Kapitel 17

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Kapitel 17

Das Verlorene

Robin betrat das leere Schlafzimmer und gähnte bereits herzhaft. Im ersten Moment war er überrascht, weil er seine Gefährtin dort erwartete, doch im Nächsten schwand die Überraschung, da er sie im angrenzenden Badezimmer hören konnte. Ein weiteres Gähnen entfleuchte seiner Kehle, als er sich geschlagen auf die Bettkante setzte und sich mit der Hand durch das Gesicht strich. Der einstige Räuber war froh, dass alle Streitigkeiten für heute vom Tisch waren und freute sich auf sein Bett. Die letzten Tagen steckten noch in seinen Knochen. Tage, in denen er täglich in die anderen Dörfer geritten war, um Streitigkeiten zu schlichten oder sich Schäden anzuschauen, um diese zu beheben.

Regina trat aus dem Badezimmer und cremte ihre Hände ein, während sie sprach.

„Und? Sind die beiden endlich im Bett?“

Robin nickte erschlagen, ehe er voller Unglauben erzählte:
„Roland hat nach der ganzen Aktion ehrlich noch den Nerv aufgebracht, um nach einer Geschichte zu bitten. Ich weiß nicht, ob das Mut war, oder schon Abgebrühtheit.“ Die Mundwinkel der Schwarzhaarigen zuckten, als sie die letzten Reste ihrer Handcreme einmassierte und an das Bett trat.

„Das hat er beides von dir...Mut und Abgebrühtheit!“

Kaum hatte sie den Weg zu Robin gefunden, da spürte sie auch schon seine Hände an ihren Hüften. Er spreizte seine Beine und zog sie behutsam näher an sich. Eine Hand löste sich von ihr und wanderte zu ihrem Bauch. Der einstige Geächtete konnte ihre Finger sanft in seinem Haar spüren, die keusche Zärtlichkeit, mit der sie über seinen Kopf streichelte, während er sein Wort an ihr Ungeborenes richtete.
„Versprich mir, dass du kein so wilder kleiner Schlawiner wirst, wie deine Brüder ja? Bitte sei da drin ein süßes, kleines Mädchen, dessen einziger Schabernack darin besteht ihren Puppen die Haare abzuschneiden....ja?...Komm ein bisschen nach deiner Mom...dann...dann...“, er pausierte und schaute hoch in das Gesicht seiner Gefährtin, die eine Augenbraue ungläubig nach oben gezogen hatte und die Stirn runzelte.

„...ach was rede ich da....dann haben wir keine ruhige Minute.“, grinste er breit und lachte leise auf, als er den Klaps gegen seinen Hinterkopf spüren konnte.

„Dem Herrn geht es wohl heute zu gut?“, fragte sie gespielt streng, was Robin sich erheben ließ.

„Heute?“, fragte er unschuldig und stahl sich einen Kuss von ihren Lippen.

„Immer!“, nachdem er sie wieder freigegeben hatte, streichelte er über ihre Wange und erklärte.

„Ich hau mich noch eben unter die Dusche.“, mit diesen Worten ging er zur Badezimmertür, während Regina die Bettdecke zurückwarf. Bevor er das Schlafzimmer verließ, wandte sie sich ihm noch mal zu und sprach:

„Ich glaub nach heute, hat sich der Weg zum Züchter erledigt, oder?“

UnvollkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt