Kapitel 38

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Kapitel 38


DasGegenwärtige


Little John klapptesein Handy zusammen und verstaute es wieder in seiner Tasche. Mitlangen Schritten durchmaß er den Raum, passierte Rolands Bett, dannHenrys, nur um wieder kehrt zu machen und den Weg zurückzulaufen.Erst Emmas Stimme holte ihn aus seinen Überlegungen und brachte ihnzum Stehen. Verwirrt starrte er auf die Blonde und wartete darauf,dass sie ihre Worte wiederholte.
„Du hättest Robin noch nichtanrufen sollen. Nicht, bevor Granny und Bailey mehr wissen."
„Emmahat Recht.", meldete sich Mary Margaret zu Wort und hielt dabeiHenrys Hand in der ihren.
„Ihr versteht das nicht. Er brauchtjedes Zipfelchen Hoffnung, glaubt mir. Er ist dabei den Verstand zuverlieren."

Traurigkeitzeichnete sich in seinem Gesicht ab und machte auch nicht halt vordem Ausdruck seiner Augen. Mit Wehmut, hatte er seinen besten Freundbeobachtet. Nicht erst seit Ruth aufgetaucht war, sondern vom erstenAugenaufschlag in dieser Welt. Irgendetwas stimmte nicht mit Robin,als sei er in einem Ungleichgewicht, doch John konnte es einfachnicht benennen. Es gab eine kurze Periode, in dem diesesUngleichgewicht, ausbalanciert schien, doch seit Roland und auchHenry ihre Seelen verloren hatte, konnte er förmlich zuschauen, wiesein Kumpel, aus der Bahn geworfen wurde und das gefiel ihm ganz undgar nicht. Er hatte nicht die Zeit, sich um ihn zu kümmern, wie erwollte, also hatte er begonnen, ihm den Rücken so gut es gingfreizuhalten. Er war mit den restlichen Männern und auch mit Emmaund Mary Margaret durch den Wald gejagt, um diesen Seelenräuber zufinden, doch die Suche erschwerte sich. Emmas Gatte war verschwunden,nicht dass er die Abwesenheit Neals als störend empfand. Es war dieTatsache, dass sie ihre Suche nun aufteilen mussten und bis jetztkeinerlei Erfolg erzielen konnten, welche die Stimmung trübte.


Heute gab es denersten richtigen Hinweis und auch wenn er so klein, wie ein Senfkornwar, maß er ihm genügend Bedeutung bei, seinem Kumpel etwasHoffnung zu bringen.

Baileyhatte mit ihm an Rolands Bett gewacht. Emma und ihre Eltern, anHenrys, als die Tür sich öffnete und Granny den Raum, mit einemKorb voller Essen betrat. Sie hatte nicht vorgehabt zu bleiben, dochirgendwie hatte sie sich in eine Gespräch mit Bailey verwickelnlassen und bevor sie sich versahen, saß auch sie auf einem Stuhl amKrankenbett und führte ihre Unterhaltung mit Bailey fort. MaryMargaret wollte eines der Bücher nehmen und den beiden Jungenvorlesen, als Granny zu der anderen Frau verschwörerisch meinte,dass man zu ihrer Zeit die Geschichten noch alle im Kopf hatte. Sieerinnerte sich an einige, die sie ihrer Tochter und später ihrerEnkelin erzählt hatte und auch Bailey berichtete von Erzählungen,die noch in ihr Alter überdauerten, als sie sich an eine uralteSchreckgeschichte erinnerten. Beide Frauen lachten bei der Erwähnungjener Märchen, amüsierten sich darüber, auf welche Art ihre Mütterund Väter versucht hatten, sie einzuschüchtern, als es Bailey wieSchuppen von den Augen fiel.

Eswar das erste Mal gewesen, dass jemand den Schwarzen Mann erwähnte.Bevor der Gedanke sich richtig festsetzen konnte, waren beide Frauenaufgebrochen, um die Bibliothek nach Hinweisen zu durchsuchen.

„Wirsollten auch in die Bibliothek und ihnen beim Suchen helfen.",erklang Mary Margaret Stimme und forderte die Aufmerksamkeitaller.
„Das geht nicht.", widersprach Emma und zeigte aufHenry.

„Wirkönnen hier nicht weg. Wenn Regina rauskriegt, dass ich ihn alleinegelassen habe, nachdem ich ihr hoch und heilig versprochen musste, esnicht zu tun, damit sie endlich einmal nach Hause fährt und sichausschläft, dann bleibt von mir nicht mehr übrig als ein HaufenAsche. Ihre Nerven liegen ohnehin blank, da werd ich mir nochwünschen, dass sie mich einfach nur erwürgt."
John schmunzeltebei der Erklärung und erwiderte trocken:
„Wir müssen ja nichtalle da hin. David schafft zwar schon zu laufen, aber bis der zumAuto kommt und wir dann die Bibliothek erreichen, ist der Tag schonum."

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