„Ich weiß nicht ob ich dich mitnehmen kann." Ethan musterte ihn eindringlich. „Dein Verhalten ist unzuverlässig."
Saemel starrte auf den Boden. Ethan war der seltsame! Immer wieder gab er Gegenteilige Anweisungen. Erst ist er stolz, dann schrie er ihn an und begann zu schimpfen.
Mittlerweile wusste Saemel nicht mal mehr, ob er Ethans Befehle überhaupt ausführen soll. Mit dem Ergebnis der letzten Tage war Ethan nie zufrieden gewesen. Und wenn er ihn darauf ansprach, stellte Ethan ihn als Lügner dar. Er hatte noch nie gelogen, jedenfalls nicht absichtlich. Angespannt presste er die Lippen zusammen und ballte eine Faust, die Krallen schnitten in die Handflächen.
„Mund auf.", Ethan schlug ihm die Hand auf den Mund.
Reflexartig schluckte er. Er leckte sich über die Lippen und fing sofort an zu würgen. Sein Magen rebellierte, der Hals begann zu brennen. Würgend stützte er sich am Boden ab, er konnte nicht mehr schlucken, Speichel rann über sein Kinn. Verzweifelt sah er auf zu Ethan, der ihn emotionslos anstarrte. Warum tat er ihm das bloß an? Eine Weile lag er krampfend in seinem eigenen Speichel, bis die Wirkung nachzulassen schien und er mit brennendem Hals aufstehen konnte. „Ethan, warum?", krächzte er.
„Für dein Ungehorsam", antwortete Ethan kalt. „Du wirst erwachsen. Wenn ich dir nicht klarmache, wer hier der Chef ist entgleitest du mir."
„Das würde ich nie."
Ethan musterte ihn, bevor er ihn an den Haaren packte und mit voller Kraft gegen die Wand schlug. „Das sagst du jetzt.", grollte er, ehe er ihn ein zweites Mal dagegen schlug.
Ein leises Klopfen, dann trat Akarian ein. „Ethan, es – um Himmels willen, lass den Jungen los."
Eine Weile zog Ethan ihm noch an den Haaren, bis er schließlich losließ. „Was willst du Maniac."
„Krisensitzung. Bei Skyler im Gebiet."
„Ich weiß", knurrte Ethan, „nur den Bengel muss ich entsorgen."
Verwirrt sah Saemel Ethan an, warum war dieser nur so gemein geworden? „Ethan?", fragte er mit leiser Stimme.
Akarian zog Saemel zu sich. „Ich bringe ihn hin, du beruhigst dich und kommst nach." Er strich Saemel über die Haare. „Wir gehen, Kleiner, deine Kleidung habe ich schon zusammen."
Saemel legte den Kopf schief, sah nochmal zu Ethan, dann folgte er Akarian. „Skyler?", fragte er. „Kenne ich ihn?"
Akarian sah ihn an. „Skyler ist ein Dämonenhasser, aber er weiß nichts von dir. Du bleibst die ganze Zeit im Anwesen, dann ist alles gut.", bestimmte er.
Saemel nickte eilig, bevor sie im hohen Tempo davonflogen.
„Nicolae ist schon weg.", murmelte Akarian. „Ich weiß von den letzten Treffen wo Ethans zugeteiltes Anwesen ist."
„Warum ist er im Moment so anders?", Saemel schluckte, „Ich meine-„
„Ich habe eine böse Vorahnung, aber hoffe das es nicht eintritt." Eine Pause. „Na gut, du erfährst es eh irgendwann. Ethan hat großen Ärger mit dem Wächter des Raumes, wahrscheinlich ist er deshalb so sehr auf Zerstörung aus, um Frust abzulassen."
„Warum kämpfen sie nicht einfach?"
Zu seiner Überraschung fing Akarian an zu lachen. „Um Himmels Willen, Saemel, der Wächter des Raumes ist über vierzig Millionen Jahre alt, Ethan gerade mal eine Million, also nicht mal ein vierzigstel. Weißt du eigentlich, was das für ein Kraftunterschied ist?"
„Nein, aber man kann nicht immer weiter Kraft aufbauen, das funktioniert rein vom Körper nicht, der hat irgendwann seine Grenze erreicht."
„Kraft im Sinne von Macht. Es hat auch viel mit Erfahrung zu tun. Ethan kennt seine Fähigkeiten nicht. Jedenfalls nicht vollständig. Er weiß nicht, wie er die Zeit kontrolliert verlangsamt oder anhält. Wenn er gegen den Wächter des Raumes auch nur eine Chance haben will, muss er das. Oder wie will man sonst gegen ein Wesen, das sich binnen Sekunden teleportieren kann und das in einem Tempo, dass er optisch an mehreren Stellen gleichzeitig ist, gewinnen?"
„Hm", Saemel runzelte die Stirn, „gib mir etwas Zeit, dann sage ich es dir."
„Gut, dann ist das deine Beschäftigung für die Zeit der Ratssitzung.", Akarian deutete ihm zu landen. „Dort unten ist schon das Anwesen."
Saemel landete und musterte das Haus. Jede Menge Tulpen waren darum gepflanzt, aber sonst sah es aus wie ein ganz normales Haus.
Akarian schloss auf und trat ein. „Es ist nichts Besonderes, aber soll es auch nicht sein. Skylers Leute räumen für den Zeitraum der Ratstreffen immer bestimmte Häuser, um sie zur Verfügung zu stellen." Ein Lächeln. „Stell dir mal vor, Ethan und Nicolae zusammen unter einem Dach, wie schnell es da knallen würde."
Er kicherte. „Sehr schnell."
„Lust auf Schach?"
„Sehr gerne.", Saemel rieb sich die Hände. „Aber ich bin gut darin."
„Ich weiß, alles was Strategisch ist geht dir leicht von der Hand.", antwortete Akarian mit einem Augenzwinkern.
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Elemantary Chroniken Buch 1 - Scarlet
FantasyEthan, Percival und Saemel bilden unter der Leitung des Elemantaryherrschers Nicolae eine Art private Einheit. Jedoch wurde Saemel zunehmends aggressiver, genauso wie alle anderen Dämonen, die Ursache war Ethan leider nur allzugut bekannt. Es war...