So schnell er konnte lief er hinterher. Er hatte sie an den Augen erkannt. Es war die Person, die ihn auf das Flugzeug aufmerksam gemacht hatte. Noch dazu musste sie etwas Wichtiges über Ethan wissen, sonst wäre sie nicht in Ethans WG–Zimmer gewesen. Sie durfte nicht entkommen! Die Verfolgung gestaltete sich schwieriger als gedacht, sie schien sich bestens auszukennen und bereits einen Fluchtweg ausgearbeitet zu haben, bevor sie kam. Ihre Gestalt konnte er wieder nicht erkennen, dafür war sie zu schnell, aber die Fährte roch unverwechselbar nach im Schnee getauchtem Mondlicht. Sehr ungewöhnliche Kombination. Da sie ihr hohes Tempo trotz der breiten Flüsse und umgefallen Bäumen hielt, schien sie es gewohnt sein verfolgt zu werden. Nach einer Weile wurde er langsamer, seine Brust tat furchtbar weh und das Atmen fiel ihm schwer. Seine Verletzungen waren zwar geheilt, aber er sollte es trotzdem langsam angehen. Zähneknirschend blieb er stehen und ließ die Person entkommen. Er konnte die Fährte noch bis zu drei Tage wahrnehmen, das dürfte reichen. Unsicher sah er sich um. Wo war er überhaupt? Das war nicht Nicolaes Terrain, auch konnte er das Pulsieren der Barriere nicht hören. Sie... die Person hatte ihn in ein fremdes Gebiet geführt. Eilig witterte er, aber auch seine Fährte war verschwunden. Etwas stimmte hier nicht. Weiter weg roch er Rauch, also musste dort ein Dorf sein. Vielleicht konnte man ihm dort weiterhelfen, wenn er es schaffte, überhaupt mit ihnen zu sprechen.
Nach ein paar Minuten war das Dorf bereits zu sehen, aber je näher er dem Dorf kam, desto unwohler fühlte er sich und desto kälter wurde es. Er roch nichts, die Bäume neben sich auch nicht. Selbst der ständige Lärm war nicht zu hören, der ganze Wald schien zu schweigen. Als er durch das Stadttor ging, wusste er auch warum. Vor ihm war der Boden mit Blut bedeckt, überall lagen auseinandergerissene Leichen, deren Organe und Gliedmaßen wie Verzierungen an die Hauswände angebracht worden waren. Der Anblick war furchtbar, trotzdem ekelten ihn der Gestank von Verwesung und der Anblick nicht an. Im Gegenteil, der Dämon in ihm fand Gefallen daran und ihm lief hungrig das Wasser im Mund zusammen. Schnell sah er sich um, warum wusste er selbst nicht immerhin war hier kein Zeichen von Leben zu sehen, und schloss die Augen. Was für ein wunderbares Festmahl. Suchend legte er den Kopf in den Nacken und flog auf eines der Flachdächer, vielleicht gab es doch noch irgendwas Lebendes das er jagen konnte. Tatsächlich gab es etwas Lebendes, aber das war bloß Ethan. „Warst du das?" Nicht der beste Anfang für eine Unterhaltung.
Ethan schüttelte verneinend den Kopf. Erst jetzt bemerkte er, dass sich an der linken Hüfte eine Schwertscheide befand. Dabei trug Ethan sie immer rechts. Jedenfalls begann Ethan mit strenger Stimme zu sprechen: „Ich habe dieses Blutbad nicht angerichtet", er packte ihn an den Haaren und zog Saemels Kopf nach hinten. „Genauso wenig wie du. Versuch gar nicht erst davon zu kosten oder du bekommst es mit mir zutun. Verstanden Kleiner?"
Panisch sah Saemel ihn an, der Griff war deutlich stärker als sonst. „Verstanden", wiederholte er und Ethan ließ ihn los.
Ein leises Gähnen, schon flog Ethan davon. Saemel stand allein auf einem Flachdach, mitten im Nirgendwo, umgeben von einer Stadt, die im Blut schwamm. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die Umgebung während Ethans Anwesenheit dunkler gewesen war.
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Elemantary Chroniken Buch 1 - Scarlet
FantasyEthan, Percival und Saemel bilden unter der Leitung des Elemantaryherrschers Nicolae eine Art private Einheit. Jedoch wurde Saemel zunehmends aggressiver, genauso wie alle anderen Dämonen, die Ursache war Ethan leider nur allzugut bekannt. Es war...