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Yoongi zögerte einzutreten

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Yoongi zögerte einzutreten. Ich hatte ihm bereits den Weg freigemacht, doch er sah mich unschlüssig an. Er war extra hierher gekommen und nun sah er mich einfach nur an und ich wusste nicht, was ich mir daraus machen sollte.
Einmal kurz biss er sich auf die Unterlippe. Direkt danach begann er zu sprechen.
"Hast du geweint, Ran?"
Seine Stimme war so sanft, so voller Reue, dass ich am liebsten sofort wieder rumgeflennt und gesagt hätte: "Ja, ich habe geweint, weil ich mich verdammt nochmal in dich verliebt habe und ich jetzt weiß, dass diese Gefühle nicht erwidert werden. Nicht jetzt. Vielleicht nie."
"Nein", log ich stattdessen, führte diese Lüge aber nicht weiter aus, weil mir keine geeignete Ausrede einfiel, die nicht gleich einen falschen permanenten Zustand benötigte, wie eine ausgedachte Allergie.
"Darf ich?", fragte er und deutete auf den Flur, den ich bereits für ihn freigemacht hatte.
Ich zog die Tür noch ein Stück auf. Dieses Mal bekam er den Wink eindeutig mit und trat ein.
Er hängte seine Jacke an die Garderobe und schlüpfte aus seinen Schuhen, einfache, schwarze Sneakers, die er auch bei unserem letzten Spaziergang getragen hatte.
Schon als ich die Tür wieder hinter ihm geschlossen hatte, begann er zu reden.
"Ich wollte mich dafür entschuldigen, was da heute morgen passiert ist. Ich habe gemerkt, dass meine Reaktion viel zu ... krass war."
Meine Schultern sackten hinab. Mit einer Entschuldigung hatte ich nicht gerechnet, auch, wenn er danach ausgesehen hatte. Dennoch dachte ich, dass es eher meine Aufgabe war, mich zu entschuldigen.
"Yoongi", begann ich und sein Blick schnellte zu mir. Diese schnelle Reaktion, dieser wappnende Blick, das brachte mich kurz aus dem Konzept. "Ich muss mich ebenfalls entschuldigen."
Nun entspannte auch er sichtlich. So, wie es aussah, hatte er ebenfalls mit etwas anderem gerechnet.
"Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Mir ist vollkommen bewusst, dass unsere Beziehung rein geschäftlich stattfindet. Ich wollte nichts andeuten und ich werde mich in Zukunft besser unter Kontrolle halten."

Yoongi schüttelte den Kopf. Er strich sich über das Gesicht und sah zur Seite, in Richtung des hellen Wohnzimmers.
"Ich möchte nicht, dass du so mit mir reden musst. Ja, dieses ganze Arrangement ist an einen Vertrag gebunden, aber ich genieße unsere Zeit miteinander als Freunde. Zumindest ... habe ich das Gefühl, dass wir einer Freundschaft ziemlich nahe sind."
Freunde. Nicht unbedingt der schlechteste Ausgang dieser Situation, aber dennoch zog sich etwas um mein Herz zusammen und leichte Enttäuschung machte sich breit. Dabei hatte ich es bereits gewusst. Dass er meine Gefühle nicht erwiderte. Dass Yoongi mir schon zugeneigt war, aber auf eine andere Art und Weise als ich ihm zugeneigt war.
Aber irgendetwas in Yoongis nervösem Blick störte mich noch. Als wäre dort noch etwas ungeklärtes auszumachen, etwas, das er in sich verstecken wollte. Nicht ganz mit Erfolg.
"Bist du dir sicher, dass die Sache damit gegessen sein soll? Du wirkst nicht überzeugend."
"Es ist nur-", er brach ab und schien über seine nächsten Worte sorgfältig nachzudenken. Dann seufzte er, als würde es für sie ohnehin keine geeignete Formulierung geben. "Du solltest dich nicht in mich verlieben."
Entrüstet stieß ich die gerade eingeatmete Luft zwischen meinen Lippen hervor und wandte mich ab. Dass ihm aufgefallen zu sein schien, dass ich Gefühle für ihn entwickelt hatte, war die eine Sache, aber dass er sie mir verbieten wollte eine andere. Wie einfältig. Wie unmöglich. Wie traurig. Nicht nur für mich, dachte ich.

Im Wohnzimmer riss ich das Fenster wieder auf, dass ich noch kurz zuvor geschlossen hatte. Kühler Wind peitschte mir ins Gesicht und bließ mir meine Haare hinter die Ohren. Ich wusste, dass Yoongi mir gefolgt war und dennoch war ich erstaunt, dass er sich neben mich mit den Unterarmen auf den Rand des Fensters stützte.
"Ich weiß, das hat sich total dämlich angehört. Das sollte nicht heißen, dass ich mir etwas auf die Gefühle einer anderen Person einbilde und wie ein narzistisches Arschloch über sie herrschen will. Deine Gefühle gehören dir und ich habe nicht das Recht sie zu deuten, über sie zu urteilen oder sie dir zu verbieten. Ich wollte dir damit einfach nur sagen", er ließ den Kopf sinken und betrachtete seine Hände, während er an seinen Fingernägeln knibbelte, "dass ich einfach nicht dazu in der Lage bin, jegliche Gefühle zu erwidern. Ich bin einfach nicht für sowas gemacht. Liebesbeziehungen und dergleichen. In der Vergangenheit konnte ich den Erwartungen meiner Partnerinnen nie gerecht werden, egal, wie sehr ich mich bemüht und gequält hatte. Es ist besser, einfach ganz auf die Möglichkeit zu verzichten, jemanden zu finden, mit dem es klappen könnte."
Wieder überraschte mich Yoongi mit seiner Offenheit. Er war wirklich ein wandelndes Paradoxon. Gleichzeitig offen und verschlossen.
Jetzt verstand ich allerdings seine vorherige Aussage umso besser. Er wollte mich vor der Enttäuschung warnen, von der er glaubte, ich würde sie erfahren, sollte sich etwas ernsteres zwischen uns bilden. Und er wollte sich schützen, vor weiteren Erwartungen, die er glaubte, nicht erfüllen zu können.

"Warum willst du dich 'jeglichen Gefühlen' entsagen? Und außerdem, in einer richtigen Freundschaft ist auch Liebe gefragt. Platonische Liebe existiert, nur mal so nebenbei."
Yoongi entkam ein humorloses Lachen und ich richtete mich auf, drehte mich zu ihm, verschränkte die Arme vor der Brust.
"Vielleicht hätte ich es anders formulieren sollen. Romantische Gefühle ergeben für mich keinen Sinn, weil sie immer auch mit körperlich intimen Erwartungen verknüpft sind."
Ich weitete die Augen, nicht vor Schreck oder Überraschung, sondern weil ich nun zu verstehen glaubte, worauf er wirklich hinaus wollte. Yoongi schien meinen Blick allerdings falsch zu verstehen.
"So schauen die meisten, wenn ich ihnen davon erzähle."
Er wandte den Kopf wieder ab und sah hinaus in die Ferne. Sein Blick wanderte über die Gebäude Seouls und schließlich zurück zu seinen Händen. Eine Stelle an seinem Finger begann gerade zu bluten.
Ich griff nach seiner Hand, damit er aufhörte daran herumzuknibbeln.
"Du brauchst ein Pflaster", sagte ich gefühlvoll entschlossen. Yoongi protestierte nicht, als ich ihn zur Kücheninsel zog, ihm bedeutete, sich auf einen der Barhocker zu setzen und schließlich nach dem Verbandskasten suchte, den Yoongi mir bei meinem Einzug gezeigt hatte.
Mit einer Packung Pflaster und einer kleinen Schere kam ich zurück und setzte mich vor ihn.

Schnell und präzise schnitt ich ein Stück ab und bat Yoongi darum, seine Hand ein wenig anzuheben.
Während ich das Pflaster knickte, damit es sich über der gepolsterten Mitte öffnete, sagte ich: "Meinen Blick eben hast du falsch gedeutet. Ich dachte nur, dass deine Reaktion heute Morgen so viel mehr Sinn ergibt. Ich verstehe natürlich noch nicht alles und es liegt ganz bei dir, ob du mir mehr erzählen willst und wann es passiert, solltest du dich dafür entscheiden. Aber, nur damit du bescheid weißt, ich höre zu. Ohne Erwartungen, versprochen."
Ich klebte die Seiten des Plasters fest. Die kleine Wunde lag nun geschützt unter der weißen Watteschicht. Doch auch, wenn die offene Stelle nun nicht mehr zu sehen war, wussten wir beide, dass sie noch immer existierte.
"Mir fällt es wirklich zu leicht, mich dir anzuvertrauen."
Ich zuckte die Schultern und lächelte glücklich. "Und? Ist das was schlimmes? Es ist nicht so, als hätte ich jemanden, dem ich das alles erzählen könnte."
"Du hast Miyoung."
Schuldgefühle machten sich in mir breit, da ich an sie gar nicht gedacht hatte. Ja, ich hatte Miyoung, aber ich erzählte ihr schon lange nicht mehr alles. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass Yoongi einiges mehr über mich und vor allem mein momentanes Leben wusste, als sie.
"Keine Sorge, alles, was du mir erzählst, ist bei mir sicher. Immerhin könntest du einfach die besten Anwälte bezahlen und mich dafür zahlen lassen, wenn ich was verrate."
Es sollte ein auflockernder Scherz sein, doch Yoongis Blick verdüsterte sich.
"Hälst du mich für so skrupellos, Ran?"
Mit weichem, entschuldigendem Blick sah ich ihn an.
"Ich halte dich für genau das Gegenteil, Yoongi", flüsterte ich und tätschelte seine Hand, bevor ich aufstand und den Verbandskasten gemächlich wieder wegräumte.

"Ich halte dich für genau das Gegenteil, Yoongi", flüsterte ich und tätschelte seine Hand, bevor ich aufstand und den Verbandskasten gemächlich wieder wegräumte

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[Ouh?]

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt