Kapitel 44
Das Verlorene
Mit schnellen Schritten erreichte Emma die Treppe, die in die untere Etage führte und blieb abrupt vor der ersten Stufe stehen, als sie Little John das Haus betreten hörte. In einem Anflug von Panik schaute sie nach Rechts und Links und wich bereits langsam einige Schritte zurück, bis sie wie angewurzelt stehen blieb. Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich auf die vertrauten Geräusche ihres Mannes. Innerlich wiederholte sie ein einfaches Mantra, in der Hoffnung, dass John nicht den Weg nach oben einschlagen würde.
Komm nicht hoch...Komm nicht hoch...Komm nicht hoch....
Sie hielt ihren Atem an, als die Küchentür sich quietschend öffnete, entließ diesen erst wieder, als sie John in der Küche wusste und fühlte sich sogleich elendig. Seit Tagen wich sie ihrem Gatten aus und vermied es so gut es ging, mit ihm allein zu sein. Oft überlegte sie sich Ausreden, um die Nachtschicht zu übernehmen, um die Nächte in der Sheriffstation verbringen zu können. Erst im Schutz des Morgengrauen und der Gewissheit, dass Little John noch tief und fest schlief, kehrte sie nach Hause zurück, um einen weiteren Tag des Versteckspielens durchzustehen.
Emmas Hand legte sich auf ihren Bauch, der noch nichts von dem Umstand verriet, der sie in entsetzliche Unruhe versetzte. Der Gedanke an das Leben, welches in ihr heranwuchs ängstigte sie bis auf die Knochen. Die Vorstellung, das Leben, welches sie sich im Sherwood Forest aufgebaut hatte, nun abermals verändert zu wissen, trieb sie jeden Tag aufs Neue dazu an, vor ihrem Gatten zu fliehen. Sie wagte es nicht, sich ihm zu stellen und ihm zu offenbaren, dass er nicht nur das freie Leben im Wald aufgeben hatte, sondern sie im Begriff waren, das letzte bisschen Freiheit, welches sie genießen konnten, nun auch zu verlieren. Auch wenn sie Henry geboren hatte, so hatten Emma und John sich nie wirklich mit dieser Thematik beschäftigt, doch das mussten sie auch nicht. Emma kannte den Hünen und wusste um ihrer beider Gemeinsamkeiten, gern ein Auge auf die Kinder zu werfen und sich um sie zu kümmern, doch stets mit der Möglichkeit sie wieder abgeben zu können. Wie sollte sie ihm nur sagen, dass sie nun selbst Nachwuchs erwarteten, nachdem sie, nach mancher unruhigen Nacht Daniels, beide mit breiten Grinsen wieder in Morpheus Reich versanken, nachdem Emma dass Geschrei mittels eines einfachen Zaubers ausgeschaltet hatte.
Das erneute Quietschen der Tür riss Emma aus ihrer Starre. Sie öffnete die Augen und schaute hin und her, wie ein aufgescheuchtes Reh bei Nacht. Ihr Blick fiel durch den Korridor, der zu ihren und Johns Gemächern führte, doch dann ging sie zielstrebig in Richtung Henrys Zimmer. Vielleicht würde sie sich dort ein wenig verstecken können, bevor sie sich auf den Weg in die Sheriffstation machte. Emma hatte gerade die Zimmertür erreicht und überlegte sich eine Ausrede, welche sie Henry liefern könnte, sollte der Junge wider erwarten in seinem Zimmer hocken, als ein leises Quäken aus einer anderen Tür drang. Emma wandte den Kopf zur Kinderstube und wartete einen Augenblick, ob das leise Quäken verstummte, doch als nichts geschah, ging sie zur Quelle dieses Lautes und lünkerte in die Kinderstube.
„Regina? Robin?", rief sie zaghaft in den Raum und blickte zur geschlossenen Verbindungstür. Sie betrat das Zimmer, lief am Bettchen vorbei und öffnete die Verbindung.
„REGINA?", versuchte sie es lauter, doch das angrenzende Schlafzimmer war verlassen. Noch während sie nach der Mutter des Kindes Ausschau hielt, verstärkte sich Daniels Unmut und das anfängliche Quäken verwandelte sich in ein leises Wimmern. Emma atmete tief durch, wandte sich dem Kinderbett zu und baute sich über diesem auf.„Na du kleiner Hosenscheißer? Was gibt es zu meckern?"
Tränen quollen aus Daniels dunklen Augen, während er mit seinen Beinen so fest zu strampelte, dass die Decke, die seinen winzigen Körper bedeckte, wild auf und ab hüpfte.
DU LIEST GERADE
Unvollkommen
FanfictionRobin Hood und Regina stehen kurz vor ihrer Hochzeit, doch bevor sie den Bund fürs Leben schließen können, rollt ein Fluch über Sherwood Forest und sie erwachen ohne Erinnerung in Storybrooke. Was ist in der verlorenen Zeit geschehen und welche Gefa...