CEO jemals Feierabend?" Ich warf noch einen Blick auf die anderen Gäste des Cafés. Vielleicht musste man auch nicht unbedingt CEO einer Firma sein, um noch nach den regulären Arbeitsstunden mit der Arbeit beschäftigt zu sein.
"Wie ist es mit dir als Studentin und Künstlerin, die noch nebenbei Arbeiten muss? Gab es bei dir je einen Feierabend?"
Nein, den hatte es nicht gegeben, immerhin hatte meine Existenz von all der Extra-Arbeit abgehangen.
"Das sollte keine Anschuldigung sein. Ich finde es nur ... traurig. Zumindest hat es mich ständig traurig gemacht. Ich hatte nie genug Zeit, mich bloß auf mein Studium und die Kunst zu fokussieren. Und ich war in keinem der Aushilfsjobs gut, die ich machen musste, um mich über Wasser zu halten. Vielleicht, wenn ich mir bestimmte Dinge eher gefallen gelassen und die Zähne zusammengebissen hätte, dann wäre es etwas einfacher gewesen. Aber für welchen Preis?"
Yoongi sah mich ruhig an, als ich den Blick hob. Er schien sich meine Worte durch den Kopf gehen zu lassen. Er hob seine Tasse ein weiteres Mal zu seinem Mund und nahm einen Schluck. Als er die Tasse wieder absetzte, leckte er sich über die Lippen und seufzte dann. Er wirkte plötzlich viel jünger, als er meinen Blick wieder auffing und gleichzeitig sah er so aus, als hatte er in seinem jungen Leben schon eine ganze Menge durchgemacht.

"Während meines Studiums ging es mir ähnlich, wie dir", sagte er mit einem Ton voller Traurigkeit und Müdigkeit. "Ich habe versucht eine Stelle als Producer zu bekommen und wurde an jedem einzelnen Enternainment abgelehnt. Meine Eltern waren von vornerein nicht davon angetan gewesen, dass ich ins Musikgeschäft einsteigen will und ich war für eine lange Zeit auf mich alleine gestellt. Ich musste eine viel zu teure Miete für ein Zimmer zahlen, dass ich mir mit Kakerlaken teilen durfte, mein Nebenjob war bei einem Korean Chicken Restaurant als Lieferjunge und ich hatte bloß einen klapprigen Motorroller, der mindestens einmal im Monat den Geist aufgegeben hat. Ich habe für eine Zeit meine Leidenschaft verloren, war tagsüber an der Uni, von Abends bis Nachts Essen ausliefern und anschließend habe ich mich mit Kaffee wachgehalten, um zu schreiben und zu komponieren. Alles, um mich an den freien Wochenenden, die ich hatte, mit Schlaftabletten zuzudröhnen und den Schlaf nachzuholen, den ich mir selbst genommen habe."
Ich schluckte. Das klang härter, als alles, was ich durchgemacht hatte. Aber konnte ich das sagen, wenn unsere Situationen zwar ähnliche, aber nicht die selben waren?
"Ich arbeite nur so viel, wie ich es tue, weil ich endlich das machen kann, was mich erfüllt und wofür ich atme. Für diesen Job wache ich jeden Tag wieder auf. Sicherlich geht das nicht allen so, aber die Arbeit, die ich in die Erfüllung meiner Träume gesteckt habe, ist einer der Gründe dafür, dass wir jetzt hier sitzen und uns unterhalten können."

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt