Ethan - Sorge

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Zähneknirschend stand er neben Akarian am Fenster. „Was denkst du?"
Ein Seitenblick aus violetten Augen. „Saemel braucht seine Tabletten."
Er stutzte. Das war ihm in letzter Zeit untergegangen. „Ich weiß, aber-„
„Ethan, willst du dass er Ärger mit Nicolae bekommt?"
„Nein, ich-„
„Dann flieg ihm nach. Soweit ich in der Stadt gehört habe, sind viele Herrscher wieder gegangen."
Ethan schluckte, dann öffnete er das Fenster und flog Richtung Hauptquartier. Er teilte Akarians Sorge, Saemel war ohne Tabletten anfälliger für Reize. Das hieß, er wurde schnell aggressiv und teilte Schläge aus. Auch wenn er zugeben musste, die Wirkung der Tabletten hatte in letzter Zeit abgenommen. Akarian wollte deshalb, dass er die drei Wochen nüchtern war, um die Tabletten gezielt wieder einstellen zu können.
Mit geschlossenen Augen flog er die Strecke. Außer der innerlichen Kälte spürte er nur den Gegenwind. In der Nähe von den Gletschern von Sirbin entschied er sich, zu dem funkenden Felsen zu fliegen. An diesem konnte er ablesen, wie stark der Fluss wirklich beschädigt war. Der Weg dorthin war hart, die sich vor den Gletschern befindliche Eiswüste war einer der Lebensfeindlichen Orte dieses Universums. Allein der durchgehend dichte Schneefall behinderte schon die Sicht und führte schnell zu Verirrung. Zitternd landete er vor dem Felsen und starrte hinauf. Die Spitze sprühte voller Energie in strahlendem Blau. Es war also alles in Ordnung, Sirlo hatte ihn umsonst angemacht. Kopfschüttelnd verließ er die Höhle und sah nach oben. Der farblich beinahe sichtbare Phönix saß auf dem Vorsprung über dem Eingang und beobachtete. „Na Sirlo, macht es Spaß mich zu beobachten?"
Der Phönix legte den Kopf schief.
„Du brauchst gar nicht so blöd zu schauen. Ich weiß ganz genau, dass du dich mit Hilfe des Umhanges in diese Gestalt verwandelst!" Ohne auf die Antwort zu warten, flog er zurück zum Hauptquartier. Mittlerweile dürften Akarian und Nicolae auch wieder zurück sein. Gähnend landete er auf dem Balkon und trat ins Büro. Nicolae saß wieder vor seinem Schreibtisch und ging seiner Tätigkeit nach, von dem Alptraum gestern Nacht war nichts mehr zu sehen. „Hast du dich wieder ausgeschlafen?"
Nicolae murrte. „Nicht dass es dich was angeht, aber ja, habe ich." Er runzelte die Stirn. „Was habt ihr eigentlich besprochen?"
„Nichts wichtiges.", Ethan rieb sich über das Kinn. „Erst warf Tushar eine Leiche auf den Tisch, dann stürmte Sciperin herein und schließlich kritisierten mich alle."
„Was hast du eigentlich erwartet? Du bist immerhin ein ranghohes Wesen, an dich sind die höchsten Ansprüche gestellt."
Ethan lehnte sich an die Wand. „Hoher Rang, ja. Unerfahren, auch. Ich bin mit nicht gerade Mal einer Millionen Jahre mit Abstand der jüngste von den vier Wächtern."
Akarian klopfte an der Türe. „Ethan, du solltest dringend deinem eigentlichen Anliegen nachgehen."
„Natürlich.", eilig flog er den Turm hinunter zur WG.
Als er zwei Tage später über den Garten ging, öffnete sich die Türe und er wurde beinahe von Saemel über den Haufen gerannt. „Alles in Ordnung?", fragte er, aber Saemel antwortete ihm nicht und rannte weiter.

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt