Kapitel 2 - Ethan

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„Muss das sein?" Ethan strich sich durch seine blauen Haare, sein Markenzeichen – als Wächter der Zeit war an ihm leider alles blau außer der Haut. Und die war mit den ganzen blauen Symbolen übersät. Ein Grund mehr, den Körper zu verdecken. Zum Glück waren die Symbole noch nicht in seinem Gesicht angekommen.
„Ja", Daysan, seine kleine Schwester verschränkte die Arme. „Ich brauche auch mal Pause. Außerdem sind es auch deine Kinder!"
Seufzend ging er mit ihr Richtung Krankenflügel, ein Stockwerk unter der Chefetage. Eigentlich waren es nicht einmal seine Kinder, er war unfruchtbar. Wie oft versuchte er schon Daysan das klarzumachen. Doch sie bestand darauf, seitdem er ihr damals Saemel zur Erziehung geben musste. Und den hat sie mit fünf hinter seinem Rücken weggegeben. Was da alles hätte schiefgehen können... „Hör zu, lass uns das später diskutieren. Ich muss mit Nicolae noch etwas besprechen."
„Meinetwegen.", grollte Daysan ehe ihr Piepser anging und sie in den Krankenflügel stürmte. Sie war zusammen mit dem Dämonenmaniac Akarian Chefin dort.
Schnaubend lief Ethan ihr nach, so leicht ließe er sich nicht abschütteln! „Du weißt genau, dass Nicolae mir nicht freigibt. Das hat er seit Äonen nicht mehr!"
„Dann nutz endlich deine Position! Er ist ein Elemantary, du bist ein Wächter, du stehst im Rang über ihm." Ein böser Blick aus braunen Augen. „Oder hast du dich von ihm einschüchtern lassen? Das wäre eine sehr schwache Aktion."
„Natürlich nicht", Ethan machte eine wegwerfende Bewegung, „ich hatte Respekt vor ihm, aber nach der Aktion die er damals beim Kampf gegen Considite gebracht hat ist er nur noch der Leiter hier."
„Die Aktion...", Daysan zog die Brauen zusammen. „Du hast mir nie erzählt, was er damals getan hat."
„Und das ist auch gut so.", blaffte Ethan bevor er gedankenverloren durch die Gänge streifte. Daysan wollte ihm die Kinder aufdrücken, das störte ihn nicht. Eigentlich machte er es gerne. Aber jetzt nicht. Er hatte die letzten Monate schon genug zu tun. Saemel nahm ihm mit seinen momentanen Wutanfällen fast durchgehend in Anspruch. Nächste Woche wird er medikamentös neu eingestellt, bis dahin durfte er nicht reißen. Eine schwere Aufgabe, zumal er Saemel heute alleine lassen musste. Das tat er selten, einfach wegen der momentanen Unsicherheit mit Percival. Eine Fressattacke und der Mensch endet als Snack. Zum Glück war Saemel auf ihn gepolt, ein pfiff und er gehorchte ohne Wenn und Aber, im Gegensatz zu Nicolae. Apropos Nicolae, sobald Saemel volljährig war, musste er diesen in Sicherheit bringen. Sollte Nicolae sich in seiner Position als Alpha angegriffen fühlen, würde es blutig werden. Ein Schnauben. Auf jeden Fall würde er Saemel brandmarken lassen, dann war er zumindest für die Jäger uninteressant. Vielleicht konnte er mit Akarian ein anderes Zeichen ausmachen als die Zwillinge haben. Dieses war einfach nur hässlich.
Ein wütendes Bellen riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich um und schüttelte einfach nur den Kopf. Es war das gleiche Theater wie fast jeden Tag. Nicolae versuchte Saemel zu fangen. Nur dass sie dabei um den vor Angst erstarrten Percival liefen war neu. Ethan ging leicht in die Hocke, dabei pfiff er kurz. Auf Kommando lief Saemel auf ihn zu, sprang auf seinen Rücken und hielt sich mit den Krallen am Schultergurt fest.
Nicolae bremste knapp vor Ethan ab. „Aus dem Weg!", fauchte er zähnebleckend.
Ethan ließ sich davon nicht beeindrucken und richtete sich zur vollen Größe auf. Nicolae hatte sich schon so oft in ihm verbissen, ein Biss mehr störte ihn auch nicht.
Nachdem Nicolae noch mehrmals versuchte, an Ethans Seite vorbei Saemel zu greifen, gab er auf. „Du kannst ihn nicht ewig beschützen, Ethan." Du wirst einmal nicht aufpassen, und wenn es soweit ist, werde ich dort sein.", drohte der aufgebrachte Dämon und sprang aus dem Fenster. Das darauffolgende laute Flügelschlagen bedeutete, Nicolae war zurück ins Büro.
„Percival", Ethan kam auf ihn zu. „Wie geht es dir?"
Mit riesigen dunkelgrünen Augen die im Kontrast mit den roten Haaren standen starrte Percival ihn an. „Wie soll es mir gehen? Ich wäre fast gestorben."
„Ach was, Nicolae bezeichnet dich als seinen Schützling und Saemel vermeidet unnötigen Körperkontakt." Ein kurzer Seitenblick auf den sich an ihn schmiegenden Katzendämon. Er konnte Percivals Angst ein wenig verstehen, Saemel war als ursprünglicher Vierbeiner im Stehen fast drei Köpfe größer als er. „Überhaupt, was machst du hier?"
„Wollte Report geben wegen Auftrag, hab ihn leider nicht geschafft."
„Verstehe." Er beugte sich nach hinten damit Saemel wieder auf den Boden kam. „Und was macht er hier?"
„Er ist mit zwei Leichen hier rumgelaufen.", antwortete Percival prompt.
Ethan verdrehte die Augen und ging in die Hocke. „Ich habe dir doch verboten zu jagen, warum machst du es trotzdem? Du hättest doch nur noch eine Woche ohne gehabt."
„Weil der sonst gestorben wäre."
Ein Blick über die Schulter. „Menschen sind echt zu nichts zu gebrachen." Mit einer kurzen Bewegung deutete er Saemel die Hand zu greifen, bevor er weiterging. „Dann komm, mach deinen Report. Ich war eh auf dem Weg zu Nicolae."

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt