Kapitel 21

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Kapitel 21


Das Verlorene



Regina saß zusammen mit den beiden Jungen am Küchentisch und verspeiste die letzten Reste, des frühen Abendessen. Die Schwarzhaarige verspürte kaum Hunger, doch sie zwang sich ihren nur halb gefüllten Teller zu leeren. Henry und Roland berichteten ihr von dem vergangenen Tag, doch sie konnte der Unterhaltung der beiden nicht folgen. Ein elendiges Ziehen in ihrem Rücken quälte sie und dehnte sich über ihren Bauch aus. Die verursachten Schmerzen waren größer, als die Tage davor, als sie von Vorwehen geplagt wurde. Ihre Hand legte sich auf ihre geschwollene Körpermitte und begann diese sanft zu massieren, doch was sonst für einige Linderung sorgte, schien nicht zu funktionieren. Ganz leise manifestierte sich ein Keim der Sorge in ihren Gedanken und versuchte Wurzeln zu schlagen. Diese Schmerzen waren anders und förderten die Angst zu Tage, dass etwas nicht stimmte. Bis zur Geburt sollten ihr, laut der Hebamme, noch drei Wochen bleiben. Regina war in ihren Gedanken versunken und konzentrierte sich auf ihre Atmung. Ihre Hand zog weiter kreisende Bewegungen über ihren Babybauch, während ihr Name, in ihr Gehör drang. Perplex schaute sie in Rolands Gesicht, der für irgendetwas Bestätigung erwartete, doch sie hatte nicht die geringste Ahnung, worüber er gesprochen hatte. So versuchte sie sich in einem gequälten Lächeln und antwortete:

„Das klingt wirklich amüsant, mein kleiner Schatz!"

Der Lockenkopf schaute seine Stiefmutter an, als hätte sie den Verstand verloren, denn seine Erzählung über die neuen Vorschulkameraden, die ihn geärgert hatten, waren keineswegs amüsant. Sein Blick blieb verwundert auf sie gerichtet, doch bevor er etwas erwidern konnte, erhob sie sich.

Um sich abzulenken, begann sie die Teller, Gläser und das Besteck einzusammeln und in die Spüle zu packen. Sie konnte die Blicken der beiden anderen auf sich spüren und wusste, dass mindestens Henry sie längst durchschaut hatte. Ihr Verdacht bestätigte sich, als der Ältere der beiden Jungen sprach:

„Alles in Ordnung, Mom?"

Die Herrin vom Sherwood Forest wollte ihren Söhnen keinen Grund zur Sorge geben, doch gleichzeitig wusste sie auch, dass sie die beiden nicht so einfach anlügen konnte. Henry hatte sie längst durchschaut und würde ihre Lüge enttarnen. Um so erleichterter war ihr zu Mute, als der Schmerz nachließ, kaum dass sie das Spülwasser einlaufen ließ. So konnte sie ihm nun wahrheitsgetreu antworten:

„Ja, alles in Ordnung, Liebling!" Sie versuchte sich in einem aufmunternden Lächeln für die beiden, doch im nächsten Moment überfiel sie wieder ein heißer, stechender Schmerz. Regina klammerte sich an die Kante der Arbeitsfläche und versuchte ihre Atmung zu kontrollieren.


Himmel...das ist nicht gut...nein, nein, nein...ganz und gar nicht gut


Schoss es durch ihren Kopf, aus Angst, dass etwas mit dem Baby nicht stimmte. Eine Hand löste sich von der Arbeitsfläche und legte sich auf ihren Bauch, als der Schmerz in ihr aufflammte und ihr für einige Sekunden den Atem raubte.

Was zum....


Die Schwarzhaarige versuchte alles an Selbstbeherrschung aufzubringen, um ihre Söhne nicht sehen zu lassen, dass etwas nicht stimmte. Sie zwang sich zu einem weiteren Lächeln, welches ihr jedoch nicht so recht gelingen wollte. Henry tauchte neben ihr auf und starrte sie mit sorgenvollem Blick an.

„Das..", begann er zögerlich „...das wirkt nicht, als ob alles in Ordnung ist.", bemerkte er und wirkte erwachsener, als sein Alter es zuließ. Reginas Maske bekam Risse und so gestand sie ihm:

UnvollkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt