Kapitel 10 - der Junge ist weg

4 0 0
                                    

„Der Junge ist weg", händefuchtelnd lief Ethan vor Akarian herum. „Er ist weg und es ist späte Dämmerung."
„Ethan", Akarian sah ihn aus seinen violetten Augen an. „Beruhig dich, der Junge ist schlau."
Was? Wütend packte er Akarian am Kragen. „Du weißt genau was mir Sorge bereitet aber redest so einen Unsinn!", schrie er.
„Ethan", mit ruhiger Stimme redete Akarian weiter. „Du machst dir Sorgen wegen nichts-„
„Er ist nicht gebrandmarkt! Warum hast du ihn nicht gebrandmarkt? Verdammt, du hattest fast fünfundsiebzig Jahrtausende Zeit und hast Saemel nicht gebrandmarkt!"
„Ethan, ich brandmarke erst mit achtzehn, das weißt du.", antwortete Akarian kopfschüttelnd.
„Die Zwillinge-„
„Waren eine Ausnahme, Ethan, das sind Amarillo, die letzten ihrer Art. Ohne Brandmarke würden sich die Dämonenjäger gegenseitig die Köpfe für diese Rasse abschlagen, deshalb die frühe Tätowierung."
„Klingt als hättest du Mitleid."
„Mitleid?", Akarian zog überrascht die Brauen hoch, „ich doch nicht. Das Einzige was mir Leidtut sind die Dämonen dort. Erinnere dich ruhig mal an deine erste Begegnung mit Nicolae, viele Lager arbeiten noch immer mit dieser Methode."
Ethan schlucke, das damalige Bild hatte sich in seinem Kopf eingebrannt. „Ich- deshalb ist es ja wichtig, dass wir Saemel finden."
„Akarian.", Nicolae kam in Begleitung von Percy ins Büro und warf einen nassen Stofffetzen auf den Schreibtisch, „Kannst du damit was anfangen?"
„Natürlich", Akarian lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Die Nähe sind aus einem anderen Material als der Stoff, das Shirt gehört Saemel. Warum fragst du?"
„Das Shirt lag inmitten eines meiner zerstörten Außenposten!"
Ethan runzelt die Stirn. Saemel kam ohne fremde Hilfe nicht aus seiner Dimension, der verdammte Zeitreisende musste ihn zurückgebracht haben. Aber was sollte der Angriff auf den eigenen Außenposten? Warum sollte er gegen seine eigenen Leute vorgehen? Er verstand Garnichts.
„Dann ist der Junge im Blutrausch?" Nicolae schlug auf den Tisch, „ich gebe den Abschussbefehl!"
Ethan japste während Akarian den Kopf schüttelte. „Der ist unnötig, Saemel hat einen Peilsender in der Ohrenspitze."
Ethan sprang auf. „Dein Ernst? Ich spreche mit dir seit einer geschlagenen Stunde über meine Sorge und kaum droht Nicolae mit Abschuss, gibst du zu dass du ihn die ganze Zeit über hättest orten können?"
„Ja und nein.", Akarian schluckte. „Der Sender lässt sich nur finden wenn der Chip im Umkreis von 25 Kilometern ist. Damit lässt sich vermeiden, dass Jäger die Verbindung hacken."
„Gib mir das Lesegerät", fauchte Ethan und streckte die Hand aus. „Ich suche ihn."
Akarian gab es ihm. „Viel Glück. Du wirst es brachen."
Kommentarlos verließ Ethan das Zimmer über den Balkon und flog knapp über die Bäume. Er konnte im Dunkel nicht gut sehen, er musste sich auf das Geräusch des Lesegerätes verlassen. Ungefähr auf Höhe einer von ihm gebauten Barriere Säule begann es zu piepsen. Er schaltete das Gerät aus, landete neben der Säule und begann zu rufen. „Saemel? Saemel komm her, es ist spät! Ich bin auch nicht böse. Saemel?"
Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit die er schon rief, aber sein kleiner Junge kam einfach nicht. Laut dem Sender musste er ihn aber hören. Er leuchtete mit der Taschenlampe durch Bäume und Geäst, ohne Erfolg. Würde Saemel ihn beobachten, hätten sich die Augen im Licht reflektiert. Er seufzte, bevor er in Richtung des gestürzten Außenpostens ging, vielleicht hatte er dort mehr Glück. „Saemel!"

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt