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Mit verzogenem Mund sah ich auf mein Handy, auf dem gerade die App meiner Bank geöffnet war

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Mit verzogenem Mund sah ich auf mein Handy, auf dem gerade die App meiner Bank geöffnet war. Die Überweisung für meine Miete war bereits ausgefüllt, doch mein Daumen schwebte die ganze Zeit über dem Bestätigungsbutton. Ich seufzte laut und erhaschte dadurch ein paar wütende Blicke der anderen Studenten, die gerade in der Bibliothek lernten. Ursprünglich war ich auch für diesen Zweck hergekommen, aber dann hatte ich entschieden, dass ich jetzt entscheiden sollte, ob ich ein Dach über dem Kopf oder Nahrung haben wollte.
Ich drückte auf Bestätigen. Dann wohl das Dach über dem Kopf.
Übrig blieben also noch sechstausendsiebenhundert* Won. Verzweifelt sackte ich auf meine Kursbücher zusammen und vergrub das Gesicht in meiner Ellenbeuge. Wie sollte ich den Monat ohne Essen überstehen? Ich musste unbedingt einen neuen Job finden. Vielleicht half es mir noch etwas mehr dabei, mich zusammenzureißen, jetzt, wo ich am Existenzminimum war.
Ich richtete mich wieder auf und suchte im Internet nach einem spontanen Probearbeitstag. Ich schrieb ein paar Arbeitgeber an, doch der einzige, der zeitnah antwortete, war der Chef einer Gebäudereinigungsfirma. Okay, dann eben Gebäudereinigung. Ich würde diesen anstrengenden Job schon mit meinem Uni-Alltag unter einen Hut bringen können.

Am Ende des Tages kehrte ich mit steifen Armen, schmerzendem Rücken und noch immer ohne Job nach Hause zurück. Der Chef der Gebäudereinigung war zwar nett gewesen, aber er hatte auch klargestellt, dass dieser Job nichts für mich war, so lange ich kein geeignetes Training absolvierte, um mich wenigstens für die einfachen Tätigkeiten dieses Jobs zu qualifizieren. Außerdem hatte er mich ein "dürres, schwaches Mädchen, das kaum belastbar ist" genannt. Etwas verblümter ausgedrückt, aber ich hatte die Message sofort verstanden.
In meinem Zimmer angekommen warf ich mich sofort ins Bett. Meine Energie war an einem neuen Tiefpunkt angelangt und mein Magen schmerzte so sehr, da ich heute bloß ein lauwarmes Mittagessen in der Uni-Kantine gegessen hatte. Dabei konnte ich von Glück sagen, dass meine Karte für die Kantine noch so weit aufgeladen war, dass ich mich zumindest diese Woche über noch ernähren konnte. Das bedeutete aber auch, dass ich noch in dieser Woche einen Job finden und gucken musste, dass ich eine kleine Vorauszahlung bekam. Vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit.

Mein Handy summte und mit schmerzenden Gliedmaßen griff ich nach dem Gerät. Es war eine Nachricht von Miyoung, die ich zuerst ignorierte. Aber dann griff ich erneut nach meinem Handy und las mir den Inhalt der Nachricht durch.

Miyoung: Hey, Ran, es steht immer noch die Party an, von der ich dir letztens erzählt habe. Es wird nur eine kleine Feier sein, damit alle Min Yoongi kennenlernen können, nichts übertriebenes. Hast du nicht doch Lust mitzukommen? Das wird sicherlich spaßig.

Ich grummelte, drehte mich auf den Rücken und begann eine Absage abzutippen, aber dann hielt ich inne. Für den Gedanken, der gerade mein unterernährtes Gehirn streifte, hasste ich mich jetzt schon.

Ich: Gibt es dort Essen?
Miyoung: Essen? Uhm, na klar. Es wird bestimmt Fingerfood geben. Warum?

Ein Seufzen entkam mir. Ich war noch nie auf einer dieser schicken Partys gewesen, aber sicherlich gab es dort reichlich von allem. Es war genau das, was ich niemals wollte: Hilfe von diesen Leuten annehmen, die genug von allem hatten, die alles im Überfluss besaßen und noch viel mehr. Ich hatte mir geschworen, mich alleine durchzukämpfen, ich wollte keine Almosen. Aber vielleicht brauchte ich gerade welche. Es war immerhin einfacher, mir auf dieser Party den Bauch vollzuschlagen, als Miyoung über meine nur kniffliger werdende Lage aufzuklären und sie anzubetteln. Was ich noch mehr hasste, als das Geld dieser Reichen auszunutzen, war meine Freundin um ihre Unterstützung zu bitten, nur damit ich über sie von ihrem Sugar Daddy mitfinanziert wurde. Dieser Gedanke hing mir quer im Rachen.
Schließlich entschied ich mich aber, dass ich mich für dieses eine Mal überwinden sollte. Ich konnte nicht die ganze Woche so gut wie ohne Essen auskommen. Das Wochenende würde vermutlich sonst ziemlich hart werden.

Ich: Okay, ich komme mit. Aber nur dieses eine Mal.
Miyoung: Hallo? Sind Sie wirklich Lim Kiran? Haben Sie meine beste Freundin erdrosselt?
Ich: Schön wär's.
Miyoung: Woher der Sinneswandel? Du hast dich immer gewehrt. Egal, wie oft ich dich zu irgendetwas eingeladen habe. Willst du plötzlich doch jemanden kennenlernen?
Ich: Nein.
Miyoung: Hach, das hätte mich auch gewundert.

Miyoung schrieb mir noch, dass ich am Freitag Nachmittag einfach zu ihr und Jisung kommen sollte, damit wir uns gemeinsam fertig machen konnten. Sie sicherte mir bereits zu, mir eines ihrer Kleider zu leihen und ich wusste sofort, worauf das hinauslaufen würde. Es wäre sicherlich nicht nur ein Kleid, das sie mir leihen würde, ich rechnete mit einem Komplett-Make-Over.
Damit lag ich auch nicht ganz falsch. Als ich Freitag Nachmittag mit leerem Magen auf der Matte stand und Miyoung mich begeistert in das moderne Luxushäuschen mit Gegensprechanlage samt Kamera zog, hatte sie bereits alles Mögliche an Utensilien bereitgelegt. Ihr Ankleidezimmer sah aus wie eine Boutique mit exklusivem Schmink- und Hair-Styling-Bereich. Sie wedelte sofort mit einem Lockenstab herum und ich handelte aus, dass sie mir gerne ein paar leichte Locken machen konnte, es dafür mit dem Make-Up aber dezent hielt. Für ein dezentes Make-Up war Miyoung glücklicherweise auch und es blieb bei natürlich betonten Augen und taupefarbenem Lippenstift. Mein taillenlanges Haar wellte sich schließlich auf meinem Rücken und bei der neuen, kurzfristigen Länge, dachte ich an einen überfälligen, aber für mich unbezahlbaren Friseurtermin.
Als letztes drückte mir Miyoung ein Kleid in die Hand, das sie scheinbar schon bei meiner Zusage ausgewählt hatte, so stolz, wie sie grinste.
"Darin wirst du jedem reichen Junggesellen gefallen", sagte sie zwinkernd und schob mich mit dem Kleid hinter den weiß-goldenen Paravent, der am Ende ihres Ankleidezimmer aufgestellt war.

Seufzend betrachtete ich das schwarze Samtkleid mit einem ziemlich großzügigen Rückenausschnitt. Mit verzogenem Mund entkleidete ich mich schließlich und schlüpfte in das Kleid, das an mir saß wie eine zweite Haut. Es gab noch ein paar Schnüre, die im Rücken zusammengebunden werden mussten, doch das überließ ich Miyoung.
"Ich bin so froh, dass es dir passt. Ich habe dieses Kleid schon so lange, weil ich es einmal als Gastgeschenk von einem Designer bekommen habe, aber ich habe einfach nicht die richtige Figur für dieses Teil."
So kalt mir auch mit dem offenen Rücken werden würde, ich musste doch zugeben, dass Miyoung recht hatte. Das Kleid sah aus, als wäre es wie für mich gemacht, auch wenn es nicht meinem eigentlichen Stil entsprach. Aber was hatte ich auch schon für einen Stil, wenn es um Abendgarderobe ging? Vermutlich war das gar nicht vergleichbar mit meinen sonstigen Second Hand Jeans und den Basic T-Shirts, die es im Supermarkt in meiner Nähe in Fünfer-Packs gab.
"Okay, jetzt mache ich mich fertig und dann können wir los. Dann sind wir genau zur rechten Zeit da, um nicht die ersten, aber auch nicht zu spät für den ganzen Spaß zu sein."

*6

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*6.700,00 Won sind ungefähr 5€

[Hi Leuts. :D
Ich war ein wenig am Trödeln während des Korrekturlesens (und davor während des Lesens meines Fachtextes, woups.)
Jetzt geht's hier aber mal richtig zur Sache, ehehehe.
Aber ich gehe jetzt erstmal spazieren. Wir lesen uns morgen wieder bei Yellow Skies! <3]

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt