Kapitel 18 Percival - Ausraster

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Keuchend spritzte er sich das kalte Bachwasser ins Gesicht. Sein Herz raste wie wild. Der plötzliche Ausraster auf dem Marktplatz hatte ihn komplett überrumpelt. Es gab keine Vorzeichen, keine andere Bewegung, nichts. Es lief ganz normale Music, ein paar Betroffene hatten sich irgendwann die Ohren zugehalten und sind auf die Knie gegangen. Er hatte gedacht wegen der zu lauten Musik. Plötzlich waren die Augen schwarz mit roter Pupille und sie richteten sich ganz seltsam auf. Dann griffen sie die Menge an. Nachdenklich ging er zurück in Richtung des Anwesens. Warum ausgerechnet diese Männer? Was war an ihnen anders gewesen? Jemand packte ihn an dem Arm. Gekonnt versuchte er sich zu befreien, aber es brachte nichts. Die Person im Dickicht hatte ihn fest im Griff. Er wurde tiefer in den Wald gezogen, weiter vom Dorf weg. Da er wusste, dass er sich nicht befreien konnte, ging er folgsam mit. Besser freiwillig als mitgeschliffen. Noch immer konnte er den Fremden nicht sehen, als wäre er unsichtbar.
Nach einer Menge Windungen und Bäche wurde der Fremde langsamer. „Meister!"
Ein sehr großer, stämmiger Mann mit kränklich grauer Hautfarbe kam ihnen entgegen.
Percival wurden die Augen zugebunden, gleichzeitig wurden die Hände zusammengebunden. Seltsamerweise ließen sie die Beine frei. Dann packten sie ihn und trugen ihn weg. Kurz hörte er noch das leise Gezwitscher von Vögeln, dann war alles still. Bedrückende Stille. Das einzige was er hörte war das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Nach einer Gefühlten Ewigkeit hörte er schließlich den Hall von Schritten. Wo hatten sie ihn hingebracht? Schließlich setzen sie ihn auf dem eiskalten Boden ab. Dem Hall nach in einen großen Raum, der Kälte nach ein Steinboden. Hatten sie ihn zu einem Tempel getragen? Ihm wurde das Tuch abgenommen und er sah sich um. Tatsächlich, er war in einem Tempel.
Der stämmige Mann stand vor ihm. „Steh auf!", blaffte er.
Schnell stand er auf, mit den gefesselten Händen wäre er im Kampf im deutlichen Nachteil und der Fremde sah nicht so aus als könne man gut mit ihm Kirschen essen.
Der Mann zerrte ihn in einen weiteren Raum, dann zeigte er auf die Decke. „Was siehst du?"
„Ich sehe ein Bild, welches in der Mitte gespiegelt wurde. Oben ist eine lebende, bunte Welt." Das Gesicht des Fremden versteinerte sich. Warum zeigte er ihm das Bild? „Unten, in dem gespiegelten Teil, sehe ich eine graue, verlassene Welt."
Neun weitere Wesen kamen herein und alle hatten sie diese graue Haut. Sie bildeten einen Kreis und sprangen wie verrückte auf und ab. Würden sie sich nicht so schnell bewegen hätten sie auch genauso Statuen sein können. „Sire, der Meister möchte, dass wir ihn gehen lassen. Er ist im Moment noch nicht für seinen Plan relevant." Die Stimmen der Neun jagten ihm einen Schauer über den Rücken. Sie klangen wie Leichen oder Tote, jedenfalls wie Sterbende.
„Bitte was?" Jetzt war der Stämmige verwirrt, „Der Meister hat ihn doch trotz der Schmerzen selbst eingefangen. Richtet ihm meine Verwirrung aus."
Ein kurzes Lachen der Statuen, dann waren sie auch wieder verschwunden. Wer oder was auch immer diese Wesen waren, sie kamen sicher nicht aus dieser Welt.
Der ‚Sire' starrte ihn an. „Der Meister hat keine Verwendung für dich.", er löste ihm die Fesseln, „Aber wäge dich nicht in Sicherheit, er wird bald auf dich und deine Freunde Jagd machen." Die Augen blitzten silbern auf. „Und ich werde dort sein wenn eure Welt untergeht." Dann lachte er böse, aus den anderen Räumen stimmten die Statuen ein.
Schnell rannte er los, versuchte den Weg aus dem Labyrinth zu rekonstruieren. Die meisten Räume waren bereits eingestürzt. Dem Aufbau als Labyrinth nach war es erfahrungsgemäß ein sehr alter Tempel. Nur welcher? Nach einigen Sackgassen sah er etwas aus den Augenwinkeln was sofort seine Aufmerksamkeit erregte. Es war ein in die Wand eingearbeiteter Wandteppich mit einer sehr rätselhaften Darstellung. Allgemein war dieser Tempel seltsam. Vor einem Wasserfall mit Regenbogen Schimmer steht ein leuchtendes Wesen welches auf eine schwarze Welt herabblickt. In dieser Welt waren bloß die Umrisse eines zweiten Wesens eingezeichnet. Er wandte sich dem Teppich ab und ging weiter, achtete aber nicht auf den Weg. Warum war alles Abgebildete gespiegelt, von Licht ins Dunkle? Wem zum Teufel war dieser Tempel nur gewidmet? Eines war jedenfalls sicher: Er wurde für einen Wächter gebaut, Elemantary Tempel waren ganz anders. Vor lauter Überlegung sah er den Baum nicht der vor ihm stand und er lief direkt dagegen. „Scheiß Baum.", murmelte er während er sich den Kopf rieb. Jetzt mal im Ernst, welcher Tempel hatte einen Baum? Dem Ingenieur gehörte eine gehörige Ohrfeige verpasst.
Kurz sah er sich um. Er war wieder im Wald, vom Tempel nicht die kleinste Spur. Vor lauter Überlegung hatte er wohl nicht gemerkt dass er wieder im Wald war. Schnell sah er sich um und erstarrte. Ein übernatürlich grünes Paar Augen leuchtete weit entfernt in der Dunkelheit und kam immer näher bevor es auf einmal verschwand. Panisch sah er sich um und rannte so schnell er konnte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass die ganze Umgebung schwarz grau war. Er und die Bilder waren als einziges farbig. Er war der andere, die Statuen waren die ganze Zeit in ihrem Reich gewesen.

Elemantary Chroniken Buch 1 - ScarletWo Geschichten leben. Entdecke jetzt