16

86 13 10
                                    

Die Wohnungssuche gestaltete sich als schwierig, da alle Vermieter, die ich anschrieb, die Sicherheit haben wollten, dass ich die Miete bezahlen konnte

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Die Wohnungssuche gestaltete sich als schwierig, da alle Vermieter, die ich anschrieb, die Sicherheit haben wollten, dass ich die Miete bezahlen konnte. Es fühlte sich an, als hatte sich in der Welt der Vermieter herumgesprochen, dass ich so ziemlich jeden Monat mit meiner Miete zurückgelegen hatte und jetzt hing bei jedem ein Steckbrief über mich, um die Warnung auszusprechen, dieser Frau keinen Mietvertrag vorzulegen. Ich hatte das ganze Wochenende damit zugebracht Anzeigen zu durchforsten und war dann den kompletten Montag und Dienstag damit beschäftigt, diese Angebote abzuklappern. Alle hatten mir gesagt, dass die Besichtigungen entweder bereits voll waren oder die Wohnungen schon vergeben.
Der erste Lichtblick - verwunderlich, dass ich ihn als diesen empfand - kam dann schließlich am Mittwoch mit dem Vertrag, den Min Yoongi mir schickte. Darin abgeklärt waren genau die Dinge, die wir bereits besprochen hatten. Ich sollte seine Freundin spielen, würde dafür die vereinbarte Summe bekommen und auch "Überstunden" wurden mir bezahlt. Allerdings tauchten auch ein paar neue Klauseln auf, die wir nicht näher eingegangen waren. Mein Vertrag galt (vorerst) für drei Monate, was doch ein längerer Zeitraum war, als ich gedacht hatte. Er hatte sogar hineingeschrieben, dass er mich nicht fristlos kündigen konnte und eine Kündigung zeitnah besprochen werden sollte. Das klang ziemlich gütig und beruhigte mich ein wenig. Immerhin blieb dann genug Zeit, um mir einen neuen Job zu suchen, wenn diese Tätigkeit endete.

Außerdem gab es einen langen Punkt darüber, dass nicht einvernehmliche sexuelle Handlungen unter den Vertragspartnern untersagt sind und bei Vorkomnis ohne die Zustimmung beider Parteien strafrechtliche Verfahren eingeleitet werden. Das klang widerum ziemlich harsch, aber ich war froh um diesen Punkt, der sowohl ihn, als auch mich schützen sollte. Noch eine Erleichterung. Wenn es Min Yoongi wichtig war, diesen Punkt klar und deutlich auszuformulieren und überhaupt mit in den Vertrag zu nehmen, dann sollte es eigentlich kaum etwas zu befürchten geben, oder?
Ich war den Vertrag durchgegangen und fand in der E-Mail noch eine zweite Datei. Als ich sie öffnete, sah ich einen Mietvertrag und ich dachte, ich sah nicht richtig. Darin hieß es, dass ich, solange ich bei ihm unter Vertrag stand, diese Wohnung gestellt bekam. Es war ein Drei-Zimmer-Appartement mit Lage im Stadtzentum.
Lange starrte ich den Mietvertrag an, der noch von mir unterzeichnet werden musste. Die Wohnung lag sogar in der Nähe meiner Universität. Zwanzig Minuten Fußweg, lagen vielleicht zwischen Uni und der Wohnung. Und die Wohngegend war eine weitaus bessere, als die, in der ich zuvor gelebt hatte.

Mit leeren Gedanken ließ ich mich auf das Bett im Gästezimmer zurückfallen. Erst dieses absurd hohe Gehalt, jetzt eine neue Wohnung, die ich für die nächsten drei Monate beziehen konnte. Ich wusste nicht, was ich von all dem halten sollte. Meine Gefühle waren zwiegespalten, aber vor allem war da in aller erster Linie ... Erleichterung. Ein Gefühl, dass ich lange nicht gespürt hatte, nicht in der Intensität, in der ich es gerade spürte. Ich musste mir für drei Monate keine Gedanken darüber machen, ob ich finanziell alles staffeln konnte, wo ich den nächsten Job herbekommen sollte, wie lang mir noch blieb, bis ich zuerst mein Dach über dem Kopf und dann meine Zukunft verlor. Ich war, zumindest für drei Monate, sicher vor dem Existenziellen aus.
Ich musste dafür zwar die Freundin eines praktisch fremden Mannes spielen und das bescherte mir noch immer ein mulmiges Gefühl, weil ich Personengruppen kannte, in denen sich Miyoung seit Jahren herumtrieb, aber bisher hatte Min Yoongi mir nicht den Anlass gegeben, mich in seiner Nähe unwohl zu fühlen. Darüber, dass er mich in diese ganze Fake-Freundinnen-Sache hineingezogen hatte, war ich noch immer sauer, aber er hatte mir die ganze Zeit eine Wahl gelassen. Ich hatte mich selbst dazu entschieden, diese Rolle für den Moment einzunehmen. Und nun würde ich sie für die nächsten drei Monate weiter spielen.

Sugar Coated || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt