Kapitel 40

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Kapitel 40



Das Verlorene


Amnächsten Morgen betrat Robin die Küche und erfreute sich an demAnblick, welcher sich ihm darbot. Regina schien den Weg aus dem Lochgefunden zu haben, in welches sie sich die letzten Tage zurückgezogen hatte. Sie stand am Ofen und hantierte mit einer Pfanneherum, während Roland den Tisch deckte und Daniel in seiner Wippeauf der Arbeitsfläche stand. Der Geruch von Speck und Zwiebeln lagin der Luft und kitzelten seinen Gaumen. Für einen Moment spürte erden Alltag, doch das Bild begann zu bröckeln. Ein weitere Blick aufseine Familie und er sah die Narben und die damit verbundenenAuswirkungen der vergangenen Tage. Rolands sonstige Freude, wenn eswas zu Essen gab, zeigte sich weder in seinen Augen, noch in seinemGesicht. Fast schon lustlos saß er mittlerweile auf seinem Platz undließ seine Beine baumeln, während er auf seinen leeren Tellerstarrte und mit der Gabel spielte.

Regina schlug Eier auf undauch wenn er diese Ansicht gewöhnt war, so konnte er ihren Versuchnicht ignorieren, sich vor der Welt dort draußen zu schützen. IhrKörper war in ein schwarzes Kleid gehüllt, welches bis zum Halshoch geschnürt war. Das Haar, das sonst weich über ihren Rückenfiel, war zu einem strengen Zopf gebunden und ihre Augen lagenversteckt unter Schichten von dunkler Schminke. Ihre Haltung warstraff. Nichts erinnerte mehr an das Häufchen Elend, welches gesternin seinen Armen zusammengebrochen war.


Was erwartest du? Dukennst sie. Das ist ihre Art, sich zu schützen, sich gegen diesebeschissene Welt zu wappnen


Robin schob alle bitterenGedanken und Empfindungen zur Seite, legte für seine Familie einLächeln auf die Lippen und begrüßte sie.
„Das riechtfantastisch."

Ein Funke der Erleichterungzündete in seinem Innern, als Regina ihm ein Lächeln schenkte,welches ganz und gar nichts mit ihrer strengen Erscheinung gemeinhatte. Sein Eigenes, wurde ehrlicher und erreichte seine Augen,während er sich zu ihr begab und ihrer Wange einen Kuss aufhauchte.
„Ich dachte mir, ich sorge selbst fürs Essen, bevor dudoch noch Suppe machst.", neckte sie ihn mit einem Schmunzeln,welches die letzten Reste der Angst um sie vertrieb. Sie hatte sichwirklich wieder gefangen.

„Alles Taktik, Liebes.Ich wusste, dass es dich dazu bringen wird, dass du lieber selbstkochst und so bin ich fein raus und brauch nicht mehr am Ofenstehen.", erwiderte er schelmisch und schaute ihr dabei einenMoment zu tief in ihre Augen, was seinen Magen angenehm rumoren ließ.


Ich liebe dich


Dachteer mit der Gewissheit eines Sonnenaufgangs und bemerkte den Klapsnicht, den Regina ihm mit dem Kochlöffel gab. Robin wandte sichseinem Sohn zu, begrüßte ihn anständig und setzte sich zu ihm anden Tisch. Nicht lang und Regina erschien mit einer Schüssel vollRührei und Speck und einer Karaffe mit Orangensaft. Sie geselltesich zu den Beiden, schaute immer wieder kurz zu Daniel, der inseiner Wippe schlief und tat dann erst Roland, danach Robin und zumSchluss sich selbst, etwas auf den Teller auf. Robin machte sich miteinem Bärenhunger an das Essen, doch Roland schob sein Ei nur hinund her, bis Regina mit ihrer Gabel etwas von seinem Teller aufpickteund sie vor Rolands Mund hielt.
„Du musst ein bisschen wasessen.", sagte sie sanft und wartete darauf, dass der Junge seinenMund öffnete. Unter leisem Seufzen, kam er der Order seiner Mutternach, öffnete seine Lippen und ließ sich die Gabel in den Mundschieben. Robin beäugte das Schauspiel. Ihm entging nicht, dassRegina selbst ihr Rührei nicht anrührte und so wich die Sanftheitaus seinem Blick, für eine Prise Ernsthaftigkeit.
„Das gleichegilt für dich, Gin."

UnvollkommenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt