Ethan - Considite

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Unwohl näherte Ethan sich den Gletschern. Die Haut, die Corelè ihm mit der Peitsche abgeschlagen hatte, wollte einfach nicht heilen. Aber - er zuckte zusammen als ein Schlag ihn durchzog. Sirlo hatte es geschafft eine Zeitreise zu starten. „Viel Glück", murmelte er. „Du wirst es brauchen."
„Ethan", Nicolae flog auf ihn zu. „Ich komme hier nicht weiter, schau dir mal die Massen an Wesen an die sich bei den Gletschern tummeln."
„Das habe ich schon befürchtet", er schluckte. Fast die gesamten Gletscher waren von in Dunkelheit getauchten Wesen belagert, sie schienen durch die Zeitreise angezogen worden zu sein. Hoffentlich ging Sirlos Plan auf, er wusste, jetzt hieß es einfach nur Zeit schinden.
„Was jetzt? Sobald wir landen, werden wir angegriffen", mutmaßte Nicolae. „Aber sie werden sich Scarlet nicht in den Weg stellen. Uns schon."
Sie mussten also fliegend auf Scarlet warten und damit auch unnötige Kraft verschwenden. Aber was solls, die Wesen würden ihnen auch ähnlich viel Kraft ziehen. Obwohl... „Nicolae?"
„Hm?"
Er lächelte. „Lust auf Aufwärmen?"
Nicolae fing an zu lächeln, dann stürzten sie sich zu Boden und begannen damit die Wesen vom Rand ausgehend zu töten. Je weniger Wesen sich an den Gletschern aufhielten, desto weniger würden später den Kampf zwischen ihnen und Scarlet stören. Aus den Augenwinkeln bemerkte er Percivals erschrockenen Blick, sicher war das für ein Mensch ein schrecklicher Anblick.
Nach einer gefühlten Ewigkeit waren sie außer Atem, aber die meisten hatten sie aus dem Weg geschafft. Leise tropfte das Blut von den Felsen, endlich konnten sie sich auf den Weg zum Fluss machen.
Kaum steckte er das Schwert in die Scheide, nahm Daysan per Telepathie Kontakt mit ihm auf. Ethan? Scarlet ist über uns hinweggeflogen und hat uns keinen Blick gewürdigt.
Ethan nickte bloß, das passte nicht ins Bild. Normalerweise würde Scarlet doch alles Aktive angreifen, auch das kleine Flüsschen. Ohne nachzudenken stürmte er zu den Felsen in der Mitte des Gletschers, dort starrte er nach oben. Die blauen Flunken waren unfassbar stark geworden, aber das war es nicht was ihn beschäftigte. Corelè war es. Wächter gaben Gebiete ab im Gegenzug zu Loyalität, nur wusste er nicht, wer zu Corelè gehörte. Er schnaubte, das mit der Loyalität war so eine Sache, die Herrscher mussten die Befehle ausführen, auch wenn sie noch so bescheuert waren. Stirnrunzelnd dachte er nach, er hatte nie erfahren, wem welches Terrain ursprünglich gehörte.
Daysan? Pass auf dich auf., bat er, aber es kam keine Antwort. Daysan?, fragte er erneut, dieses Mal energischer und mit rasendem Herzen. Daysan antwortete sonst immer sofort, etwas war passiert.
„Ethan?" Nicolae ging zögernd auf ihn zu, „Stimmt etwas nicht?" Er sah auch die Felsen hoch. „Die Leben ja noch, warum sind sie nicht erstarrt."
„Weil hier der Hauptfluss offen liegt. Damit ist die Zeit unter den Felsen stark konzentriert." Und hier war einer der zwei Orte, an denen man in dieser Welt eine Zeitreise starten konnte. Auch wenn die Chance sehr hoch war, vom Fluss geklatscht zu werden. Dieses Risiko entstand durch die geringe Kraft – Scarlet konnte also auch den erholten Bereich vollständig versiegeln, damit wäre das Schicksal dieser Welt unwiderruflich besiegelt.
„Ethan", Percival zögerte, er war leichenblass und sah aus als würde er gleich weinen, „kann ich nach Hause? Ich kann nicht mehr."
Ethan nahm ihn in den Arm. „Es dauert nicht mehr lange, dann ist das hier vorbei, das verspreche ich dir.", mit ruhiger Stimme wiederholte er leise, „Das verspreche ich dir."
Percival seufzte verbittert und ließ sich auf einen der schützenden Felsen setzen. Sollte etwas schief gehen, konnte er ihn so in die Vergangenheit bringen. Er warf dem wieder kämpfenden Nicolae einen Blick zu, dann musterte er wieder die Felsen. Sie waren tatsächlich von den ganzen Steinschlägen unberührt geblieben, und das war gut so.
„So", nachdem Nicolae die neuen Angreifer getötet hatte, machte er sich nicht mehr die Mühe das Schwert wegzustecken. „Wo bleibt denn Scarlet? Ich will das endlich hinter mich bringen."
„Ich weiß es nicht, eigentlich hätte er hier schon lange aufschlagen müssen.", presste Ethan unter zusammengebissenen Zähnen hervor, auch ihn beunruhigte die Situation langsam. Leises klatschen unterbrach das Zischen der Felsen. Sie drehen sich um, Considite kam kopfschüttelnd auf sie zu. „Ethan, ihr seid wirklich so blauäugig. Denkst du, wenn du den Kampf gegen Scarlet verlierst, kannst du Percival einfach wegschicken?"
Von irgendwoher ertönte lachen. Ein sehr bekanntes Lachen. Saemel trat in Begleitung von den Styx auf die Lichtung. Ethan seufzte. „Du?"
Auf Saemels abwertender Reaktion zog er die Brauen zusammen. Das war nicht sein Saemel, das war keine Reaktion, die Saemel selbst zuordnen könnte. Und was Saemel nicht zuordnen konnte, machte er nicht. Das war etwas anderes, auch die Augen waren seltsam leer.
„Also Ethan", mit schnellen, aber gezielten Bewegungen trieb Considite Nicolae immer weiter in die Mitte der Felsen, auf Percival zu. Nicolae wurde durch die Bewegung immer nervöser, als Dämonenhasser kannte Considite alle Tricks dafür. „Du kennst diese Felsen als Hauptstrom dieser Welt, aber sie haben in der realen Welt noch eine weitere Funktion."
Mit einem Schlag warf der falsche Saemel Nicolae in die Mitte der Felsen, sofort schlugen aus diesen Funken die Nicolae einhüllten. Zu Ethans Entsetzen begann dieser augenblicklich schrecklich zu schreien.
„Diese Felsen wurden damals von Corelè in der ersten Zivilisation gebaut." Considite ging vorsichtig um Nicolae herum „Sie dienen dem Erstarren der Seele."
Dem was?
„Jedes Wesen, das Macht hat, wird in der Mitte dieser Felsen ausgeleert. Gleich wird dein kleiner Freund seinen Herrscherstatus und die dadurch existierende Immunität verlieren, und das ist auch gut so!"
Die Funken wurden immer stärker, mittlerweile konnte Ethan Nicolae nichtmehr sehen. Panisch sah er zu Considite. „Warum machst du das? Was..."
„Um diese Welt zu säubern", erwiderte Considite kalt. „Es darf keine Dämonischen Herrscher geben in einer perfekten Welt."
Er schluckte, die Aussage hätte er eher von Corelè erwartet. Beinahe ohnmächtig musste er zusehen, wie Nicolae von den Funken geradezu gegrillt wurde. In dem Moment, als Nicolaes Schreien sich in ein Fauchen umwandelte und alles dunkel wurde, hörte er noch einen weiteren dumpfen Schlag. Triumphierend schrie Considite auf, doch als es wieder aufhellte wurde der Triumphschrei wütend. Nicolae lag auf dem Boden, neben ihm ein vollkommen erschöpfter Saemel.

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt