Pure Blood

°19-Hogsmeade

„Etwas gefunden?", fragte Lily, als Valerie neben Dorcas aus dem Laden trat. „Valerie hat mir geholfen. Ich gehe jetzt als Penerelle Flamel. Wir haben ein richtig hübsches Kleid gefunden", lächelte das Mädchen verträumt und sah hoch in den Himmel.

Es war ein klarer Tag, aber bewölkt und nur hin und wieder blitzte die Sonne zwischen den Wolken hindurch, um ihr Licht zur Erde zu schicken.

„Für was hast du dich eigentlich entschieden, Alice?", fragte Valerie und wollte einen Blick in die Tüte des Mädchens werfen, aber diese nahm sie schnell in die andere Hand. „Ich werde als Eva Gryffindor, die Frau von Godric Gryffindor auftauchen, aber das Kleid seht ihr erst am Ballabend"

Valerie nickte anerkennend. Auf diese Idee wäre sie auch nach Stunden nicht gekommen, obwohl es doch direkt vor der Nase lag. Vermutlich würden es vielen Mädchen genauso sehen.

Sie zweifelte nicht daran, dass mehrere gleiche Figuren herumrennen würden am Ball, aber es war doch immer schön anzusehen, wie die Personen die Berühmtheiten wahrnahmen und umsetzten konnten. Gleich sah nie jemand aus, bei solchen Veranstaltungen.

Sie schlugen ziemlich schnell den Weg zu den Drei Besen ein, da es doch kälter war, als vermutet. Marlene war auch nach mehrmaligem Nachhaken standhaft geblieben und schwieg wie ein eisernes Tor.

Bei sich dachte Valerie über die Nachricht nach, die ihr Sirius zugesteckt hatte. Sie hoffte, das Mrs Black wusste, dass es sich um einen Halloweenball mit Charakteren handelte und sie eine Verkleidung bräuchte. Sonst würde es doch etwas peinlich werden. Ob sich die Lehrer auch verkleideten?

Es war nicht mehr weit bis zu den Drei Besen, als ein Kreischen ertönte. Nicht lange, dann verstummte es, aber es hatte gereicht, um ganz Hogsmeade in Stille zu legen. Jeder war erstarrte, keiner bewegte mehr einen Finger, nur die Augen huschten panisch hin und her, auf der Suche nach Gefahr.

Valeries Zauberstab war sofort in ihrer Hand und sie hatte sich zu der Stelle umgedreht, von wo aus, sie den Schrei wahrgenommen hatte.

Es war nicht einfach ein Kreischen oder ein lauter Schrei gewesen, wie als wenn man sich erschreckt hatte. Es war gefüllt mit Panik und Schrecken gewesen. Die Angst hatte gezittert und die Person schien nahe der Ohnmacht zu sein.

Die Stimme hatte wohl letztendlich versagt, sonst wäre der Schrei länger gewesen, oder jemand hatte sie zum Schweigen gebracht, aber darüber wollte Valerie nicht nachdenken.

Als sich noch immer keiner rührte, beschloss sie schließlich nachzusehen. Es schien, als wäre Hogsmeade eingefroren, aber der leichte Wind, der durch die Hexen und Zauberer fuhr, bewies das Gegenteil, als sich Harre, Schals und Jacken mit ihm bewegten.

Sie riss sich zusammen, schüttelte über die Erwachsenen den Kopf, die sich ebenfalls nicht rührten und stapfte entschlossen auf die Seitengasse zu. Es kam ihr wie Stunden vor, bevor sie die Gasse erreichte, aber es waren nur Sekunden, um die es sich handelten.

Als sie Schritte hinter sich hörte, drehte sie sich schnell um und sah Marlene, die ihr mit ebenfalls gezücktem Zauberstab folgte. Valerie nickte ihr kurz zu und drehte sich wieder zu der Gasse.

Sie konnte nichts erkennen. Sie sah aus, wie jede andere auch, aber vorsichtig trat sie hinein. Fuß vor Fuß setzend, achtete sie auf alles, was auffällig war, konnte aber nichts erkennen.

Ein weitere Schrei ertönte, weiter weg und dieser schien wohl die Starre gelöst zu haben, denn alle rannten jetzt zu dem zweiten Schrei. Geplapper schwoll an. Mütter riefen Laut nach ihren Kindern, Vertrauensschüler nach ihren Häusern, um sofort zurück nach Hogwarts zu laufen, aber Valerie rührte sich nicht.