Schweigend kauerte er in der hintersten Ecke von Ethans Haus, in dem Raum vor ihm spielten und schrien gefühlte Massen von Kindern. Bereits nach kurzer Zeit musste er den Kopf an die Wand lehnen und sich die Ohren zuhalten, leider hörte er trotzdem alles. Ein verzweifelter Blick zu Ethan, der ihn einfach nur ansah. Wohl mitleidig, den der Mundbewegung nach seufzte Ethan leise eher er sich mit den Jüngeren Kindern beschäftigte. Wie es Percival schaffte bei der Lautstärke zu lesen war ihm ein Rätsel. Gut, als Mensch waren seine Ohren nicht so empfindlich. Der Glückliche. Mit dröhnendem Kopf zog er die Knie an, um sich mit ihnen die Nase zuzudrücken, trotzdem überfluteten ihn sowohl Massen aus Gerüchen als auch die Geräusche. Als es anfing unerträglich zu piepen und sich alles begann zu drehen sprang Saemel auf. Er wusste: er musste die Reize reduzieren sonst würde er umkippen. Gezielt lief er auf die lauten Kinder zu und schlug deren Köpfe gegen den Tisch. Einen, der ihn an der Schulter berührte, schlug er mit voller Kraft gegen die Wand. Wie gehofft wurde es still. In der Stille des Raumes ging er zitternd nach draußen und suchte sich etwas Kaltes um den Kopf zu kühlen. Ethan hatte ihm über die Jahre genug beigebracht um größere Blutbäder zu vermeiden, auch konnte er sich gerade zum Glück noch zurückhalten. Hätte er die Kinder schwerverletzt oder getötet, hätte er es mit Daysan zutun gehabt und diese war nicht für ihre Sanftmut bekannt. Sie wurde gerne als zweiter Nicolae bezeichnet.
„Geht es wieder?"
„Ja", er schenkte Ethan ein zögerliches Lächeln, „es ist wieder weg." Seufzend drehte er sich um. Ethans Gesicht zeigte keine Zeichen von Wut oder Enttäuschung, also war alles in Ordnung. „Ich will nach Hause."
Ethan seufzte und strich ihm über die Backe. „Ich weiß, in ein paar Stunden spätestens sind sie wieder weg. Geh doch bis dahin hier ein wenig spazieren, du kennst doch das Gebiet."
Saemel nickte, drehte sich um und lief in Richtung von dem alles überragenden Berg. Ethans Dimension war groß, alle möglichen Gebiete und Zeitzonen waren dort vorhanden. Am Ende dieser recht verschiedenen Welt befand sich ein riesiger Berg, darauf eine Plattform falls jemand gegen Ethan als Wächter der Zeit kämpfen will. Saemel konnte sich allerdings nicht erinnern, davon mal etwas mitbekommen zu haben. War ein seltenes Ereignis. Und das war gut so, immerhin musste sich Ethan mindestens tausend Jahre zurückziehen, bis er sich einen neuen Sterblichen Körper bauen konnte. Ungefähr auf Höhe des Berges schnipste es hinter ihm. Er lächelte, ein bekannter Geruch trat ihm in die Nase. „Hallo Sirlo."
Mit verschränkten Armen landete Sirlo hinter ihm. „Saemel, ein seltener Anblick. Ethan hat dich wieder hergebracht."
Nickend drehte sich Saemel zu dem Zeitreisenden um. „Ja."
Sirlo schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. „Was auch sonst."
„Hast du keine Angst, dass Ethan dich angreift?", fragte Saemel Sirlo, der Zeitreisende war Ethan ein Dorn im Auge.
„Hatte ich noch nie." Sirlo deutete ihm zu folgen. „Ich will dir was zeigen." Durch einen Spalt im Berg führte er ihn eilig einen langen Weg entlang. Irgendwann begann Sirlo mit ihm zu plaudern. „Du wirst bald achtzehn. In ungefähr zwei Menschenjahren."
„Ja", Saemel nickte leicht. Dann wäre er volljährig, aber so fühlte er sich noch lange nicht. Akarian meinte, er würde psychisch nie älter als zwölf, wenn alles gutginge vierzehn werden.
„Du weißt schon, dass sich dein Leben danach ändert?"
Saemel blieb stehen. „Nein."
„Du", Sirlo schüttelte den Kopf, „nein, das soll dir Sciperin sagen wenn es soweit ist." Mit einem leichten Stoß schubste er Saemel durch einen weiteren Spalt.
Dieser wollte ihn wegen dem Körperkontakt anschreien, doch das einzige was ihm über die Lippen kam war ein gehauchtes >ist das schön<. Vor ihm lag ein See, dessen Arme sich wie eine Ader über den ganzen Innenraum des Berges zu ranken schienen.
„Ja, das ist schön", Sirlo deutete auf die dunkle Wand hinter ihnen. „Das allerdings nicht. Ethan vernachlässigt seine Arbeit!"
„Was ist das hier?"
„Das Zentrum des Flusses der Zeit. Das leuchtende da drüben ist der fließende, das dunkle hinter uns ist der erstarrte Teil. Letzteres hat Ethan auszugleichen, doch er macht nichts! Ich beobachte schon seit knapp drei Jahren wie das schwarz sich weiter ausbreitet. Deswegen laufe ich hier frei rum, Ethan bemerkt mich nicht mehr."
„Soll ich es ihm sagen?", fragte er zögernd.
„Eigentlich nicht, aber bevor es zur Katastrophe ausartet wäre es schon gut. Sag es ihm, aber erwähne mich nicht."
Saemel nickte eilig und wandte sich zum gehen, Sirlo blieb stehen und sah nach oben. „Ich bleibe hier. Ich bin zwar nicht Ethan, aber um kleinere Anomalien kann ich mich auch kümmern.", murmelte er in sich hinein.
„Ist gut, wir sehen uns Sirlo", rief Saemel ihm noch zu, ehe er aus dem Berg zum Hauptweg lief. Wenn Sciperin noch auftauchte, bekam er einen Schreikrampf. Er musste nachdenken, um sich abzureagieren, und nicht vollgelabert werden, auch wenn er gerne zuhört.
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Elemantary Chroniken Buch 1 - Scarlet
FantasyEthan, Percival und Saemel bilden unter der Leitung des Elemantaryherrschers Nicolae eine Art private Einheit. Jedoch wurde Saemel zunehmends aggressiver, genauso wie alle anderen Dämonen, die Ursache war Ethan leider nur allzugut bekannt. Es war...