Kapitel 43

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Kapitel 43

Das Gegenwärtige

Emma und John rannten in das Krankenhaus bis sie zum Fahrstuhl kamen. Hektisch und mit zu viel Gewalt hämmerte Emma auf den Knopf und verlagerte ihr Gewicht unruhig von einem Bein auf das Andere. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, egal wie sehr sie auch versuchte, sich zu fokussieren. Die Offenbarung, dass ausgerechnet der nette Pfleger, der sich so aufopferungsvoll um ihren Vater gekümmert hatte, der schwarze Mann war, wollte nicht in ihren Kopf. Sie fragte sich, wann sie verlernt hatte, die Menschen richtig einzuschätzen. Die anfängliche Freude, dass Regina und Robin Henrys und Rolands Seelen gefunden hatte, war einem bitteren Gefühl gewichen, als sie von dem dritten, noch leeren Glas berichteten. Für jeden stand außer Frage, dass es etwas mit Robins anderen Sohn zu tun haben musste. Viel zu viele Kleinigkeiten, denen sie bis dato keinerlei Beachtung geschenkt hatte, fielen nun ins Gewicht. Das Anfreunden mit David und Snow, das herumlungern in den Krankenzimmern und die Freundlichkeit, die er allen drei Jungen zukommen ließ. Das Einzige das sich ihr noch nicht erschließen wollte, war der Umstand, dass er sich die Seele des Babys noch nicht geschnappt hatte, doch Emma hatte keine Zeit mehr darüber nachzusinnen. Ihre Befürchtung, dass die Zeit für den kleinen Jungen sich dem Ende näherte und auch er im Begriff war seine Seele zu verlieren, wenn sie ihn, seinen Bruder und Henry nicht schleunigst fort aus dem Krankenhaus und dem Radius des schwarzen Mannes schaffen würden, füllte ihren Verstand.

Der Fahrstuhl ließ auf sich warten und so gab sie Little Johns Drängen nach, die Treppe hochzusteigen. Gemeinsam rannten sie die Stufen hinauf , doch mit jeder Weiteren, die sie erklommen, war ihnen, als wenn sich etwas in ihrer Seele verdunkelte. Kälte kroch in Emmas Glieder und löste eine Gänsehaut aus. Ihre Gedanken wurden verworrener und noch bevor sie die erwünscht Etage erreicht hatte, standen sie in Dunkelheit, die gerade soviel Licht zuließ, dass sie die anderen Gestalten erkennen konnte. Sie brauchte einen kleinen Moment, um sich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen, doch dann sah sie das Schauspiel welches sich ihnen darbot und blieb vor Entsetzen, wie angewurzelt stehen stehen.

WAS ZUR HÖLLE

Das Verlorene

Regina saß auf der Decke und beobachtete Henry und Roland, die nun gemeinsam am Fluss angelten. Ihre Mundwinkel zuckten immer wieder amüsiert, als sie zwar einen Fisch an der Leine hatten, doch unter Fluchen diesen stets verloren, bevor sie ihn an Land ziehen konnte. Sie bemerkte nicht, dass auch Robin erwacht war und zuckte zusammen, als sie plötzlich seinen Arm um ihre Schulter spürte.
„Entschuldige.", machte er benommen „Ich wollte dich nicht erschrecken." Er gähnte herzhaft und bevor er seinen Arm von ihr lösen konnte, schmiegte Regina sich an ihn ran. Schweigend gab sie Robin Zeit, den Schlaf aus seinem Verstand zu vertreiben. Er blickte zum Himmel, gähnte abermals und wirkte im nächsten Moment zerknirscht.
„Wie lange hab ich geschlafen? Wir hätten uns schon längst auf den Heimweg machen sollen."

Reginas Lippen umspielte ein sachtes Lächeln, während sie nickte.

„Oder wir schlagen für heute Nacht hier unsere Zelte auf."
Robins rechte Augenbraue hob sich, während es einfach aus seinem Mund sprudelte, ohne dass er nachdachte.
„Du willst zelten? Heute? Du verabscheust es." Das Lächeln auf Reginas Gesicht wuchs zu einem Schmunzeln an.

„Aber ihr liebt es und überhaupt, ich würde nicht sagen, dass ich es verabscheue, ich hab nur mein Bett lieber." Robins Kehle entfleuchte ein leises Lachen, während er ihrer Schläfe einen Kuss aufdrückte.

„Ist das dein Ernst, du willst wirklich hier zelten?" Regina nickte.

„Du hast Recht gehabt -"

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