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Bewegungslos saß ich vor der Leinwand, den Pinsel in der Hand, die Farbe hinabrinnend, bis meine Finger sich klebrig nass anfühlten

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Bewegungslos saß ich vor der Leinwand, den Pinsel in der Hand, die Farbe hinabrinnend, bis meine Finger sich klebrig nass anfühlten.
Das Frühstück mit Yoongi war unangenehm gewesen. Wie wir voreinandergesessen hatten und er ständig meinem Blick ausgewichen war. Irgendwann hatte Yoongi sich so heftig verschluckt, dass er hinausrennen und die nächsten Toilettenräume hatte aufsuchen müssen.
Das mit dem Frühstück war wohl keine gute Idee gewesen. Dabei hatte es sich erst so angefühl, als hätte er sich darüber gefreut. Der Kuss, den er mir auf die Stirn gegeben hatte, das hatte er doch nicht einfach so getan.
Aber er hat es eindeutig bereut, dachte ich. Immerhin hat er dir klargemacht, dass Gefühle in dieser ... Vereinbarung nicht existieren würden. Für seine Seite der Vereinbarung hatte er es mir nun wohl ziemlich deutlich gemacht.
Doch küsste man jemanden, auch wenn es nur die Stirn war, wenn kein einziges, winzig kleines Gefühl im Spiel war?

Die rote Farbe war mir mittlerweile das Handgelenk heruntergeronnen und wurde vom Ärmel meines grauen Sweatshirts aufgesaugt. Zum Glück trug ich zum Malen nur meine Second-Hand Kleidung. Dennoch war es schade um das Sweatshirt. Das ausgeleierte Ding war immer noch weich und warm und jetzt tränkte sich der Ärmelsaum mit dickflüssiger, blutiger roter Farbe.
Ich konnte nur dabei zusehen, wie die Farbe weiter hinablief, während mein Blick langsam in die Ferne glitt und mir wieder Yoongis Gesicht vor meinem vor Augen trat. Gleich darauf begann meine Stirn zu kribbeln und ich rieb mit dem sauberen Shirtärmel über die Stelle, die er geküsst hatte.
Sofort stand ich auf, wusch Hand und Handgelenk und schmiss den Pullover in die Waschmaschine. Übrig blieb mein Top, das ich in meine löchrige Jogginghose gestopft hatte und ich fröstelte.
Schnell schaltete ich auf den richtigen Waschgang und wollte mir im Schlafzimmer einen neuen Pullover schnappen, doch dann klingelte es. Im Flur hielt ich inne. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass schon beinahe siebzehn Uhr war. Eigentlich hatte ich für heute niemanden mehr erwartet.
Ich zögerte zu lange, um mir noch schnell einen neuen Pullover überzuziehen, denn es klingelte bereits ein zweites Mal. Mit großen Schritten eilte ich zur Tür und zog diese nur einen Spalt breit auf, durch den ich hindurchlinste. Mit fast nichtssagender Miene fand Yoongi sofort meinen Blick. Das Schuldgefühl, dass über sein Gesicht huschte, war kaum mehr, als eine Andeutung.
"Yoongi", sagte ich überrascht und zog die Tür ganz auf. Der plötzliche Luftzug, der durch die Bewegung hereingeweht wurde, ließ mich erzittern.
"Komm rein, ich muss mir schnell was überziehen."
Ich ließ die Tür offen und den stillen Mann davor stehen. Ich hörte jedoch, wie Yoongi die Tür leise zudrückte, als ich gerade in mein Schlafzimmer abbog.
Noch während ich mir einen Kapuzenpullover über den Kopf zog, kam ich zurück.
"Sieht schick aus", sagte Yoongi von der Tür aus und genau da bemerkte auch ich, dass ich den Pullover mit der Kapuze nach vorne übergestreift hatte.
Schnell berichtigte ich mein Missgeschick und fragte neugierig: "Was machst du hier?"

Yoongi kehrte zurück zu seiner schuldbewussten Miene und sah zur Seite. Genau genommen zu den Päckchen, die neben dem Wohnungseingang standen. Es waren nicht meine.
"Ich wollte mich entschuldigen."
"Aber nicht mit Geschenken, oder?", fragte ich und nickte in Richtung der Päckchen. "Ich nehme keine materiellen Entschuldigungen an."
Yoongi schüttelte mir überzeugter Miene den Kopf. Plötzlich wich ihm jeder Anflug einer entschuldigenden Mimik aus dem Gesicht und er wurde ernst.
"Die haben einen anderen Grund. Aber ich dachte, ich starte mit einer Entschuldigung für die Aktion heute. Du bist bestimmt sauer, wegen des Kusses und es tut mir so leid, dass-"
"Ich bin nicht sauer, wegen des Kusses", sagte ich ruhig und Yoongi stoppte.
"Oh, okay, dann meine Unbeholfenheit danach, ich-"
"Ich bin nicht sauer, Yoongi. Bloß ... verwirrt."
Erleichtert atmete er aus, aber da war noch was. Das Gefühl, dass wir beide zu teilen schienen.
"Ich auch, sorry."
"Hab ich mir gedacht. Bevor wir also darüber reden sollten wir vielleicht erst einmal alleine darüber nachdenken."
"Manchmal habe ich das Gefühl, du bist die Ältere von uns beiden", sagte Yoongi seufzend, nickte aber dann und gab mir recht. Er schien eine Menge zu haben, über die er nachdenken musste, so weggetreten und überfordert, wie er für die nächsten Sekunden lang wirkte.
Dann erwachte er aus diesem Zustand allerdings wieder und nahm eines der Päckchen zur Hand. Es war das von mittlerer größe. Quadratisch und flach, aber so groß, dass beinahe eine Schallplatte hineingepasst hätte.

Yoongi hielt mir das Päckchen hin, aber ich ließ die Hände in der Tasche meines Hoodies vergraben und sah ihn nur an.
"Nun nimm es schon, es hat wirklich nichts mit der Entschuldigung zutun, sondern mit einer Einladung."
Ich richtete mich kerzengerade auf. Die einzige Einladung, die momentan offenstand, war die für die Verlobungsfeier von einem von Yoongis Freunden. Schon bevor ich das Päckchen entgegennahm, hatte ich eine Vorahnung, was sich darin befand. Was die anderen beiden verbargen, war mir jedoch schleierhaft.
Mein Zögern dauerte an, doch anstatt ungeduldig zu werden, blieb Yoongi ruhig vor mir stehen und gab mir Zeit. Mehrmals schnaufte ich, war kurz davor die smaragdgrüne Schleife aufzuziehen und den Deckel zu öffnen, aber meine Hände bewegten sich einfach nicht.
"Du kannst die Einladung auch ausschlagen", sagte Yoongi sanft und ich sah zu ihm auf. Das war wohl seine Art, mir zu sagen, dass ich das Kleid und all die anderen Dinge nicht annehmen musste.
Es war mir freigestellt. Das hier war kein Geschenk, weil ich für in arbeitete. Das hier sollte eine ernstgemeinte Einladung sein und das Geschenk machte Yoongi mir, weil er es so wollte, nicht, weil daran irgendein Gefallen hing oder weil wir durch einen Vertrag aneinandergebunden waren. Das hier hatte nichts mit dem Vertrag zutun.

Ich öffnete das Päckchen und zog das dunkelgrüne Kleid mit der Korsage heraus. Darunter kam noch ein Bolerojäckchen mit T-Shirt-Ärmeln zum Vorschein.
Das Kleid war so schön, wie ich es in Erinnerung hatte und ich freute mich ziemlich, dass Yoongi mir noch etwas weiteres zum Überziehen mitgebracht hatte, so dass ich mir aussuchen konnte, wie viel Haut ich zeigen wollte.
"Komm, gehen wir ihns Wohnzimmer, damit ich mir die anderen Sachen in Ruhe anschauen kann."
Yoongi lächelte, zog sich kurzerhand die Schuhe aus und folgte mir mit den anderen beiden Paketen. Sie enthielten ein silbernes Schmuckset mit einer feinen Kette und schlichten Ohrringen und ein paar schwarzer Sandaletten mit kleinem, breitem Absatz.
Ich fragte gar nicht erst nach irgendwelchen Preisen. Man sah sofort, wie hochwertig alles war und vermutlich hatte Yoongi zum Materialpreis nochmal das Doppelte für den Markennamen draufgezahlt. Aber ich versuchte nicht darüber nachzudenken. Nicht heute. Nicht, wenn Yoongi und ich uns ein kleines Stückchen näher gekommen zu sein schienen, auch wenn noch ziemlich viel zu klären und überdenken war. Heute wollte ich nur den Abend genießen. Mit Yoongi, der mich so anlächelte, nachdem ich umgezogen aus dem Badezimmer kam, als würde gerade in diesem Moment die Sonne aufgehen. Nur für heute Abend wollte ich von ihm so angesehen werden. Slebst, wenn er mich morgen schon wieder mit anderen Blicken bedachte.

 Slebst, wenn er mich morgen schon wieder mit anderen Blicken bedachte

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[Wünsche euch nen schönen Abend! ~<3]

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt