Mit der Gewissheit, dass Saemel hinter ihm war lief Ethan durch das geschäftliche Treiben der Templer. Nachdenklich öffnete er das Tor welches zu dem Anwesen führte das ihm für die Dauer der Notfallsitzung zur Verfügung gestellt wurde. Ihm war aufgefallen, dass die Leute sobald sie ihn bemerkten in ihre Häuser gingen oder eine drohende Geste machten. Fremde waren bei den Templern allgemein nicht beliebt, aber er war hier schon öfters gewesen ohne besondere Vorkommnisse. Irgendetwas war dieses Mal anders, etwas Ausschlaggebendes. Seufzend drehte er sich um, die Entschuldigung war schon lange überfällig. „Saemel, ich..." Er verstummte als er sah dass er alleine war. Kurz sah er sich um. In der Hoffnung Saemel zu finden rannte er den Weg zum Marktplatz zurück. Wissentlich ignorierte er die bohrenden Blicke, dieses Rätsel würde er später lösen. Auf dem Marktplatz wurde er langsamer. Durch das geschäftliche Treiben war es beinahe unmöglich eine einzelne Person zu erkennen. Leise fluchend ging er aus dem Marktplatz. Saemel hatte bis auf die etwas hellere Haut und den Augen kein Merkmal was ihn von den Einheimischen Unterschied. Er würde mit der Suche bis zum Eintreffen der Dunkelheit warten müssen, wenn das Licht sich in Saemels Augen reflektierte. Bis dahin hatte er selbst noch genug zu arbeiten. Die Krisensitzung würde erst starten wenn alle Mitglieder im Ort sind, jeder hatte seinen Teil zur Lösung beizutragen. Vor allem er musste einen ausführlichen Vortrag über das Problem bringen. Nein. Falsch. Es war nicht ein Problem. Es war sein Problem. Vor einem kleinen Laden mit Schriften blieb er stehen, Percival würde sich sicher über ein paar Bücher oder Schriftrollen freuen. Ein Glöckchen klingelte als er eintrat, der Duft von Granatapfel und Eichenholz erstickte ihn fast. Er hustete, mit einer solchen Duftnote hatte er nicht gerechnet.
„Kann ich Ihnen helfen, Sir?" Ein älterer Mann mit grauen Haaren kam auf ihn zu, musterte ihn aus seinen dunklen Augen. „Ah, der Wächter warum die ganzen Fremden hier rumlungern.", er rümpfte die Nase, „was willst du hier überhaupt, diese Welt wäre so viel besser ohne dich. Verschwinde wieder dahin, wo du hergekommen bist." Der Mann ging weg um ein paar Schriftrollen zu sortieren.
Mit offenem Mund starrte er dem Mann hinterher, unfähig zu glauben, was er gerade gehört hatte. Niedergeschlagen verließ er das Geschäft. Es war schon das Dritte oder Vierte Mal, das ein Fremder dies zu ihm sagte. Zwar nicht exakt dasselbe, aber es lief immer auf dasselbe hinaus. Ein Brennen breitete sich in seiner Brust aus, seine Sicht wurde immer verzerrter bis er kaum noch was erkennen konnte. Panisch versuchte er aus der Stadt zu kommen, die Einwohner hielten ihn auch so schon für ein Problem, aber wenn sie sehen würden was jetzt kam, wie er sich veränderte werden sie ihn jagen, wenn nicht sogar in aller Welt das Gerücht verbreiten das er ein Monster sein. Waren sie noch immer an ihre Ursprungszeit gebunden oder besaßen bereits alle ein Handy und verwendeten es nicht? Ein Foto wäre das schlimmste was passieren könnte. Nur ein Foto, ein Bild von seiner Veränderung und für immer würde er von der Welt verachtet werden. Vielleicht sogar auch von Akarian...
Keuchend stützte er sich an einem Baum ab, das Kribbeln hatte sich mittlerweile bis in den Kopf ausgebreitet, seine Arme spürte er nichtmehr.
„Sie sind deinen Kummer nicht wert.", flüsterte die diabolische Stimme in seinem Kopf, „Zeig ihnen wer du wirklich bist, alle sollen sich vor dir fürchten."
Er fiel auf die Knie und presste sich die Ohren zu während die Stimme lachte. „Du hast keine Kontrolle über mich Scarlet, nicht dieses Mal."
„Ach ja?" Wieder lachte Scarlet. „Wir wissen beide dass du dich gerade selbst belügst.", er klang amüsiert.
„Was willst du von mir, ich habe dir schon jede mögliche Freiheit gewährt."
„Das kann schon sein, aber nicht das was ich wollte." Frustriert schloss er seine Augen, natürlich wusste er was Scarlet wollte. Eigentlich hätte er ihm schon lange Zutritt gewährt aber leider ist Scarlet nicht gerade vertrauenswürdig. „Sobald ich dich in die reale Welt lasse, wirst du sofort wieder damit anfangen Chaos zu verbreiten. Du hattest bereits deine Chance." Bilder von erstarrten Felsbrocken und Wassertropfen, eine Welt voller Dunkelheit tauchte vor seinem inneren Auge auf. Ein Lachen, sein Lachen, als die Welt zerstört war hallte in seinen Ohren nach, überdeckte das Gerede von Scarlet. Schon einmal hatte die Dunkelheit von ihm Besitz ergriffen. Damals war es ihm egal gewesen, aber jetzt war alles anders. Mit einem lauten Schrei fiel er auf den Boden, verlor die Kontrolle über seine Muskeln. Er wurde nach unten gedrückt als würde er festgehalten.
„Ich habe bereits mehr Kontrolle über dich als du denkst", höhnte Scarlet. Die Außentemperatur sank rapide ab und ein wütender Sturm bildete sich. Eine Warnung dass er trotz der Entfernung ihrer Welten Schaden anrichten konnte. „Dieser schwarzhaarige Junge", redete Scarlet weiter, „scheint dir etwas zu bedeuten. Der Veränderung deiner Aura nach sogar sehr viel. Irgendetwas an ihm ist besonders, aber ich komme nicht darauf was es ist."
Ethan schnappte nach Luft. Scarlet kannte Saemel? Sein Herz begann zu rasen, Scarlet musste ohne dass er es bemerkt hat zu ihm Kontakt aufgenommen haben. Das erklärte das merkwürde Verhalten. „Du hältst dich von dem Jungen fern!", seine Stimme wurde schneidend, sein Herz raste vor Zorn, „Sonst Gnade dir."
„Keine Sorge", Scarlets Stimme war merkwürdig bedeckt, „ich werde dem Jungen schon nichts tun." Endlich löste Scarlet die Verbindung.
Die Temperatur war sofort wieder normal und der Sturm verschwunden. Sein Körper tat zwar furchtbar weh, aber er hatte die Kontrolle zurück. Er richtete sich auf und ging auf den Boden starrend in Richtung der Berge. Die Verbindung war sehr stark gewesen also war hier entweder eine große Zeitstarre oder er war einfach todmüde. Hoffentlich war es letzteres. Jedenfalls musste er dringender als zuvor nach Saemel suchen. Er musste rausfinden, durch was Scarlet die Kontaktaufnahme geschaffen hat.
DU LIEST GERADE
Elemantary Chroniken Buch 1 - Scarlet
FantasyEthan, Percival und Saemel bilden unter der Leitung des Elemantaryherrschers Nicolae eine Art private Einheit. Jedoch wurde Saemel zunehmends aggressiver, genauso wie alle anderen Dämonen, die Ursache war Ethan leider nur allzugut bekannt. Es war...