Percival - Warum?

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Benommen kam er zu sich, versuchte sich daran zu erinnern was geschehen war. Um ihn herum herrschte eine beklemmende Stille. Er sah sich um, er lag in einem kleinen dunklen Raum ohne Fenster, nur mit einer Türe an der Wand neben ihm. Vorsichtig versuchte er aufzustehen, doch er konnte sich nicht bewegen, etwas hinderte ihn daran. Bei dem Versuch den Kopf zu neigen um etwas zu sehen, drückte ihm was festes in die Kehle. Kaum legte er den Kopf wieder hin, ließ der Druck nach. Sie hatten ihn fixiert, dachte er mit rasendem Herzen. Noch nie war er fixiert worden. Immer wieder blickte er zur Türe und dann wieder an die Decke, wusste selbst nicht warum. Es verging eine gefühlte Ewigkeit, bis das Klicken der Türe seine Aufmerksamkeit erregte. Er wusste nicht, wer da war oder was er tun würde, aber insgeheim hoffte er auf Hilfe. Wütend schnaubte er, als er sah wer den Raum betrat, denn diese Person war ihm nur allzu gut bekannt. Trotzdem kam er ihm mittlerweile wie ein Fremder vor. Alleine durch die Tatsache, dass er mit ihm redete. Saemel hielt etwas in seiner Hand und starrte ihn an. Statt Freunde spiegelte sich noch immer Hass in seinen Augen wider, das war nicht der Teampartner den er kannte. „Was soll das, warum tust du so was?", fragte er entsetzt, durchbrach Saemels Schweigen. Kurz ließ Saemel seinen Blick über seinen Körper schweifen, schien ihn zu mustern, dann fing er an mit seinen Krallen zu knirschen.
Saemel kam langsam auf ihn zu, die Augen starr auf ihn gerichtet, das Item in seiner Hand verborgen. Er ließ ihn nicht aus den Augen, ein gefährliches Grinsen lag auf den schmalen Lippen. Während Saemel auf ihn zukam, zeigte er ihm nach ein paar Schritten, was er in der Hand hielt und Percival erschrak. Es war eine Spritze, vielleicht nicht größer als sein Finger, mit grüner Flüssigkeit gefüllt. Das Lächeln auf Saemels Lippen wirkte auf einmal diabolisch, die gelb – grünen Augen flackerten böse.
Panisch versuchte er sich zu befreien, diesem Monster zu entkommen, doch vergebens. Die Gurte schnitten ihm mit jeder Bewegung mehr ins Fleisch. Schließlich packte Saemel ihm mit einer Hand am Hals und drückte zu.
„Nein", krächzte er, „Komm wieder zu dir. Das bist nicht du." Nach und nach wurde seine Sicht schwärzer, er kämpfte um jeden Atemzug bis er seinen Körper nichtmehr spürte. Auf einmal ließ Saemel los, er schnappte nach Luft. Kaum sortierte sich Percival, starrte er schon wieder in die Katzenaugen des sich über ihn beugenden Dämons. Die Kälte dieser Augen war genauso eisig wie die sich an seinem Hals befindliche Hand. Noch immer lag das diabolische Lächeln auf Saemels Lippen, nur konnte Percival jetzt durch den leicht geöffneten Mund seine Zähne sehen. Blutverschmierte sichelartige Zähne, in denen noch Fleischfetzen hingen blitzten ihm entgegen. Ihm lief ein Schauder über den Rücken. Sollte Saemel ihn ruhig töten, besser sein Kumpel als irgendein Fremder.
Saemel beugte sich tiefer über ihn, er konnte den warmen fauligen Atem an seinem Ohr spüren. „Mir wurde eine sehr liebgewonnene Person getötet, ich war wegen deines Freundes unfähig es zu verhindern." Blutige Lippen berührten sein Ohr als er weitersprach. „Und genauso wie mir diese Person genommen wurde, werde ich dir jeden nehmen den du lieb gewonnen hast. Ich werde sie vor deinen Augen auseinander reißen, einen nach den Anderen. Du wirst nicht in der Lage, sie zu retten, keinen von ihnen. Ich werde sie dir nehmen, so wie sie mir genommen wurde und du wirst genauso leiden wie ich damals."
Percival erschrak, die blutigen Zähne und der stark nach Verwesung stinkende Atem unterstrichen Saemels Drohung. Langsam richtete Saemel sich auf und er spürte einen starken Stich im Arm. Die verdammte Spritzte hatte er schon wieder vergessen. Langsam schob Saemel ihm die Nadel tiefer in sein Fleisch. Ihr Blick streifte sich, dann fing der Arm an zu brennen. Ein furchtbarer Schmerz breitete sich in seinem Arm aus, wanderte weiter bis sein ganzer Körper brannte. Er schrie aus vollem Hals, Tränen rannen aus seinen Augen.
Nur am Rande bekam er mit wie Saemel die Nadel am Anschlag abbrach, bevor dieser ihm durch die Haare strich. „Ruhig mein Kleiner", Speichel floss ihm über die Lippen und tropft ins Gesicht, in Percivals Mund. Er schmeckte Blut. „Ich werde dich nicht töten." Mit diesen Worten ging er von der Liege weg, vor Schmerz konnte Percival nicht hören wohin. Während der Raum sich immer mehr drehte und dafür das Brennen langsam nachließ, glaubte er von Saemel ein: „Tut mir Leid, Kleiner", gehört zu haben, bevor die nächste Schmerzwelle seinen Arm durchzog. Saemel hatte ihm die Nadel in den Arm getreten. Percivals letzter Gedanke war, dass das nicht die Worte von Saemel waren. Plötzlich sprang Saemel auf, schlug den Kopf gegen die Wand und sank benommen zu Boden.
„Katzendämonen lassen sich leicht erschrecken."
„Da sind wir noch rechtzeitig gekommen."
Percivals Herz machte einen Satz, als Daysan und Akarian den Raum betraten. „Ihr lebt."
„Natürlich leben wir", murmelte Daysan während sie ihn losmachte. „Immerhin sind wir Krieger."
Als Percival den Kopf wieder drehten konnte, setzte er sich auf und sah sich in dem Raum um. Akarian kniete vor dem benommenen Saemel und drückte ihm die Nase zu, damit er eine Flüssigkeit schluckte. „So", Akarian stand auf, „das dürfte den Nebel dieser Welt vollständig brechen."
Percival erschauderte als er in Akarians Augen sah, sie waren in einem ähnlichen violett wie die von Sirlo.
„Warum starrst du mich an?"
Er schluckte, „deine Augen sind lila."
Akarian zuckte mit den Schultern und begann, vorsichtig die Nadel aus seinem Arm zu ziehen. „Das ist eben so. Sobald man älter als drei Trillionen Jahren ist färben sie sich violett. Jede Trillion werden sie dann dunkler."
Jetzt musste Percival lachen. „Unsere Welt ist gerade mal zehn Millionen Jahre alt, also geht das gar nicht. Daysan", er sah Daysan an. „Wie geht es Nicolae? Er wurde von Sylthis angegriffen."
Sie schüttelte den Kopf während Akarian ihn musterte. „Ich habe das hier schon einmal erlebt."
„Aber-„
„Es ist zwar schon eine Ewigkeit her, aber ich kann dir versprechen dass Nicolae gegen die Synthis keine Probleme hat." Er mahlte mit dem Kiefer, die violetten Augen wirkten nachdenklich. „Synthis gehören zu der Familie der sieben Stämme der Nacht, nur dass sie die verborgene achte Rasse sind. Nicolae ist als Amarillo eine Schwesterrasse."
Percival schluckte. Wie konnte Akarian nur so ruhig darüber sprechen.
„Es ist mir beim Forschen aufgefallen, auch die Einteilung gehört auf meine Schulter. Aber anderes Thema. Wir müssen hier raus ehe einer von Scarlets Schergen uns bemerkt."
Sie nickten, dann nahm Daysan Percival auf den Arm und trug ihn eilig heraus.

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt