Sie saß in der Großen Halle und schrieb sich Notizen für die kommenden Prüfungen zusammen. Es waren die letzten, die sie je schreiben würde und sie wollte diese ausgezeichnet bestehen. Da konnte noch sie viel Drama in ihrem Leben ablaufen, sie würde diese Prüfungen meistern und dann ein Heilerstudium beginnen.
Sie hatte nicht gerade viel Freizeit, denn alles, was sie an Zeit aufbringen konnte, gab sie für den Unterricht, das Lernen und die Animagusstunden, die sie regelmäßig mit Lily abhielt.
Eine Schleiereule flatterte durch die Fenster der Großen Halle und segelte auf Valerie zu. Sanft setzte sie auf dem Zaubertrankbuch auf und hielt ihr einen kleinen Zettel hin.
Überrascht nahm sie den Zettel entgegen, als die Eule ihre Flügel auch schon wieder ausbreitete und hinaus in den frühen Abend flog. Lily ihr gegenüber sah sie fragend an, aber Valerie konnte nur die Schultern zucken. Sie kannte die Eule nicht.
Ich muss mit dir reden. Komm zum Schwarzen See.
Sirius
Überrascht hielt sie Lily den Zettel hin, die es daraufhin doch wirklich wagte, ein breites Grinsen aufzusetzen. „Ach, mach dir doch keine Hoffnung", verdrehte Valerie genervt die Augen. Jedoch konnte sie selbst den klitzekleinen Funken an Hoffnung in ihr nicht verstummen lassen.
„Na los, geh schon. Ich packe deine Sachen zusammen und bringe sie später hoch", meinte Lily und die Französin nickte ihr dankend zu. „Merci, ma chérie", zwinkerte Valerie und nahm ihren Umhang, der nur lose neben ihr auf der Bank gelegen hatte.
Es war noch nicht allzu warm draußen und sie wollte sich nicht gerade erkälten. Während sie die Halle verließ, warf sie sich den Umhang um und schloss die Schnallen. Sie hatte keine Ahnung, worüber er reden wollte. Sie war sich keiner Schuld bewusst.
Fast schon zögerlich lief sie den von Steinen gepflasterten Weg hinunter zum See, der dunkel in der Abendsonne glitzerte und sanfte Wellen durch den Wind warf. Sie hörte das Rauschen, wenn das Wasser auf Stein brach und musste leicht lächeln.
Das Wasser war immer etwas gewesen, was sie an zu Hause erinnert hatte. Sie entdeckte Sirius, der seinen Umhang abgelegt hatte und flache Steine auf das Wasser warf. Leise zählte sie mit, wie oft der Stein hüpfte, bevor er im Wasser versank.
Sein Zauberstab steckte lässig hinter seinem Ohr und gedankenverloren drehte er den nächsten Stein in der Hand, um ihn dann zu werfen.
Sie setzte sich auf einen großen Felsen etwas hinter ihm und sah ihm zu. Sie merkte, als er sich kurz etwas zu ihr umgedreht hatte, dass er sie registrierte, aber er sagte nichts und hob den nächsten Stein auf.
Drei Steine später drehte er sich schließlich ganz zu ihr um und lief näher. Die Sonne senkte sich immer weiter und warf lange Schatten, aber Valerie genoss die Ruhe einfach.
Lange währte diese nicht, als Sirius sich verlegen räusperte und sie ihren Blick zu ihm wandte. Er sah sie aber nicht an, sondern an ihr vorbei ins Nichts. Um ihm zu helfen, klopfte sie neben sich auf den Stein und Sirius ließ sich zögerlich nieder, den Blick nun, wie sie, auf den See gerichtet.
„Ich habe nachgedacht", seufzte er schließlich und Valerie verfluchte ihr Herz, als die Flamme der Hoffnung in ihr wuchs und ihr dummes Herz vor Aufregung schneller schlug.
„Ich könnte nicht damit leben, zu wissen, dass ich deine Mutter hätte retten können. Ja ich habe gesagt, jeder hat das recht auf ein eigenes Leben, auf eigene Entscheidungen und meine Meinung dazu hat sich auch nicht geändert, aber mit diesem Wissen zu leben, das kann ich nicht."
Valerie hatte die Luft angehalten und traute sich kaum, diese wieder loszulassen. Heimlich zwickte sie sich unter ihrem Umhang, aber sie spürte den Schmerz und wusste, sie träumte nicht.

DU LIEST GERADE
Pure Blood
FanfictionEin Trank, der ihrer Mutter Schmerzen zufügt, treibt Valerie in die Enge. Ohne groß darüber nachzudenken, entscheidet sie sich für die Rettung ihrer Mutter, doch war es das wert, ihre Freiheit aufzugeben? Ihre Geschwister zurück zu lassen? „Ich glau...