Es dauerte eine Weile, bis sich alle wieder fingen. Ethan fing an, nach Saemel zu suchen, fand ihn aber nicht. Vielleicht war das gut so. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Scarlet wieder aufgestanden war. Gezielt warf Percival sein Messer nach Scarlet. Dieser schrie auf als sich das Messer in seine kaum noch existente Brust bohrte. Blut verbarg das Messer in seinem inneren, als er sich zu Boden warf und krümmte. Percival starrte Scarlet an. Waren die Schmerzen schon so stark?
Genervt rannte Nicolae auf den sich aufrappelnden Scarlet zu und biss ihm in den Hals. Wütend versuchte Scarlet ihn abzuschütteln und schaffte es schließlich mit einem sehr tiefen Kratzer an Nicolaes Seite.
Percival sah zu Ethan und stockte: Ethan war gerade dabei, wegzufliegen. Schien wohl so, als mussten er und Nicolae Ethans Kampf zu Ende führen, weil ihm Saemel wichtiger war. Und sowas schimpfte sich Wächter!
Er sah zu dem sich im Laufen aufrichtenden Nicolae. „Alles gut?"
Nicolae fauchte ihn an. „Geht zur Seite! Du bist für das folgende nutzlos!" Nicolae zog den Schwertgurt aus und warf ihn achtlos weg, bevor er sich wieder Scarlet zuwandte. „Du hast zwei Möglichkeiten, Scarlet. Du gibst auf oder lernst meine neuen Freunde kennen."
Scarlet fing an zu lachen, ein grausames Lachen das ein erneutes Beben auslöste. „Hier gibt es keine Freundschaft. Was bist du überhaupt? Eine Engelsgestalt den Flügeln nach."
„Falsch!" Nicolae gab einen markerschütternden Schrei von sich. Sekunden später sprangen neun Wesen aus dem Schatten hervor und verteilten sich in Kreisform um Scarlet. Erschrocken stolperte Percival zurück. Synthis, es war das Synthisrudel von vorhin. Aber wie...?
„Nett", Scarlet zog amüsiert eine Braue hoch. „Denkst du wirklich, dass sie dir gehorchen? Ich kenne meine Einwohner."
Jetzt fing Nicolae an zu spotten. „Aber du kennst mich nicht." Nicolae baute sich vor Scarlet auf, spreizte die weißen Flügel leicht. „Angriff!"
Sofort sprangen alle mit ausgefahrenen Krallen auf den sich mit Krallen heftig um sich schlagenden Scarlet zu. Unsicher versuchte Percival eine Lücke zu treffen, doch vergebens. Nicolae und das Rudel ließen keinen einzigen Fleck Freiraum, sie mit dem Messer zu treffen war einfach zu groß. Da er sich nutzlos vorkam begann er sich neben Ethan zu kauern. Er hätte zwar werfen können, aber die wenigen Lücken wurden immer wieder von Nicolaes Flügeln bedeckt. Direkt neben Percival schlug der Stiel einer Sense ein. Die Waffe kannte er sehr gut, es war Saemels heißgeliebte Klingensense, die er eingeklappt zwischen seinen Flügeln trug. Eine Sense mit zwei Klingen an der einen und einer an der anderen Seite. Er überprüfte die Umgebung, von Saemel keine Spur.
Die Situation wurde immer seltsamer: Erst der sich auflösende Flugzeugboden, die manchmal auftauchenden grünen Augen, dann das Wesen mit den mondlichtaugen und zuletzt Saemels Verschwinden. Was war das bloß für ein krankes Spiel? Im laufen griff er nach Saemels Sense und wollte angreifen, doch kam hatte er zum Sprung angesetzt, bekam er einen tiefen Kratzer quer über das Gesicht und wurde gegen eine Kante geschleudert. Einer der Synthis hatte ihn mit der Fußspore getroffen, ein weiterer durchbohrte seine Fußknöchel. Das war nicht sein Kampf. Als Mensch sollte er wirklich nicht bei Dämonen mitmischen. Humpelnd setzte er sich wieder neben Ethan kund legte die Sense vor sich hin.
Der Blutlache am Boden nach fand in dem Getümmel mit Fauchen und Knurren auch ein großer Fauch und Beißwettkampf statt. Nicht sein Kaliber, er mochte Standardkämpfen mit Schwertern lieber.
Der Wind nahm deutlich zu.
Percival legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel. Dort fingen Lichter an zu tanzen, mit jeder Sekunde wurde es heller. Ein lauter Schrei ließ ihn herumfahren. Scarlet lag zerkratz, zerbissen und regungslos in der Blutlache. Nicolae und der Synthis Alpha besprachen etwas in einer Lautsprache. Das Alpha schien Blut in der Lunge zu haben, denn war nur größtenteils Gurgeln zu hören und beim Sprechen bildeten sich Blasen. Sie verbeugten sich voreinander und das verletzte Rudel fing an sich zu versorgen.
Eine von Nicolaes blutgetränkten Locken wehte im Wind, beim Ausschütteln der Flügel war das weiß vor lauter Blut verklebt. Mit ausgefahrenen Krallen stieg Nicolae schließlich auf Scarlets Hals. „Ich bin kein Engel. Ich bin auch kein Elemantary, auch wenn es den Anschein erregt. Ich bin einer der dominantesten Dämonen die du erleben wirst.", fauchte er, drehte den Kopf und stieg von Scarlet.
„Es wird wärmer." Percival humpelte auf Nicolae zu und hielt sich an ihm fest. „Die Sonne bewegt sich wieder, siehst du, sie ist am Aufgehen. Sieht wohl so aus, als wäre der Spuk endlich vorbei."
Nicolae nickte bloß schweigend. „Jason und sein Rudel mussten gehen, sie können in unserer Welt nicht leben."
Percival lächelte Nicolae an. Das erklärte, warum niemand etwas über diese Rasse wusste. Es bebte heftiger, Nicolae versuchte mit den Flügeln die Balance zu halten und warf Percival damit um.
Felsbrocken fielen hörbar hinab, in der Nähe fing zögerlich wieder Wasser an zu plätschern. Blitze schlugen ein, das Beben wurde immer heftiger. Percival wurde auf den Boden gepresst, die dadurch entstandenen Schmerzen trieben ihm Tränen in die Augen. Das Letzte, was er sah, war das Nicoale auch zu Boden sank, dann wurde alles schwarz.
„Du bist dir sicher?"
„Ich weiße es nicht."
„Du bist dir sicher?"
„Ich weiß es-„
Plötzlich knallte etwas und schien Percival innerlich zu zerreißen.
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Elemantary Chroniken Buch 1 - Scarlet
FantasyEthan, Percival und Saemel bilden unter der Leitung des Elemantaryherrschers Nicolae eine Art private Einheit. Jedoch wurde Saemel zunehmends aggressiver, genauso wie alle anderen Dämonen, die Ursache war Ethan leider nur allzugut bekannt. Es war...