Percival - wieder im Tempel

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Er folgte den anderen dem Labyrinth aus Gänge entlang. Komischerweise war der Tempel hier heil geblieben. In den Augenwinkeln bemerkte er den Wandteppich den er bei der Entführung durch Scarlets Schergen gesehen hatte. Aber jetzt verstand er ihn: Der Wasserfall mit Regenbogenschimmer stand für die vielfältigen Farben und Geräusche der lebenden Welt, Ethans Welt. Das dunkle Wesen mit den leichten Umrissen stellte die erstarrte Welt, Scarlets Welt dar.
„Percival komm jetzt, die Besprechung fängt an."
Er lief zu Nicolae. „Natürlich, tut mir Leid."
Amaclì führte sie in die große Halle mit der Deckenbemalung.
Skyler verzog das Gesicht: „Amaclì, warum führst du uns direkt in den Wymar Tempel?"
„Scarlets Wut wird durch den laufenden Fluss angepeitscht", Ethan betrat in Begleitung von einem Geist die Halle, „seine Instinkte haben komplett überhandgenommen. Wahrscheinlich wird er die Flüsse aufsuchen und zerstören."
Percivals Herz machte einen riesigen Satz, Ethan hatte den Angriff überlebt.
Tushar ergriff das Wort. „Es gibt in der Scyrpioyalwelt drei offene Flüsse, zwei kleine Arme und einen großen Strom. Hätte er sie vorher zerstört, kein Problem. Erst hätte Ethan sich komplett aufgelöst, dann wäre alles erstarrt außer Scarlet selbst. Aber wenn er die Flüsse bei zunehmend aktiver Zeit zerstört, dann..."
Amaclì sah ihn direkt an. „Genau. Dann! Und dann darf nicht eintreten."
Nicolae klatschte ironisch: „Bravo, gut zu wissen das wir uns in einer Welt ohne Zeit in einem Wettlauf mit der Zeit befinden. Das..."
„Nicolae, was ist los?"
„Habt ihr die Augen gerade gesehen?"
Sofort sahen sich alle um. Percival bemerkte die zwei unnatürlich grünen Augen, die aber nach einem Blinzeln verschwanden. Wie beim letzten Mal.
Nicolae deutete ein Kopfschütteln an. „Vergesst es."
Ethan atmete tief durch. „Also, die Flüsse befinden sich hier hinter dem Tempel, Vergainwald und der Hauptstrom liegt bei den ehemaligen Gletschern von Sirbin. Guatemala und Amaclì gehen zusammen mit Tushar und Skyler zum Vergainwald. Lucifer, Considite und-„
Ein klicken ließ ihn Abbrechen. Es dauerte nicht lange, da stürmten eine Menge schwarzer Wesen herein und fielen über sie her. Ethan schnaubte, er und Nicolae kämpften Rücken an Rücken zusammen, Percival in der Mitte.
Nach einer Weile schrie Nicolae: „Es reicht!", und lief mit einem Aufschrei und gezückten Schwertern durch die Menge. Kurze Zeit später besaß von den Wesen keiner mehr einen Kopf.
Tushar pfiff. „Respekt."
„Halt die Klappe. Stell dir lieber die Frage, woher sie wussten dass wir hier sind."
Ethan schnaubte. „Zufall war das sicher nicht. Jemand hier spielt ein falsches Spiel."
Percival ließ den Blick über die versammelten Personen streifen. Nur wer sollte einen Grund haben?
„Einen Verräter?" Erbost stampfte Considite auf, die rot – blauen Haare hatten eine merkwürdige Farbe angenommen. Daysan packte Considite am Arm und warf ihn auf den Boden. Als Schwester eines Wächters besaß auch sie eine unglaubliche Stärke.
„Ist es dir aufgefallen?", raunte Ethan.
„Was denn?", flüsterte Percival.
„Daysan und Considite kleben schon die ganze Zeit zusammen, ich denke, wir haben hier ein Pärchen."
Bei dem Gedanken fing Percival an zu lachen und zog die Aufmerksamkeit auf sich.
„Percival?"
„Verzeihung, aber ich konnte gerade nicht anders." Er wischte sich die Tränen weg. Die fürsorgliche Daysan und der alles verachtende Considite, die Vorstellung war einfach zu köstlich.
Als er mit lachen fertig war, fuhr Ethan fort: „Wo waren wir gerade? Ach ja. Jemand hier treibt ein falsches Spiel. Das ist nicht lustig, eher absurd. Warum diese Welt beibehalten?"
Percival hüstelte. „Ich will dich nicht stören, Ethan, aber sollten wir nicht langsam zu den Flüssen? Scarlet kann jederzeit dort auftauchen."
„Sicher", er schloss die Augen. „Also wie gesagt, der Rest kommt mit mir oder hält Wache. Die Geister kennen sich hier au-„ Plötzlich verstummte er.
Ein in einem schwarzen Mantel verhülltes Wesen betrat schnellen Schrittes den Raum. „Ihr werdet beobachtet. Solange ihr keinen Fehler macht, der Missgunst auslöst, habt ihr im Kampf gegen Scarlet einen sehr starken Mitstreiter.", sagte er mit seltsam verzehrter Stimme, drehte sich um und verließ den Raum so schnell wie er gekommen war.
Alle starrten sie der Gestalt mit offenem Mund nach. Das war der seltsamste Satz heute.
Percival schluckte. Vielleicht half es ihnen ja. „Ich muss euch etwas sagen. Seitdem ich bei Skylers Gebiet war, sehe ich manchmal ein paar Augen in übernatürlichem Grün."
Tushar unterbrach ihm mit einer aufgeregten Handbewegung. „Übernatürlich im Sinne von kennst du nicht oder wirklich übernatürlich – mysteriös?"
„Mysteriös.", Percival zeigte auf die Stelle wo zuletzt die Augen waren. „Nicolae hat sie gerade auch gesehen, vielleicht kann er die Farbe nennen."
Nicolae verschränkte die Arme. „Ich bin farbenblind."
Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Deshalb nennt Nicolae Ethan immer Graulocke.
Ethan räusperte sich. „Bin ich hier der Einzige in dem Raum, der weiß, wer uns beobachtet?"
Considite mahlte mit dem Kiefer. „Bitte nimm es mir nicht übel, aber ich beziehe die Aussage mal auf uns alle: Die uns helfende Person ist bereits in Missgunst."
„Ok.", Daysan verpasste beiden eine Ohrfeige. „Jetzt redet mal Klartext!"
Ethan, Considite und Skyler sahen sich eine Weile an. Fast gleichzeitig antworteten sie: „Die Rede war von Relesh."

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt