Nicolae

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Hungrig riss er den toten Körper. Es waren nur noch Reste übrig, zu seinem Missfallen haben sie trotz des dicken Harzes und Dreckschicht andere Dämonen angelockt. Sie haben ihm das Fressen ausbuddeln lassen und angegriffen. Mehrere Rudel. Jetzt war er verletzt und hungrig. Schien, als müsse er nach der kurzen Zeit wieder Nahrung beschaffen. Aufgrund seiner weißen Farbgebung war er in dieser Welt leider eine perfekte Zielschiebe, das wusste er genau. Wahrscheinlich dauerte es nicht mehr lange bis er erneut angegriffen wurde, das wusste er genau.
„Nicolae, hier bist du."
Mit einem innerlichen Seufzer drehte er sich um. „Percival, warum rennst du mir eigentlich immer hinterher?", fragte er streng.
„Akarian sucht dich, und ich wusste wo du deine Beute versteckt hast." Lautes Bauchknurren ließ Percival lachen. „Du hattest zwei Leichen zu fressen und noch immer Hunger?"
Nicolae biss die Zähne zusammen. Eine Leiche war ihm gestohlen worden, die andere hatte er mit großer Mühe zurückgeholt – allerdings sie war bereits bis auf den Unterkörper gefressen. Mit nagendem Magen lief er weiter, Percival sollte bleiben wo er war. Beim letzten Mal war ihm aufgefallen, dass die nächsten lebenden Wesen weit von ihrer Unterkunft entfernt waren. Alleine die Tatsache, dass zwei unterschiedliche Rudel auf eine mickrige Beute zuliefen hat ihm das gezeigt. Nach mehreren Minuten laufen blieb er stehen. „Percival, was habe ich dir gesagt", knurrte er ohne sich umzudrehen. Brauchte er nicht, der Geruch hing ihm fast durchgehend in der Nase.
„Ich brauch Freilauf.", begann Percival zu jammern. „Ich-„
Etwas knurrte laut, es ertönte ein Gejaule wie bei einem schlecht eingestimmten Chor. Dann knackste es, innerhalb von Sekunden hatte sie schließlich ein Rudel eingekreist. Nicolaes Herz raste, diese Wesen sahen aus wie seine Artgenossen. Nein, das konnte nicht sein! Er und sein Zwillingsbruder waren die letzten seiner Art! Aber der Geruch, der Geruch den er als Welpe kannte, sie rochen genau danach... Verzweifelt ließ er die Schultern sinken, nicht in der Lage sich zu entscheiden.
Percivals begann übernatürlich zu schwitzen, er zupfte Nicolae am Flügel und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Dämonen Stufe 4, Trakt 4, Synthis, die besten Jäger ihrer Stufe", murmelte er leise. „Gegen die hätte selbst Sammy schlechte Karten."
Nicolae nickte abwesend, das Alphatier war etwas größer als er, die Augen zu Schlitzen verengt. Das Alpha spürte seine Aura. „Was weißt du über diese Rasse?"
„Es ist nicht viel bekannt, Akarian hatte nie die Möglichkeit sie zu studieren. Sie mögen kein Licht, an ihren Fangzähnen befinden sich Widerhaken und nur das Alpha ist giftig."
„Mehr brauche ich nicht." Nicolae baute sich vor dem Alpha auf. Die Beschreibung traf auch auf seine Rasse zu, Amarillo waren sehr bissfreudig. „Percival, wenn ich jetzt schreie bringst du dich in Sicherheit.", befahl er knapp. Direkt neben ihnen war eine Schlucht.
„Aber-„
„Ich kümmere mich um diesen Haufen, du bist mir dabei nur hinderlich!"
Traurig sah Percival ihn an, nickte aber schließlich.
Nicolae beobachtete starr das Alpha, als dieses die Ohren anlegte, packte er Percival und warf ihn die Schlucht hinunter. Wie erwartet griffen ihn die Dämonen von hinten an. Als er auswich, merkte er auch warum: Sie verfolgen Percival. Dieser schien sie bemerkt zu haben, denn zwei fielen bewegungslos nach unten. Um ihn brauchte er sich keine Sorgen machen, dass Percival ein guter Messerwerfer war, hatte er gerade wieder bewiesen. Notfalls besaß er auch Akarians Waffe.
Der Alpha machte eine schnappende Bewegung, der Rest kreiste ihn fauchend weiter ein. „Kommt her wenn ihr euch traut! Ich habe keine Angst vor euch."
Mit einem Bellen gab das Alpha das Zeichen zum Angriff. Sofort verbiss sich das Rudel in Nicolaes Flügel, ein anderer biss ihm in die Kehle und rang ihn zu Boden. Der Angriff kam sehr überraschend, normalerweise machte das Alpha den ersten Zug.

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt