Ethan - Notfallsitzung Rat

2 0 0
                                    

Ethan ließ seinen Blick durch die Runde streifen. „Ok, ich denke mehr werden nicht kommen.", stellte er leise fest. „Also, was machen wir? Jemand eine Idee?"
„Ich weiß, was ich mache.", antwortete Nicolae, stand auf und verließ den Raum. Halbe Minute später kam er zurück, mit einer Decke über der Schulter und ein Kopfkissen in der Hand. Nicolae setzte sich zurück neben Ethan, legte das Kopfkissen auf den Tisch, wickelte sich in die Decke ein und legte den Kopf hin. Binnen Sekunden war er eingeschlafen.
„Was zum..." Lucifer verzog das Gesicht. „Was ist denn mit dem los?"
„Hatte eine kurze Nacht", murmelte Ethan, bevor er seine Frage wiederholte. Wie erwartet herrschte daraufhin Stille. Keiner wusste wirklich, was zu tun war.
„Dieses Treffen macht keinen Sinn", mischte Daysan sich nun ein, „Es sind nicht einmal die Hälfte von uns versammelt. Wir werden bei den Anderen nur auf Granit beißen. Obwohl", sie fixierte Considite, „dass bei einem der Anwesenden bereits der Fall ist."
„Was fällt dir eigentlich ein du verdammte Hure, ungezogene..." Das Knallen einer Tür unterbrach Considites Keifen.
Sekunden später landete ein junger, bewaffneter Mann auf dem Tisch vor ihnen, die Augen waren rot wie das frische Blut das an seinem Mund klebte. „Verzeihung wegen der Verspätung.", ertönte Tushars Stimme hinter ihnen und sie drehten sich um. Tushars Brust hob und senkte sich sehr schnell, während er das Kaminfeuer fixierte. Irgendetwas schien ihn extrem aufgebracht zu haben, selbst der sonst spottende Considite war still. Eine Weile war nichts außer das Kaminfeuer und Tushars Atem zu hören, dann drehte sich Tushar um, die grünen Augen hatten einen schwarzen Ring in der Mitte. Kurz herrschte noch bedrückendes Schweigen, dann fing Tushar an zu sprechen. „Das Problem ist weitaus größer als wir ursprünglich vermuteten. Ich...", Tushar ging an den Tisch und streichelte dem toten Jungen zärtlich über die Wange. „Er war so ein netter Junge. Er..." Tushar gab einen verächtlichen Laut von sich. „Mein Hofstaat, meine Welt wird durch meine Kraft versorgt. Wie konnte das Problem in meine Welt kommen? Das hieße, es wäre in mich eingedrungen.", sein Atem wurde heftig, „Warum sind es immer die jungen die Leiden? Er war erst zum Teenager geworden."
Lucifer stand auf uns klopfte Tushar tröstend auf die Schulter. Nicht alle von ihnen wollten kalt bleiben. „Es tut mir leid Tushar. Er war sicher ein kluger Junge."
Tushar deutete kurz ein Lächeln an, dann setzten sich beide zurück auf ihre Plätze und fuhren mit der Diskussion fort.
Plötzlich wurde die Türe aufgerissen und ein junger Erwachsener stürmte herein, schlug vor jedem Herrscher auf den Tisch, um schließlich die Blätter hinunterzuwerfen.
„Sciperin, was machst du", fragte Tushar entsetzt.
„Ich will mit der Niete sprechen, wegen der ich zwei Mitglieder verloren habe", schrie Sciperin.
Sofort waren alle Blicke auf Ethan gerichtet, der angespannt mit den Fingern spielte. „Ich weiß nicht, wovon du redest."
„Aceria und Petunia sind beide einer Zone gefangen, in der seit geraumer Zeit die Zeit stillsteht, also hör auf zu lügen! Sollte jemanden aus meiner Familie deinetwegen etwas zustoßen, kannst du dich auf eine Tracht Prügel bereit machen."
Tuscheln wurde im Raum breit. Ethan wusste schon, was sie besprachen: Wie konnte es so weit kommen?
„Nur um eins klarzustellen: Ich kann nicht allem hinterherlaufen." Ein vorwurfsvoller Blick zu Tushar. „Vor allem in Gebieten, die sich der normalen Raum Zeit abgrenzen."
Tushar rümpfte die Nase. „Das hat damit nichts zu tun."
Ethan schnaubte. „Saemel nimmt mich sehr in Anspruch, er ist jetzt in einem schwierigen Alter."
„Wie hast du es denn vorher geschafft?", fragte Lucifer leise, er schien der einzige zu sein der nicht auf Ethan rumhackte.
Er zögerte, ein kurzer Seitenblick zu Nicolae. „Ich habe ihn während der Konferenzen und meiner Arbeit zu Cornilies gegeben."
„Verstehe", Tushar mahlte mit dem Kiefer. „Der ist natürlich seit ein paar Äonen nichtmehr zur Verfügung."
„Ich kann die Fehler ausgleichen, wenn ihr mich direkt hinführt, aber irgendjemand muss auf Saemel aufpassen. Im Moment macht es Akarian, aber das ist keine Dauerlösung."
„Schläfer ihn ein", Considite faltete die Hände, „oder überlass ihn mir. Ich kümmere mich gut um den kleinen Aggro."
Ethan funkelte Considite böse an. Considite war einer von den wenigen Herrschern, die ein Lager für Dämonen besaßen, um sie für blutige Kämpfe umzupolen. Das tat er Saemel bestimmt nicht an. Er wusste genauso gut wie jeder hier im Raum, das Considite nur ein Interesse an Saemel hatte, da dieser in seinen Wutausbrüchen durchaus seinen Opfern einen langsamen und qualvollen Tod verschaffen konnte. Das tat sich im Geschäft der Dämonenkämpfe natürlich sehr gut. Am Ende verkaufte er ihn für hohes Geld!
„Setz dich Sciperin", bat Ethan unter zusammengebissenen Zähnen.
Tatsächlich setzte sich Sciperin mit verschränkten Armen hin, die dunklen Augen durchbohrten Ethan. „Und jetzt?"
Erneut ging die Türe auf, diese Mal betrat Skyler in Begleitung zweier in diesem Gebiet lebender Geister den Raum. „Wie wäre es mit Beschwören von Retsche?" Das war der erste Satz, den Skyler von sich gab. „Das Ritual kennst du."
Ethan spannte sich an, er konnte spüren wie seine Wangenknochen hervorstachen. „Sein Name ist Relesh, nicht Retsche, und als Wächter des Raumes ist er eine Respektperson. Also etwas mehr Respekt wenn ich bitten darf."
Considite begann zu kichern. „Du eigentlich auch, aber den hast du spätestens mit deiner Nachlässigkeit verloren."
Tief atmete Ethan durch, dann nahm er den schlafenden Nicolae auf den Arm. Mit hochgezogener Nase stolzierte er an den anderen vorbei. „Sucht euch selbst eine Lösung. Ich bin raus!" Eilig verließ er den Saal bevor ihm noch jemand folgen konnte. Relesh war bereits seit Jahrtausenden verschwunden, es war ihm ein Rätsel wie Skyler seine Beschwörung in den Sinn kam. Noch dazu, sie waren nicht im Guten auseinander gegangen, Relesh hätte bloß gelacht aber nicht geholfen.
„Sind wir schon fertig?", murmelte Nicolae leise.
„Nein", er strich Nicolae vorsichtig durch die Haare, „ich bin einfach gegangen."
„Ok", Nicolae kuschelte sich weiter an seine Brust, „mach das."
Seufzend trug Ethan ihn bis zu einer ruhigen Lichtung, dort lehnte er sich an einen Baum. Das alles war geschehen, weil er nicht richtig aufgepasst hatte. Aber Sirlo, dem mysteriösen Jugendlichen, war es aufgefallen – er zog die Brauen zusammen – Sirlo war bereits aktiv gewesen, da war Ethan selbst gerade noch dabei seine Fähigkeiten zu lernen. Das hieß, er war deutlich älter als Ethan. Warum alterte Sirlo dann nicht? Warum war er seit über fünfhunderttausend Jahren ein Jugendlicher? Er konnte es sich einfach nicht erklären. Vielleicht gestand er sich endlich seine Unfähigkeit ein und bat den Urwächter Corelè um die Rücknahme seiner Position als Wächter. Sirlo wäre in der Position sicher besser aufgehoben.

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt