Feenland- Die Heimreise der verbannten Fee *Wird überarbeitet*

31. Verzweiflung

31. Verzweiflung

„Tom, Tom. Ich liebe dich. Tom…“ Liebevoll streicht Lily mir über den Kopf. Ein Lächeln ziert ihre Lippen, ihre Augen strahlen. „Tom, ich werde dich finden.“

Ich merke, wie ich langsam wieder von meinem Traum erwache, zurück in die Realität. Doch die Realität ist dunkel und hart. Verbissen versuche ich mich an meinen Traum zu klammern, an den kurzen, wundervollen Moment. Glücklich. Mit Lily. Aber es ist zu spät. Kälte ergreift Besitz von mir, mir fröstelt es. Immer noch lauert Dunkelheit auf mich. Angst macht sich in mir breit. Ja, ich habe Angst. Angst vor der Dunkelheit, vor den dunklen Schatten, die nur darauf warten mich zu verschlingen. In allen Ecken lauern sie. Unberechenbar, dunkel und kalt. Monster der Dunkelheit.

Ich stehe auf, strecke meine steifen Glieder. Langsam laufe ich einige Schritte, versuche vor der Angst wegzulaufen. – Vergeblich. Sie klammert an mir wie ein eisiger Schatten. Was haben sie mit mir vor?

Ich beginne den Raum abzutasten. Die Wand besteht aus etwas Lehmartigen und ist kalt und glatt. Keine Unregelmässigkeit ist zu erkennen, die Wand ist scheinbar perfekt. So perfekt, wie es nur die Feen können. Feen sind die Meister der Natur. Sie können perfekte Räume schaffen, wie es nicht einmal die Natur selbst kann. In möglichst gleichmässigen Schritten durchquere ich den Raum. Ich zähle. 5 Schritte breit. 8 Schritte lang. 5 Schritte breit… 7 Schritte lang. Sieben, genau so viele sind wir in unserer Gruppe. Lily, Finja, Mira, Emily, Lino, Annabelle und ich. Das macht sieben. Ich stocke. Annabelle, wie es ihr wohl geht? Schuldgefühle machen sich in mir breit. Ich bin nicht bei ihr, beschütze sie nicht, so wie ich es mir selbst geschworen habe. Wenn ihr etwas passiert, ist das meine Schuld!

Und was ist wohl mit Mira? Ist sie nun tatsächlich wieder unter den Lebenden? Hat Emily es geschafft, sie zu heilen? Emily… Ein Schauer läuft mir über den Rücken wenn ich an ihre Finger denke. Der Anblick, wie sie langsam davon hinkt taucht wieder vor meinen Augen auf. Nein Tom, nein! Du darfst nicht an so Sachen denken, das lässt dich nur verzweifeln. Denk an etwas Positives, nur so kannst du hier drin überleben. Lily. Sie ist meine Hoffnung, das kleine Flämmchen das mich wärmt in dieser Dunkelheit und trostlosen Kälte. Lily gibt mir Kraft, Liebe und Durchhaltevermögen, ohne sie würde ich verzweifeln hier in diesem Raum.

Ich setze mich wieder hin, denke nach. Ich stelle mir vor, wie es wäre, wenn Lily bei mir wäre. Alles wäre besser. Sie würde die Dunkelheit in ein helles Licht tauchen, mich bewahren vor der Angst. Ich mag Dunkelheit nicht. Deshalb brauche ich Lily. Ich liebe sie. Wie sehr ich mir wünschte, sie wäre hier… Ein Seufzer entfährt mir. Es hallt hohl und unheimlich in der Dunkelheit. Wie der Schrei eines der Schatten. Mit klopfendem Herzen schaue ich mich um, ich lausche angespannt. Weder etwas zu sehen noch zu hören. Nur mein wild pochendes Herz und der regelmässige Atem von Lino. Anscheinend schläft er immer noch. Ich beruhige mich ein wenig und lasse weiter Erinnerungen auf mich wirken, um mich vor der Trostlosigkeit dieses Raumes zu wahren.

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Auf einmal schreckt Lino wie vom Donner gerührt hoch. Ich habe gar nicht gemerkt, dass er aufgewacht ist, umso mehr erschrecke ich über seine Bewegung. Ich stehe ebenfalls auf und will ihn fragen was los ist, da ertönt ein ohrenbetäubender Knall. Gleichzeitig wird der Raum geflutet von gleissendem Licht. Sofort kneife ich die Augen zusammen und mein Herz beginnt mal wieder wie verrückt zu pochen. Dann kommen sie auf uns zu. Durch die zusammengekniffenen Augen erkenne ich sie nur als dunkle Gestalten. Einer kommt auf mich zu und drückt mich mit voller Wucht an die Wand, sodass es mir die Luft aus den Lungen presst. Keuchend atme ich auf und versuche panisch seinen Griff zu lockern – vergeben. Gleichzeitig vernehme ich aus den Augenwinkeln, wie Lino sich gegen zwei weitere Feen wehrt. Natürlich hat er keine Chance und schon bald haben sie ihn jeweils links und rechts an den Armen gepackt. Mit gefasstem Blick, beinahe als hätte er es schon immer geahnt dass dies geschehen würde, schaut er mich an und gibt mir allerdings mit einer weniger gefassten Stimme letzte Anweisungen, bevor sie ihn endgültig aus dem Raum schaffen.