Kapitel 47
Das Gegenwärtige
Der Schein der Neonröhren tauchte den Warteraum des Krankenhauses in ein fades Licht und zeichnete diffuse Muster auf den grauen Linoleumboden. Robin saß neben Henry auf einem der harten Stühle und starrte mit verlorenem Blick vor sich hin. Im Hintergrund erklang das Ticken der Wanduhr und füllte Robins leeren Verstand. Er konnte spüren, wie Henry sich an ihn lehnte und legte seinen Arm um die Schulter seines Sohnes. Eine gefühlte Ewigkeit verharrten sie so, versunken in Taubheit und Leere, als Henry das Schweigen flüsternd durchbrach:
„Warum dauert das so lange, Dad? Das dauert viel zu lange, was ist wenn -",„- Nicht Henry. Du kennst die Regeln.", kam es tonlos aus Robins Kehle.
„Ich weiß, wir sprechen es nicht aus bis...", der Satz verhallte unbeendet. Robin drückte seinen Sohn einen Augenblick fest an sich und hauchte seiner Schläfe einen Kuss auf, ehe Henry seinen Kopf auf die Schulter seines Vaters bettete und einen tiefen Seufzer ausstieß. Robins Blick glitt zur Uhr und blieb an dem langen, schwarzen Zeiger haften. Sein Magen fühlte sich ebenso taub, an, wie sein Verstand. Er ließ seine Schultern hängen und schloss für einen Moment die Augen.
Komm schon Gin, gib ja nicht auf. Zwing mich nicht unseren Kindern eine schlechte Nachricht zu vermitteln...Das pack ich nicht...
Noch während er in seinen Gedanken gefangen war, spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Schlagartig öffnete er seine Augen und hoffte, dass der Arzt endlich den Weg in den Warteraum gefunden hatte, doch es war Emma, die vor den beiden stand und erklärte:
„Wir haben Neal fürs Erste in der Sheriffstation untergebracht. John kümmert sich darum, dass er nicht versucht abzuhauen. Ich hab ihm den Dolch dagelassen, wer weiß, ob Neal noch etwas in der Hinterhand hat." Sie hatte Neals Name kaum ausgesprochen, da verengten sich Robins Augen zu zwei gefährlichen Schlitzen. In seinem Magen zündete eine Flamme, die seit seiner Ankunft im Krankenhaus erloschen war und ließ ihn seine Hände unwillkürlich zu Fäusten ballen. Emma legte ihre Hand auf Robins Unterarm und drückte ihn sachte:
„Ich weiß du bist wütend, das bin ich auch, aber es hilft nichts, wenn wir jetzt durchdrehen." Robin sog die Luft tief in seine Lungen, hielt sie dort einige Augenblicke und entließ sie erst wieder, als Emma weiter sprach:
„Und ihr werdet es nicht glauben, wen Neal noch mitgebracht hat."
Vater und Sohn richteten ihr Augenmerk neugierig auf Emma und warteten darauf, dass sie fortfuhr.
„Cora. Sie saß die ganze Zeit in der Geschlossenen. Also im Grunde sitzt sie da noch immer. Direkt unter uns im Keller. Neal meint, dass sie die Manschette trägt und die Pfleger sie nicht rauslassen werden, aber ich werde mich nachher selbst davon überzeugen, dass sie gut weggesperrt ist."
Die fehlt mir auch nochDachte Robin, doch behielt er seine Gedanken für sich. Stattdessen schüttelte er seinen Kopf und wagte nicht darüber nachzudenken, welche Nachrichten dieser Tag noch für ihn parat hielt. Ein Teil in ihm fühlte sich immer elendiger, je weiter die Zeit dahinfloss und kein Arzt erschien. Seine Augen legten sich auf Emma, die noch immer vor ihm und Henry stand und nun den Blick auf ihre Finger gerichtet hielt. Sie war verstummt, doch Robin sah das Hadern in ihren Augen; ihren Versuch Henry nicht ins Gesicht schauen zu müssen. Es war Robin der das aufkommende Schweigen brach und ihr anbot Platz zu nehmen. Emma hob ihren Blick, sah erst Robin an und konnte dem Anblick Henrys nicht länger widerstehen. Mit hängenden Mundwinkeln fragte sie:
„Und? Weiß man schon wie es ihr geht?"
Henry schüttelte seinen Kopf und zog die Nase geräuschvoll nach oben. Eine Träne löste sich aus seinen Augen , doch er wischte sie linkisch mit dem Handrücken fort. Emma nahm das Angebot an und ließ sich auf den Stuhl neben Henry fallen. Vorsichtig legte sie ihre Hand in seinen Rücken und streichelte ihn dort.
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Unvollkommen
FanfictionRobin Hood und Regina stehen kurz vor ihrer Hochzeit, doch bevor sie den Bund fürs Leben schließen können, rollt ein Fluch über Sherwood Forest und sie erwachen ohne Erinnerung in Storybrooke. Was ist in der verlorenen Zeit geschehen und welche Gefa...