20. Abschied und Weiterreise

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20. Abschied und Weiterreise

„Avery, ich bin dir so dankbar, dass du mir geholfen hast! Ich weiss ganz ehrlich nicht, was ich gemacht hätte, wenn du nicht gewesen wärst!“, begann ich.

„Das ist doch selbstverständlich! Ich konnte dich doch nicht einfach draussen stehen lassen!“, antwortete er und ich musste lächeln. Ich wollte noch nicht gehen, bei ihm fühlte ich mich einfach wohl und er war so süss!

„Hör zu, wir müssen leider los, weil wir uns noch einen Ort zum schlafen suchen müssen…“, sagte ich. Ich hoffte, er würde das verstehen. Er wirkte ein wenig enttäuscht, doch da erhellte sich seine Miene wieder.

„Ihr könnt doch auch bei mir schlafen kommen!“, rief er erfreut. „Meine Familie ist nicht zu Hause, das heisst, wir haben das Haus für uns alleine!“

Bei ihm übernachten? Noch mehr Zeit mit ihm verbringen? Mein Herz begann schneller zu schlagen. Das war perfekt, genau das, was ich wollte! Doch da gab es ein Problem: Mira. Bei Avery zu übernachten würde ein Risiko darstellen. Er könnte herausfinden, dass wir Feen waren und ich war mir ziemlich sicher, dass Mira dieses Risiko nicht eingehen wollte. Fragend schaute ich sie an. Ihr Mund war zu einer leichten Schnute verzogen, ihre Stirn gerunzelt und ihr Blick huschte zwischen Avery und mir hin und her. Eindeutig dachte sie nach. Nachdenken war ja grundsätzlich gut, denn es bedeutete, dass es kein eindeutiges nein war, doch war es trotzdem noch kein ja und das machte mich nervös. Ich wollte unbedingt, dass Mira zustimmte und ausserdem wollte ich so schnell wie möglich an die Wärme, denn es war bereits noch kälter geworden und meine Hände und Füsse spürte ich schon längst nicht mehr. So war meine Situation sowohl körperlich, als auch seelisch unertragbar für mich und dazu kam noch, dass ich einen riesen Hunger hatte und hundemüde war.

Doch Mira liess sich eine gefühlte halbe Ewigkeit Zeit mit ihrer Antwort und ich hatte bereits aufgegeben, dass wir heute noch eine bekommen würden, als sie sich endlich räusperte. „Also, Avery, wir würden sehr gerne zu dir übernachten kommen.“, sagte sie, den Blick auf mich geheftet, womit sie mir wohl etwas mitteilen wollte, doch das ignorierte ich einfach, ich war in diesem Moment einfach zu fröhlich. „Dann lasst uns gehen!“, rief ich und packte Avery bei der Hand.

Gemeinsam stürmten wir los, über den Marktplatz, bis zu seinem Haus, wo wir erst mal atemlos anhielten und auf Mira warteten, die bei unserem Tempo nicht mithalten konnte. Es war doch schon erstaunlich, was so ein paar Flügel ausmachen konnten, denn normalerweise war sie immer bei den Schnellsten.

Als auch Mira bei uns angelangte, betraten wir Averys zu Hause und ich stöhnte erleichtert auf, als mir die warme Luft entgegen kam. Schnell hüpfte ich durch den Raum, den ich als Wohnzimmer bezeichnen würde, da sich links in der Ecke Sessel und in der Mitte ein Tisch befanden, und setzte mich so nah wie möglich an das Feuer, das bei den Sesseln prasselte. Schnell wickelte ich mir die pitschnassen Lumpen von den Füssen und wollte mich auch von den Restlichen Tüchern entledigen, als mir einfiel, dass ich darunter lediglich meine Feenkleidung trug. Da würde Avery schon komisch schauen, wenn die zum Vorschein kämen und so liess ich es lieber bleiben.

„Avery, hättest du für uns vielleicht ein paar Ersatzkleider?“, fragte ich stattdessen.

„Na klar!“, rief er sofort und schon war er verschwunden. Unterdessen wärmte ich mich weiterhin am Feuer und Mira verschwand durch eine Tür, die sich direkt rechts vom Eingang befand. Plötzlich hörte ich ihre glockenhelle Stimme „Nein ist der niedlich! Finja, komm schnell her!“ rufen.

Neugierig tapste ich auf meinen nackten Füssen auf die Tür zu und sobald ich ihn erblickte konnte auch ich mir ein „Oh Gott, wie süss!“ nicht verkneifen. In der Küche, die mit einer offenen Feuerstelle direkt gegenüber der Tür an der Wand, etlichen Regalen daneben und erneut einem eckigen Tisch in der Mitte mit vier Stühlen bestand, lag in der Ecke direkt neben der Tür ein schneeweisser Hund. Er lag auf einem braunen Fell, seine niedlichen spitzen Ohren aufgestellt und betrachtete mich neugierig mit seinen dunklen Augen. Ich kniete mich neben ihm hin und wollte ihn gerade streicheln, da verschwand er plötzlich und an der Stelle, wo er vor nicht mal einer Sekunde noch lag, war jetzt ein Häufchen Schnee.

Feenland- Die Heimreise der verbannten Fee *Wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt