Kapitel 2

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Kapitel 02

Das Gegenwärtige

Regina hatte sich von dem Räuber abgewandt und ihn stehen lassen. Mit bestimmten Schritten bahnte sich sich den Weg durch die Menschenmenge, ignorierte die hasserfüllte Blicke der anderen und begab sich zu Snow White, die genauso unwissend, wie sie selbst war. Ohne Umschweife fragte sie die Prinzessin nach ihren Erinnerungen. Hakte nach, was das Letzte war, woran sie sich erinnern konnte, doch die Antwort der Jüngeren brachte keine Befriedigung.

„Wir haben dich zum Sommerpalast geschickt. Wir haben uns von dir verabschiedet und dann...dann weiß ich nichts mehr!“

Wieder spürte Regina die Enttäuschung, als ihr bewusst wurde, dass man sie in die Verbannung schicken wollte. Für einen winzigen Moment wägte sie ab, ob sie noch etwas sagen sollte, doch sie entschied sich dagegen. Stattdessen warf sie einen abschätzenden Blick erst auf Snow und dann auf ihren Gatten, der sie wie ein dummer Schuljunge anschaute, dem man im Begriff war, das Pausengeld zu stehlen. Regina stieß ein frustriertes Seufzen aus, machte auf ihrem hohen Absatz kehrte und stöckelte geräuschvoll aus dem Diner.

So viel Unvermögen auf einem Haufen ertrage ich heute nicht

Dachte sie und konnte doch nicht die Gefühlsgewalt benennen, die von ihr Besitz ergriff.

Robins Wut war indes immer noch nicht zur Gänze verflogen. Er fühlte sich fehl am Platz, fühlte sich überfordert. Das Baby schlief friedlich in seinem Arm, während sein anderes Kind auf einem Hocker am Tresen saß und sich an einem Teller Pfannkuchen gütlich tat.
„Die Fmecken Mfamtastif“, erklärte er mit vollen Mund und spießte sich schon die nächsten Stücke auf die Gabel.
Der Diner begann sich zu lichten, als keiner eine zufriedenstellende Antwort bekam. Snow White und ihr Prinz konnten allen Leuten nur raten, erst einmal in ihrem Tagewerk nachzugehen bis sie endlich herausfinden würde, wer oder was hinter diesem neuen Fluch steckte.

„Wo wohnst du Locksley?“, Grannys Stimme riss Robin aus seinen zorngetränkten Gedanken. Er wandte sich der alten Dame zu und zuckte mit seinen Schultern.

„Im Wald haben wir unser Lager errichtet. Fragt mich nicht, wie die Gegend genau heißt“

Die Inhaberin des Diners überlegte einen Moment, tauschte dann vielsagende Blicke mit ihrer Enkeltochter aus und fuhr dann mit der Unterhaltung fort.

„Der Wald ist nichts für einen Säugling und der Junge da“, sie machte einen Kopfdeut in Rolands Richtung.

„Gehört auch in die Schule“

Robin hörte ihr zu und spürte wie sich die Frustration wie ein dunkles Tuch über seinen Verstand legte. Dieses Reich war so anders, als das was er bisher kannte. Schule war etwas für adelige Kinder und sein Junge war vieles, aber kein adeliges Kind. Gleich welche Abstammung er selber genoss.

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