Geduldig saß er auf dem Ast und beobachtete. Die Styx, Ethans Gefolge, taten ihre Arbeit gut. Die Dörfer, durch die sie bisher gezogen waren, waren innerhalb von Minuten zerstört. Und das Fleisch der getöteten köstlich. Mit einem Kichern sprang er in das Blut und wälzte sich darin. In der anderen Welt hätte Ethan es ihm nie erlaubt, aber hier war es ihm egal. Ethan gefiel es sogar, wenn er tötete und die Beute zur Plattform brachte. Zwar wurden die Wege immer länger, aber laufen war nie sein Problem. Dennoch – unsicher strich er sich über sein Halsband – es kam ihm falsch vor, alles und jeden der nicht zu Ethan gehört zu töten. Als ein Tropfen Blut in seinem Mund gelangte, verwarf er diesen Gedanken wieder. Es war das Blut eines Jägers, das durch seine Adern floss. Er war ein Jäger und würde es immer sein, egal was andere ihm sagten.
Tief atmete er durch, bevor er witterte und das Gefolge zur nächsten Stadt führte. Um nicht die Schreie in voller Lautstärke zu erfahren, blieb er wie davor auch auf Abstand bis die Styx fertig waren.
Auf einmal begann es neben ihm zu rascheln. Instinktiv fuhr er die Krallen aus und knurrte, als ein Vierbeiner über ihn sprang und sich aufrichtete. Sein Mund wurde trocken. Der Mann vor ihm war ebenfalls nackt und etwas größer als er, die Haare waren ungewöhnlich lang. Was aber am meisten die Aufmerksamkeit auf sich lenkte, waren die markanten Augen. Sein Herz begann zu rasen. Besser gesagt waren es die Pupillen. Sie waren genauso geformt wie seine. Nervös begann er mit den Krallen zu spielen, womöglich verbargen die langen Haare ebenfalls spitze Ohren wie seine. Also war er nicht der einzige Katzendämon.
„Saemel.", einer der Styx rief nach ihm. „Wir sind fertig. Wir gehen schonmal vor."
Unsicher was er tun sollte, starrte Saemel den Mann noch eine Weile an, bevor er sich entschloss in die neue zerstörte Stadt zu gehen um die Leichen in die letzte Stadt zu bringen. Zu seiner Überraschung nahm der Fremde ihm eine Leiche ab, kaum dass er die Stadt mit vier Leichen verlassen hatte. Solange der Mann noch bei ihm war, sollte er die Chance nutzen, um möglichst viele Leichen in die Nähe von Ethans Aufenthaltsgebiet zu bringen. Etwas später war er von dem Mann noch mehr fasziniert, er schien genauso zu denken wie er. Er wusste genau, mit welchem System die Leichen zu tragen waren: Immer in die nächste Stadt, immer die gleiche Anzahl. Keine Probleme bei der Orientierung, nichts. Als sie das zweite Mal die Leichen zu Ethans Revier brachten, überlegte er, mit dem Fremden ein Gespräch anzufangen, doch es kam kein Wort über seine Lippen. Stattdessen begann er vor Stress zu schwitzen. Nachdem sie die älteren Leichen weggetragen haben, schaffte er es endlich ein Wort zu sagen. „Warum helfen Sie mir?"
Der Mann sah ihn an, sagte aber nichts. Die Lippen bewegten sich, ohne dass ein Ton herauskam. Litt er an dem gleichen Problem wie er? Als sie die neueren Städte auch leergeräumt haben, drehte sich der Mann ihm zu. „Wie heißt du?", fragte er, die Stimme war in einem tiefen Bariton in dem ein bedrohlicher Nachhall nachwirkte.
Er schluckte. „Ich heiße Saemel.", antwortete er leise.
Der Mann nickte lächelnd, drehte sich um und verschwand spurlos.
Panisch sah er sich um. Der Geruch des Fremden fehlte komplett. Es war, als hätte er sich in Luft aufgelöst.
Nachdem er die letzten Städte freigeräumt hatte, ging er zurück zu Ethan.
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Elemantary Chroniken Buch 1 - Scarlet
FantasyEthan, Percival und Saemel bilden unter der Leitung des Elemantaryherrschers Nicolae eine Art private Einheit. Jedoch wurde Saemel zunehmends aggressiver, genauso wie alle anderen Dämonen, die Ursache war Ethan leider nur allzugut bekannt. Es war...