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Samstagnachmittag stand ich pünktlich vor dem Kunstmuseum, an dem ich mich mit Miyoung verabredet hatte, aber meine Freundin war nirgendwo aufzufinden

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Samstagnachmittag stand ich pünktlich vor dem Kunstmuseum, an dem ich mich mit Miyoung verabredet hatte, aber meine Freundin war nirgendwo aufzufinden. Die Führung würde in zehn Minuten beginnen und niemand Bekanntes war in Sicht. Ich würde zwar auch alleine gehen, aber ich hatte wirklich kein Extra-Geld, das ich diesen Monat für Freizeitaktivitäten ausgeben konnte. Momentan befanden sich auf meinem Konto nur rote Zahlen, die ich hoffentlich am Anfang nächsten Monats mit meinem Gehalt ausgleichen konnte - sollte ich einen neuen Job finden - und trotz Mietabrechnung nicht wiedersehen würde.
Da es immer knapper wurde, noch an der Führung teilzunehmen, rief ich Miyoung schließlich an.
"Ran?", fragte sie über noch angemessenen Lärm hinweg und ich seufzte.
"Wo bist du?", fragte ich finster. Miyoung teilte Jisung mit, dass sie kurz verschwinden würde, um mit mir zu telefonieren.
"Es ist gerade ganz schlecht, Ran. Ich bin mit Jisung bei einer wichtigen Veranstaltung und- ... Oh."
"Ja, oh. Ich warte hier seit gut fünfzehn Minuten darauf, dass du auftauchst, weil wir für heute verabredet waren. Ich könnte dir den Hals umdrehen."
"So ein Mist. Wenn Jisung und ich jetzt losfahren, dann-" Ich unterbrach sie sofort. Ich war bereits losgelaufen, um zurück nach Hause zu gehen, damit ich mich etwas sinnvollerem widmen konnte. Mir einen Job suchen und an meiner Studienleistung für Kunstgeschichte arbeiten beispielsweise.
"Vergiss es. Ich gehe nach Hause. Hab du Spaß auf deiner Party voller Wohlhabender."

Ich legte auf, schaltete mein Handy aus, da bereits der erste Rückruf von Miyoung kam und rauschte um die nächste Ecke. Dabei hätte ich aber besser auf meine Umgebung achtgeben sollen, denn kurzerhand rempelte ich einen Mann in Anzug an, so dass ihm seine Tasche aus der Hand glitt und laut auf dem Boden aufkam.
Erschrocken drehte ich mich um und verbeugte mich sofort.
"Das tut mir wirklich leid", sagte ich und bemühte mich die Tasche des Mannes aufzuheben. Es handelte sich um eine Laptoptasche und ich ahnte das Schlimmste.
Ich drückte ihm die Tasche in die Hand und verbeugte mich erneut entschuldigend, ehe ich meinen Weg wieder aufnehmen wollte. Doch leider kam es so, wie befürchtet.
"Warten Sie einen Moment", sagte er mit tiefer, leicht genervter Stimme.
Mit zusammengepressten Lippen drehte ich mich um und sah endlich in das Gesicht des Mannes. Ich hatte einen Mann im höheren Alter erwartet, doch er war sehr jung und trotz seines schlichten schwarzen Anzuges sah er ziemlich modern aus. Seine schwarzen Haare waren zur Hälfte nach hinten gekämmt, die andere hälfte fiel ihm in die Stirn.
Dennoch, trotz seines jungen Alters wirkte er ziemlich einschüchternd auf mich. Wahrscheinlich weil er gerade seine Laptoptasche öffnete, um zu checken, ob sein Eigentum irgendeinen Schaden erlitten hatte. Er sah sich das teure Gerät genau an und öffnete es sogar, um zu kontrollieren, ob auch mit dem Innenleben alles stimmte und das System noch funktionierte.

Ganz in Ruhe machte er den Laptop wieder zu und packte ihn zurück in die Tasche. Dann sah er auf und musterte mich mit einem desinteressierten Blick, während ich gerade um meinen Kontostand bangte.
"Es sieht alles okay aus, Sie können gehen."
Ich blinzelte verwundert und verbeugte mich dann erneut mit steifer Haltung. So einfach war das? Er wollte nicht zur Sicherheit meine Nummer haben, falls doch noch ein Schaden auftrat? Ich sollte es besser nicht hinterfragen, sondern einfach gehen. Einfach gehen.
Nachdem ich um die nächste Ecke gebogen war, sah ich nach, ob er mir nicht doch wütend folgte, doch von dem jungen Anzugträger war nichts zu sehen. Ich atmete auf. Da war ich noch einmal mit einer großen Portion Glück davongekommen. Das war ja nicht der Normalfall.

Und genau das bestätigte sich zwei Wochen später, als ich noch immer keinen neuen Job gefunden hatte, da alle Probetage wirklich mies ausfielen. Das größte Problem war, dass die Arbeitgeber allesamt fanden, dass ich nicht freundlich genug aussah und mich den Kunden gegenüber nicht freundlich genug verhielt. Dabei hatte ich bereits meinen Stolz überwunden und mich sogar bei einer Fast Food Kette beworben, doch leider fand der Supervisor, dass ich mit Kundenkonflikten nicht gut umgegangen war und er hatte nach drei Stunden meinen Probetag schon wieder beendet. Ich war entweder zu unsympathisch, zu unerfahren oder gleich beides. So eine Person wollte niemand nicht einmal als Aushilfe einstellen.
Aber das war noch nicht alles, denn die Mietzahlung stand an und mein Kühlschrank war leer bis auf eine Scheibe Toastbrot und einen Schluck Hafermilch. Ich musste mich also entscheiden, ob ich die Mietzahlung ausließ und einen Rauswurf riskierte oder ob ich den Monat über hungerte. Diese Entscheidung fiel mir wirklich nicht leicht. Mein letzter Verdienst reichte nämlich längst nicht für beides.

Ich entschied mich dafür, erst einmal an meinen Uni-Aufgaben zu arbeiten und später weiter darüber nachzudenken. Ich wollte mich von dieser Entscheidung nicht lähmen lassen, denn ich hatte immer noch Arbeit zu erledigen.
Es waren bloß fünf Minuten vergangen, seitdem ich mir einen vierzigseitigen Text vorgenommen hatte, da klingelte mein Handy. Es war Miyoung, die ich seit dem Vorfall mit dem Museum ignoriert hatte, damit sie über das nachdenken konnte, was sie getan hatte. Die letzte Woche über hatte sie sich auch nicht gemeldet, deswegen ging ich jetzt ran, weil ich vermutete, dass ihr in dieser Woche einiges durch den Kopf gegangen sein musste.
"Ran, es tut mir furchtbar leid. Ich hätte nicht vergessen dürfen, dass wir verabredet waren und ich hätte auch Jisung daran erinnern sollen, statt so begeistert von der spontanen Einladung zu sein, die er plötzlich bekommen hatte. Das Event war nicht einmal so wichtig gewesen, wenn ich daran zurückdenke. Es tut mir so leid. Ich sollte dir eine bessere Freundin sein und dich nicht so im Stich lassen, während du dir immer so viel Mühe gibst. Kannst du mir verzeihen? Du bist vermutlich noch sauer, aber ich hoffe, du kannst irgendwann darüber hinwegsehen."
Nachdem Miyoung ihren Redeschwall beendet hatte und scheinbar die Luft anhielt, blieb ich erst einmal still, um abzuwarten, ob noch etwas kam. Und tatsächlich. Wie eine kaputte Schallplatte sagte sie immer wieder, dass es ihr leid tat und dass sie sich beim nächsten Mal mehr bemühte und dass sie gleich losfahren würde, um mich zu besuchen. Da machte ich dem ganzen schließlich ein Ende.
"Sei kein Dummkopf, du musst nicht extra herkommen. Sorg nur nächstes Mal dafür, dass du an deine Verabredungen denkst. Ich verzeihe es dir, aber nur, weil es nicht oft vorkommt, dass du mich so sehr enttäuschst. Beim nächsten Mal bin ich nicht so gnädig."

Miyoung atmete erleichtert auf.
"Ran, du bist eine Heilige."
"Jaja."
Wir telefonierten noch ein paar Minuten und dann war ich wieder mir selbst, meinen anstrengenden Uni-Aufgaben und der Entscheidung, in was ich nun mein sehr spärliches letztes Monatseinkommen investieren würde, überlassen.

"Wir telefonierten noch ein paar Minuten und dann war ich wieder mir selbst, meinen anstrengenden Uni-Aufgaben und der Entscheidung, in was ich nun mein sehr spärliches letztes Monatseinkommen investieren würde, überlassen

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[Hello Leuts! Ich hoffe, euch geht es gut und besser als Ran, die ja scheinbar doch in sehr fatalen Schwierigkeiten zu stecken scheint. :0
Ich muss jetzt auch noch einen Uni-Text lesen, deshalb wünsche ich euch noch einen schönen Tag und wir lesen uns! <3]

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt