33. Königliche Folter

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33. Königliche Folter

Nachdenklich sieht sie mich an, die Heilerin. 2 Tage sind nun vergangen seit ich bei der Königin war. 2 Tage seit meinem Verrat. In dieser Zeit habe ich nichts gegessen, nie geschlafen und ich habe auch nichts gedacht. Ich bin nur dagesessen, stumpf, leblos, während Bilder vor meinen Augen durchgezogen sind. Bilder von Sasan, wie die Königin angreift, Bilder von meinen Freunden, wie die Schatten sie verschlingen.

Diese 2 Tage waren die Schlimmsten überhaupt gewesen. Kein anderer Tag in diesem Schloss war je schlimmer und auch keiner in meinem gesamten Leben. Schuldgefühle plagten mich und tun es auch jetzt noch und die Erkenntnis, dass das alles meine Schuld war, liess meine Verzweiflung um ein Vielfaches ansteigen.

Immer noch sagt die Heilerin kein Wort. Sie geht lediglich zwischendurch ein paar Schritte im Raum umher. Diese Stille macht mich nervös. Ihr leicht enttäuschter Ausdruck traurig. Ich war so froh gewesen, als sie mich aus meinem düsteren Raum und den noch düsteren Gedanken geholt hatten. Doch Stille herrscht zwischen uns und so kreisen meine Gedanken unaufhaltsam um dieses eine Thema.

Lily, Finja, Mira, Emily, Annabelle, ja sogar Caiden und Etash. Sie und alle anderen in Sasan habe ich verraten. Lily, die ich doch liebe, die ich brauche um glücklich zu sein. Tot. Meine Hoffnung ebenfalls. Allesamt von den Schatten verschlungen. Diese sind von nun an meine Weggefährten. Nicht gerade rosige Aussichten. Eher schwarz. Düster. Und Mira. Nun, da es endlich Hoffnung gab, dass sie wieder auf die Beine kommt. Emily hat alles für sie und ihre Grossmutter gegeben. Alles hat sie getan. Finger hat sie geopfert und wahrscheinlich noch mehr. Alles umsonst. Wegen mir. Und dann ist da noch Annabelle. Sie war mir immer eine gute Freundin. Witzig, offen, einzigartig. Sie nannte sich verrückt, ich pflegte immer zu sagen ‚Du bist nicht verrückt, du bist nun mal Annabelle.‘ Geschworen habe ich mir, sie zu beschützen. Dass sie hier ist, ist meine Schuld und nun wird sie sterben. Wegen mir. Was bin ich doch für ein mieser Freund. Versagt habe ich, total. Alle die mir etwas bedeuten habe ich in Gefahr gebracht und dazu noch solche, die ich nicht einmal kenne. Unschuldige Wesen. Sie waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie haben den falschen Leuten vertraut. Nun verstehe ich die Blicke, misstrauisch, ängstlich. Sie alle waren berechtigt. Hätten sie mich doch nur nicht rein gelassen. Hätten sie mich doch getötet. Alles wäre mir lieber als das hier. Diese Situation. Diese Gedanken.

Ich halte es nicht mehr aus, am liebsten würde ich schreien. Alle meine Gefühle raus lassen. Wut, Trauer, Verzweiflung. Aber ich bin hier und will die Heilerin nicht auch noch in Gefahr bringen. Nur nicht noch mehr Schaden anrichten. Schliesslich halte ich es nicht mehr länger so aus und so durchbreche ich unser Schweigen.

„Ich habe alles verkackt.“

Sie räuspert sich. „Nun, verkackt würde ich jetzt nicht gerade sagen…“

„Versuch gar nicht erst es schön zu reden!“, unterbreche ich sie barsch. „Ich habe sie verraten. Nun werden sie alle der Reihe nach niedergemetzelt und das alles ist meine Schuld. Meine ganz alleine. Und das nur, weil ich so dumm war zu glauben, dass die Königin bereits von Sasan wusste. Also ob Sasan noch existieren würde, wenn sie davon gewusst hätte!“

Während meinem Ausbruch der Verzweiflung bin ich aufgesprungen und nun laufe ich aufgeregt um Raum hin und her. Diesmal ist es an der Heilerin stumm da zustehen und zuzuschauen. Sie weiss nicht was sie sagen soll.

„Tom, ich…“, versucht sie zu beginnen, doch ich unterbreche sie erneut. „Nein, du brauchst nichts zu sagen. Weil es nämlich gar nichts zu sagen gibt. Ich bin schuld und basta!“

Eine Weile sagt sie nichts. Sie sieht mich nur stumm an. Dann erzählt sie mir etwas, womit ich nicht gerechnet hätte…

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Feenland- Die Heimreise der verbannten Fee *Wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt