Kapitel 20 - Saemel Rettung

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Das Atmen seiner Bettnachbarin hielt ihn wach. An seiner Seite schlief die Prinzessin. Als er sein Desinteresse beim Fest geäußert hatte, haben ihn zwar alle angestarrt, aber keiner hatte ihn verstanden. Außer Skyler, seiner Reaktion nach war er sichtlich verärgert gewesen. Skyler wird wohl versuchen ihn umzupolen. Er hatte die Hoffnung, hier ein neues, sorgloses Leben anzufangen. Stattdessen wurde er gleich mit der Prinzessin verlobt. Vorsichtig schob er sie weg und schlüpfte aus dem Bett. Hoffnungslos ging er ans Fenster und öffnete es. Das Haus war genau am Ende einer Klippe gebaut worden, er sah also nichts außer den darunterliegenden Wald. Eigentlich wäre es kein Problem gewesen einfach wegzufliegen. Eigentlich.
Skyler hatte ihm nachdem sie den - wie er später erfahren hatte - heiligen Boden verlassen haben, die Flügel gebrochen. Danach hierhergebracht und mit der Frau eingesperrt damit er keine Fluchtmöglichkeit hatte.
Mittlerweile konnte er seine Flügel wieder spüren und auch leicht bewegen, aber es machte keinen Sinn verletzt von hier zu fliehen. Die Höhe war perfekt um in der Luft zu gleiten, aber dann? Er wusste ja nicht mal wo Ethans Unterkunft war, also wären es bloß unnötige Schmerzen und ein gescheiterter Fluchtversuch. „Gutes ist wie Böses, und Böses ist gut.", das hatte Cornilies immer gesagt. Er war damals zu jung, um diesen Satz zu verstehen, aber jetzt verstand er es. Personen konnten eine Maske aufrechterhalten und sind in Wirklichkeit doch anders... wie Skyler. Seufzend stützte er den Kopf auf die Hände. Am Nachthimmel verschwand ein Stern nach dem anderen, die schöne Dunkelheit würde bald verschwunden sein. Trübsal blasen brachte ihn auch nicht weiter. Er sah hinunter und versuchte die Höhe zu erraten, vielleicht konnte er auch Springen. Die Entfernung zwischen Haus und Bäumen war sonderlich groß, er könnte es zwar versuchen aber die Chance, dass der Schwung zu stark ist und er sich nicht festkrallen kann war sehr hoch. Sollte er es riskieren?
„Saemel", ein leuchtendes Feuer erschien vor ihm. Langsam zeichnete sich im Feuer eine Gestalt ab. Ein sehr schönes Gesicht bildete sich.
„Hallo, äh... Guatemala?"
Ein Nicken. Hinter ihm stöhnte jemand, die Prinzessin tastete im Halbschlaf nach ihm. Guatemala packte Saemel am Arm und zog ihn aus dem Fenster: „Es wäre besser wir reden woanders weiter."
Panik stieg in ihm hoch, er stemmte sich gegen die Wand. „Ich kann nicht fliegen!", sagte er leise, „meine Flügel sind verletzt."
„Keine Sorge", ihr Blick wanderte zum Bett, die Prinzessin lief auf sie zu. „Ich trage dich." Kaum war er mit der Schulter aus dem Fenster, griff Guatemala ihm unter die Arme.
Gleichzeitig versuchte die Prinzessen ihn an den Füßen zurück ins Zimmer zu ziehen. „Bleib hier, schöner Mann, verlass mich nicht", flehte sie in meiner Muttersprache, „Ich liebe dich." Tränen liefen ihr über die Wangen, ihr Blick war flehend.
„Diese Liebe ist einseitig.", antwortete Saemel bevor er vorsichtig mit den Füßen schlug, um sich zu befreien. Als Guatemala mit ihm durch die Luft flog wünschte er wieder auf festem Boden zu stehen. Er war es nicht gewohnt, dass die Beine nutzlos in der Luft hingen. Würde Guatemala nicht aus reiner Energie bestehen hätte er sich schon lange fest an sie geklammert. „Du bist unerwartet stark.", meinte er zu ihr als sie in einem abgelegenen Waldstück landeten.
„Ach weißt du", Guatemala baute sich kurz einen Körper, „Um ehrlich zu sein gehöre ich zu den schwächsten. Im Gegensatz zu unserem Chef bin ich sogar nur ein Windhauch." Sie gingen an einem Bach entlang, dem langsam näherkommenden Sonnenaufgang entgegen. „Er kann ohne Probleme einen Baum mitsamt den Wurzeln herausreißen."
„Warum wolltest du eigentlich mit mir reden?"
Trotz ihres Körpers ging von Guatemala noch ein sehr helles Leuchten aus, wahrscheinlich konnte sie ihre Aura nicht verbergen. Jedenfalls wäre sie eine perfekte Lampe, für ihn ohne Verwendung. Die Gerüche um sie herum offenbarten die Umgebung. Mehr Sinne brauchte er im Moment auch nicht. Um sie herum waren eine Menge alter Eichen und Fichten, in der Nähe ein See, in dem Ast über ihm schliefen ein paar Rotpandas und links kniete ein Gepard. Warte, was? Er drehte mich dem Geruch zu und schluckte.
Ein paar Augen leuchteten bedrohlich in der Dunkelheit, waren in einem unbekannten Ton, wirkten dunkel, waren es aber nicht. Das Wesen löste in ihm ein bezwingendes Gefühl aus, die Augen wirkten bedrohlich.
„Ich verstehe", hörte er Guatemala leise murmeln.
Nach einem Blinzeln war das Wesen ebenso schnell verschwunden, wie es aufgetaucht war.
„Was war das?"
Guatemala schien nachzudenken, dann nickte sie. „Das war einer meiner Genossen. Er lebt sehr zurückgezogen, deshalb wundert es mich das er sich dir gezeigt hatte."
„Du hast vorhin etwas von verstehen gemurmelt. Was hast du verstanden?"
Guatemala schwieg erneut und drehte sich dem Vollmond zu. „Ich soll deine Flügel behandeln und dich dann zu deinen Freunden bringen. Mehr hat er nicht gesagt." Guatemala berührte seine Flügel, sofort durchzog ihn ein stechender Schmerz. „Ich verstehe. Hör mal Saemel, ich werde deine Flügel mit meiner Kraft soweit heilen, dass du wieder fliegen kannst. Aber", sie wirkte eingeschüchtert, „das ist nur eine Ausnahme, eigentlich dürfte ich das nicht. Damit die Flügel danach schneller abheilen werde ich dir dann auch noch eine Salbe mitgeben." Um ihre Hand bildete sich Licht. Es fühlte sich wunderbar an, er konnte richtig spürte wie seine Flügel heilten. „So", sie stellte sich wieder vor ihn, ihre Hand wischte sie an ihrem Kleid ab, „Die Salbe werde ich dir zu einem späterem Zeitpunkt geben müssen. Wir müssen los. Ich gebe dir auch Starthilfe."

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt