Kapitel 3 - Saemel

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Beinahe schnurren wand er sich um Ethans Beine. Nicolaes Befehl hatte seine Tagesstruktur zerstört. Er verstand nicht, warum Nicolae so wütend geworden war. Nicolae hatte ihn doch losgeschickt, um die durchgedrehten Dämonen umzulegen, jetzt brachte er sie zu ihm und statt einem nicken bekam er Ärger. Nicolae war ihm ein pures Rätsel. Ein Rätsel, über das er sich seit dem fünften Lebensjahr den Kopf zerbrach. Leider konnte er ihn nicht lange beobachten, sonst hätte er es sicher schon gelöst. Wenigstens war Ethan ein fester Punkt. Was genau Ethan und Percy über ihm besprachen interessierte ihn nicht, oder anders, er konnte es schwer hören. Seine Ohren waren empfindlich, er war nicht in der Lage zu filtern. Das Ticken der Uhr in der Mitte des Ganges vermischte sich mit ihren Worten, machte sie unverständlich. Da Percy bereits nach kurzer Zeit das Schreien anfing, war es wohl nicht gutes.
Ethan kraulte Saemel am Ohr, woraufhin er losließ um aufzustehen. Es brauchte drei Versuche um auf die Hinterbeine zu kommen. Drei... eine Primzahl. Er mochte Primzahlen. Ein Blick über die Schulter, Percy hatte die Finger in die Hosentaschen gesteckt und folgte ihnen murrend mit Abstand. Nachdem Ethan keine Anstalten machte die Etage zu verlassen, wusste Saemel auch wohin es ging.
Ethan öffnete die versteckte Türe zum Turm und ging durch bis zum Loch. Saemel sah hoch. 1163749, so viele Stufen hatte die in den Turm eingeschlagene Wendeltreppe über ihnen. Als er noch nicht fliegen konnte war er sie immer mit Begeisterung heruntergelaufen und hat gezählt. Machte er immer noch.
„Trägst du mich?", hörte er Percy hinter sich fragen. „Ich will nicht schon wieder die ewiglange Treppe hochlaufen."
Ethan kicherte künstlich. „Würde auch ewig dauern.", antwortete er, packte Percival und flog hoch.
Saemel wartete noch kurz um nicht vom Fallwind zu Boden geschlagen zu werden, dann folgte er Ethan. Laut dem Dämonenmaniac dürfte er eigentlich keine Flügel haben, aber er besaß sie nun mal. Ließ sich auch nicht ändern.
Auf der letzten Treppenstufe landete er und eilte den beiden hinterher, die vor der schweren Eichentüre warteten. Ethan klopfte, dann traten sie ein.
„Du schon wieder", Nicolae sah von seinem Schreibtisch auf, die dunklen Augen blitzten genervt. „Was wollt ihr?"
Ethan sah sich um, bevor er antwortete: „Percy will dir etwas sagen."
Nicolaes Augen starrten Percival an. „Sag!"
Percival schluckte hörbar. „Ich konnte den Auftrag nicht ausführen, tut mir leid."
„Das habe ich mir gedacht, ihr Menschen seid zu allem nutzlos außer als Nahrungsmittel.", Nicolae verschränkte die Arme. „Und was willst du, Graulocke?"
Saemel sah zu Ethan und legte den Kopf schief. Aus irgendeinem Grund nannte Nicolae Ethan immer Graulocke. Ethans Haar war gelockt, aber grau war es vermutlich nicht.
„Ich beantrage Urlaub für meine Einheit. Eine Woche.", antwortete Ethan mit fester Stimme.
„Drei Tage. Mehr nicht.", kam die beinahe geschriene Antwort.
„Vier.", versuchte er zu feilschen.
„Zwei. Und es wird euch vom Lohn abgezogen! Sonst noch was? Sonst Abmarsch!"
Ethan deutete ihnen mit einer Kopfbewegung zu gehen. Saemel nickte und verließ mit einem letzten Blick den Raum.
Als die Türe zu war, knallte es laut hinter ihm. Unwohl lief er den Weg bis zum Krankenflügel und legte sich ohne ein Wort zu sagen auf den Teppich in Akarians Büro. Dieser diktierte gerade irgendwas und brach ab, musterte ihn, bevor er eilig den Raum verließ. Irgendwie was das fast jedes Mal so. Ethan schickte ihn weg, er legte sich zu Akarian ins Büro und dieser verließ in über dreiviertel der Fälle eilig den Raum. Wenn man ihn hier nicht haben wollte, brauchte man es doch bloß zu sagen...

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt