Kapitel 34

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Kapitel 34



DasGegenwärtige


Robinsaßam Krankenbett seines Sohnes und hatte jegliches Gefühl von Zeitverloren.Er wusste nicht mehr genau, wann die Minuten sich in Stundenverwandelt hatten und diese zu Tagen wurden. Tagen, an denen sichRolands Zustand nicht veränderthatte. Besucher kamen und gingen, doch der Junge blieb teilnahmslos.Reginahatte Roland nur ein einziges Mal besucht. Sie war mit Henryerschienen. Der Junge wollte seinen Freund besuchen und seine Mutterhatte seine Anwesenheit genutzt, um Robin die negativen Ergebnisseihrer Suche mitzuteilen. Es war, als wenn dieses Wesen, das seinemSohn die Seele geraubt hatte, nicht existent wäre.So sehr er sich auch wünschte, dieses Monster zu erwischen, sokonnte er sich kaum aus diesem Zimmer entfernen. Für ihn war es, alswürde alles was jemals den Weg in sein Herz gefunden hatte, vorseinen Augen zerrinnen. Oft las Robin ihm vor, weil er glaubte, dassRoland, wo immer sein Verstand auch im Moment verweilte, ihn dochverstehen konnte; dass der Junge verstand, nur nicht reagierenkonnte. Auch jetzt saß er in dem Stuhl und las aus einem altenKinderbuch, das er als eines von Henrys Geschenken erkannte, als einKlopfen seine Konzentration störte. Er schaute zur Tür underwartete Ruth, obwohl er es mittlerweile besser wissen musste, dochals er Baileys Gestalt erkannte,schaffte er ein müdesLächeln.

„Hey.",machte sie liebevoll und zog sich einen Stuhl ans Bett, um ihrenalten Körper darauf zu setzen. Ihre Hand ging an Rolands undstreichelte sie zärtlich, während sie sprach:
„HiSchätzchen,ich bin wieder da und wie versprochen, hab ich dir heute dein altesLieblingsbuch mitgebracht. Ich hab es in der Bibliothek gefunden."Sie zog ein Buch aus ihrer Tasche und platzierte es auf ihrenSchoß.
„Wenndein Dad endlich mal nach Hause fährt und schläft, werd ich dirdaraus vorlesen."

RobinsMundwinkel verzogen sich haucheben nach oben, als er Baileys Versuchbemerkte, ihn endlich fürein paar Stunden aus dem Krankenhaus zu bekommen.

„Dudarfst auch gerne lesen, wenn ich dabei bin", sagte er gähnend undstrich sich mit der Hand durch das Haar.

Baileyöffneteihren Mund, um etwas zu sagen, zögerte jedoch einen Moment undfragte schließlich:

„Wiegeht es ihm heute?"

Robin zuckte mit seinen Achseln.

„DemUmständen entsprechend, denke ich. Es ist wenigstens nicht schlimmergeworden."


Nochschlimmer wäreder Tod ... ja ... aber was ist das da jetzt?


Ervernahm Baileys geräuschvollenAtemzug und legte seine Hand auf ihren Unterarm. „Er lebt, Baileyund wir werden wissen, wer das war und wie wir es wieder rückgängigmachen, okay?"


Diealte Frau legte ihre Hand auf die seine und nickte.
„Genau,wir geben die Hoffnung nicht auf. Gibt es denn Neuigkeiten?"

Robinschüttelteseinen Kopf und brauchte nichts weiter sagen, da die Alte weiterredete.

„Ichhab gehört, dass du Johns Angebot ausgeschlagen hast, hier Wache zuhalten. Ich weiß, dass du Roland nicht allein lassen willst, aberdu musst auch ein bisschen ruhen, mein Junge."

Robinlauschte ihrer mütterlichenSorge, ehe er erwiderte:

„Ichkann ihn nicht nochmal allein lassen. Er wollte die ganze Zeit nichtbei Ruth bleiben und ich hab ihn dort gelassen." DieSelbstvorwürfe, dieihn quälten,standen ihm ins Gesicht geschrieben,so dass Bailey ihren schmächtigenKörper zur Seite bewegte und gegen Robin lehnte.
„Esist nicht deine Schuld." Die Nähe und die damit verbundene Wärmeerreichte einen Teil in seinem Innern, der sich so sehr nach dieserArt der Geborgenheit sehnte. Robins Augen verwässerten sich, als erdie Gedanken, die ihn seit Ruths Erscheinen quälten, endlichjemandem offenbarte.
„Eigentlichsollte meine Verlobte hier sitzen. Ich sollte ihr so sehr vertrauen,dass ich sie hier mit meinen Sohn allein lassen kann, damit ichdieses Monster finden und jagen kann, aber weißt du was sie getanhat?"

UnvollkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt