43 Saemel

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Müde watete er durch das erstarrte Wasser. Etwas weiter, das wusste er, gab es einen Kräutergarten. Er folgte seinem Gedächtnis durch das Wasser bis zur Wiese. Dort sammelte er die notwendigen Kräuter und Pflanzen ein und verarbeitete sie zu einer Pampe. Viel gab es allerdings nicht, das Feld war bereits großenteils zerstört. Das bisschen Pampe schmierte er sich auf die verletzten Flügel, der linke hatte es am nötigsten. Hinter ihm bewegte sich etwas. Eine Frau mit sehr hellen Augen stand auf einem Ast und warf ihn mit einem Stein ab, bevor sie weglief. Wütend lief er hinterher und wurde gleich darauf wieder langsamer. Er suchte seine Umgebung ab, sie war entkommen. Noch dazu kannte er den Ort nicht. Geschickt kletterte er auf einen Baum. Mit einem seufzen ließ er sich kopfüber vom Ast hängen und fing an zu wippen. Manchmal half ihm das beim Entspannen. Als es wieder ging witterte er kurz, dann kletterte er höher in eine Baumhöhle um sich auszuruhen. Er wusste nicht, wie viele Tage schon vergangen waren, aber er war übermüdet. Aus Akarians Tests ging hervor, dass er ungefähr fünf Tage ohne Schlaf auskam, also mussten es bereits vier sein. Gähnend kuschelte er sich tiefer ein, ließ alle Vorsicht fallen. Zwar war er es gewohnt, aber dennoch fühlte es sich falsch an. Müde suchte er die ehemaligen Gletscher von Sirbin auf, dort war Sirlos Rückzugsort. Vielleicht gab dieser ihm die Möglichkeit endlich zu schlafen. Von den vielen Felsen verwirrt irrte er umher, alles war so anders. Dennoch... hier müssten in der aktiven Welt die Gletscher sein. Selbst diese vier komischen Funken sprühenden Felsen waren noch da.
„Was machst du hier?"
Erschrocken sprang Saemel hoch, bevor er ihn entdeckte. Sirlo lag in einem der vier Felsen und musterte ihn, bevor er hinuntersprang. Sirlo stellte sich direkt vor ihn und mahlte mit dem Kiefer. „Du wirkst müde.", stellte er fest, „deine Schultern hängen."
Saemel nickte beschämt. Durch die dominante Aura fühlte er sich Sirlo gegenüber einfach unterlegen. Dann knurrte sein Magen. Er presste die Lippen zusammen und starrte den Boden an, das kam gerade komplett unpassend.
„Du hast Hunger?" Sirlo runzelte die Stirn. „Hätte gedacht, du wirst auch zu diesen instinktiv gesteuerten Biestern. Wie dem auch sei.", er ging weg.
Vom Hunger übermannt folgte er Sirlo. Vielleicht half dieser ihm. Schwer zu sagen, Sirlo war ein komplettes Mysterium.
„Hier", Sirlo warf ihm mit einem Stück Ananas ab. „damit du überhaupt was zu essen hast."
Murrend aß er die Ananas, er hatte etwas Besseres erwartet.
„Dein Freund Akarian", begann Sirlo zu erzählen, „er ist nicht so unschuldig wie er scheint. Er hat zu den Schuldigen gezählt, die für den Untergang der ersten Zivilisatin zuständig waren."
„Ersten Zivilisation?"
„Vergiss es", kopfschüttelnd strich Sirlo ihm über den Kopf, „es ist mir gerade nur rausgerutscht."
Saemel nickte abwesend, Sirlo war genauso wie Ethan ein Zeitreisender, daher war er an solche Versprecher gewohnt.
Nachdenklich fragte er: „Wie lange wird das hier noch dauern? Ich meine-"
Seufzend hielt Sirlo ihm ein Stück Fleisch unter die Nase, instinktiv und hungrig riss Saemel es ihm mit den Zähnen aus der Hand und schlang es hinunter. „Ich weiß es nicht. Solange Scarlet noch bei Kräften ist, jedenfalls nicht so schnell. Klar, ich könnte helfen, aber das ist euer Kampf."
„Aber-„
„Nichts aber. Solange ihr den Verräter rechtzeitig findet, wird Scarlet kein Problem sein."
Rasenden Herzens sprang er auf und lief weg. Verräter? Er musste die anderen warnen!
Sirlo packte ihn am Arm und zwang ihn zurückzugehen. „Ruh dich aus.", befahl er knapp. „Solange du müde bist, bist du für Scarlets Wahnsinn anfällig."
Schweigend folgte er Sirlo. Sirlo hatte Recht, er sollte sich erstmal ausruhen. Aber wer war Scarlet?

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt