Feenland- Die Heimreise der verbannten Fee *Wird überarbeitet*

28. Pechschwarze Augen und mein grösster Wunsch

28. Pechschwarze Augen und mein grösster Wunsch

Etash und Caiden führen uns weiter, wir gehen direkt zu einem Busch. Die Stimmung ist angespannt, kühl. Umso unwirklicher wirkt deswegen auch die Geste, die Caiden nun macht. Er winkt doch tatsächlich dem Boden zu. Verwirrt und auch ein wenig empört schauen wir ihn an, doch da taucht zu unserer Überraschung direkt vor uns, vielleicht zwei Meter vom Busch entfernt eine Treppe im Boden auf. Auf unsere Erstunten Blicke hin meint Caiden nur:

„Irgendwie müssen wir ja unter die Erde kommen!“

Und schon ist er verschwunden, Etash hinterher. Zögernd schauen wir uns an, bis Annabelle sich entschliesst vorzugehen. Somit geben auch wir anderen uns einen Ruck und wir gehen die steinerne Treppe runter. Mein Herz klopft bis zum Hals. Was uns wohl dort unten erwartet? Immer mehr dringen Gesprächsfetzen zu uns und es klingt eindeutig nach mehr Bewohnern, als ich es hier unten vermutet hätte.

Wir laufen den aus Erde und Stein bestehenden, aber trotzdem stabil wirkenden Gang entlang. Dabei bewundern wir alle die Decke, wenn man dem überhaupt so sagen kann. Denn über uns erstreckt sich eine Landschaft. Die Landschaft, die wir eben noch von oben betrachtet haben, sehen wir nun von unten. Ja, der ganze Boden, Erde und Gras, das alles ist von unten nicht zu sehen, stattdessen sieht man Büsche und Bäume und deren Wurzeln kunstvoll über uns ‚schweben‘. Auch vereinzelte Tiere sehen wir über uns durchlaufen und sogar einige Vögel, etwas weiter entfernt fliegen. Auf diese Weise ist es hier unten nicht etwa düster, sondern ungewöhnlich hell. Beinahe so hell wie oben.

Wir folgen der Kurve, wobei ich beinahe in Annabelle laufe, da diese abrupt stehengeblieben ist. Auch mir ist nicht mehr wohl zu Mute. Vor uns erstreckt sich ein riesengrosser Raum. Links und rechts von dem Gang, aus dem wir gerade kommen, säumen etliche Reihen Tische und Bänke den Raum und so viel ich feststellen kann, sind so ziemlich alle voll. Zur Krönung werden sie nun auf uns aufmerksam und beginnen uns mit kritischen Blicken zu mustern. Ich merke dass uns allen die Situation unangenehm ist, ausser Emily. Diese scheint sich zu freuen, denn auf einmal rennt sie auf eine Gruppe Feen zu und beginnt, jeden einzelnen zu umarmen. Wir dagegen bleiben unbehagen stehen. Ich habe das Gefühl, dass vor allem Annabelle und ich etwas seltsam betrachtet werden. Bisher haben wir beiden nicht wirklich zu spüren bekommen, wie fremd wir als Menschen sind, ja wir wurden behandelt wie Einheimische. Doch diese Feen und Elfen betrachten uns misstrauisch, ein wenig abschätzig und es herrscht reges Gemurmel. Ehrlich gesagt fühle ich mich wie ein Ausserirdischer in einem Zoo. So ausgestellt, so fremd.

Hilflos schaue ich mich um, bis mein Blick auf Annabelle landet. Sie wirkt verängstigt, unbehagen. Ich gehe die paar Schritte zu ihr und nehme ihre Hand in die meine. Verschwitzt und gleichzeitig kalt ist sie, aber ich merke es kaum. Zu sehr bin ich abgelenkt. Auch wenn ich die Aufmerksamkeit nicht mag, so ist es dennoch interessant die vielen verschieden aussehenden Geschöpfe zu mustern. So ziemlich alle Farben sind vorhanden, von violetten Haaren zu speziell gemusterten Flügeln über die seltsamsten Varianten an Tieren. Anscheinend leben gewisse Feen lieber in ihrer Tiergestalt. Oder sie wollen nur protzen mit ihren aussergewöhnlichen Musterungen. Es gibt schon einige seltsam gefärbte Pakas und auch wild herumfliegende Palilas. Doch diese sind wohl eher Kinder die ihre Zeit vertreiben, so wild wie sie sich verfolgen.

Auf einmal landen drei der Palilas direkt vor unseren Füssen und ich erschrecke mich ein bisschen, weil sie sich auch gleich in ihre Feengestalt verwandeln. Ich habe recht gehabt, vor uns stehen nun tatsächlich drei neugierige Mädchen, die uns mit grossen Augen mustern. Eine davon mit vielen kleinen Zöpfen in ihren Haaren, zupft mir schüchtern am Hemd, schaut mit ihren süssen braunen Augen zu mir hoch und fragt ganz leise:

„Bist du wirklich ein Mensch?“

Auf ihre Frage herrscht augenblicklich eine angespannte Stille unter den Bewohnern. Auch ich bin überrascht, dass sie fragt aber auf eine Weise freut es mich auch. Ich gehe in die Knie, damit ich mit ihr auf Augenhöhe bin, lächle sie freundlich an und antworte: