°53-Kralle

51 6 0
                                    

Es war wieder einmal Vollmond, aber dieses Mal, war es ein aufregender Vollmond. Valerie saß allein in dem leeren Klassenzimmer, das Fenster geöffnet, mit Blick auf den großen, runden Mond, der sein Licht über die Ländereien warf.

Konzentriert schloss sie die Augen und ließ sich von der warmen Briese umhüllen. Sie lauschte den Vögeln, die zwitscherten und musste leicht lächeln. Sie hatte in den letzten Tagen viel mit Lily trainiert.

Während das Mädchen noch Probleme hatte, eine vollständige Verwandlung zu meistern, hatte Valerie es in aller Heimlichkeit geschafft, um das Mädchen nicht noch zusätzlich zu stressen.

Sie stellte sich also ihre Animagusform vor. Sie fing wie immer mit ihrem Kopf an. Der runde, kleine Kopf, gesaumt von Federn und in der Mitte ein Schnabel, war schnell in ihr Gedächtnis gerufen. Ihr Bauch hatte weiße Feder und auf ihrem Rücken waren sie grau gesprenkelt. Sie durfte die Krallen nicht vergessen, zu denen ihre Füße wurden.

Noch hatte sie einige Probleme mit dem Fliegen, aber mit der Zeit würde sie sich auch daran gewöhnen.

Als sie die Augen wieder öffnete wusste sie, dass sie als Schneeeule auf dem Tisch saß und schüttelte, begeistert ihr Flügel. Ein leises Kreischen entkam ihr und mit immenser Geduld erhob sie sich in die Luft.

Die Schwanzfedern, die sie zum Lenken brauchte, waren immer so eine Sache, mit der sie zu kämpfen hatte, denn oft flog sie plötzlich in eine ganz andere Richtung, als sie eigentlich wollte.

Ob das Kopfsache war? Sollte sie es mehr mit Intuition probieren?

Sie klackerte mit dem Schnabel und riskierte es, aus dem offenen Fenster zu segeln, hinaus in den Mondschein. Begeistert beobachtete sie die Welt unter ihr und musste feststellen, dass es viel besser war als jeder Besen beim Quidditch.

Begeistert kreischte sie und erhielt zu ihrer Überraschung vom Eulenturm eine Antwort. Nicht viel später stieß ein Rabe zu ihr und umkreiste sie ein paar Mal.

Der Rabe kam ihr bekannt vor, aber sie konnte nicht genau einordnen woher. Sie war sich jedoch sicher, den Raben noch nie mit Post gesehen zu haben. Wem er wohl gehörte?

Sie konnte nur kurz zur Begrüßung mit dem Schnabel klackern, den dann musste sie sich wieder auf ihre Flügel konzentrieren. Sie hatte so die Vermutung, dass sie viel zu hektisch war, denn ihr ging langsam die Puste aus und sie hatte noch nie eine Eule so unbeholfen schnell mit den Flügeln flattern sehen.

Plötzlich zwickte der Rabe sie ein paar Mal in die Schwanzfedern und böse kreischte sie ihn an. Sie hatte wohl genug damit zu tun, nicht abzustürzen, da konnte sie keinen Raben gebrauchen, der sie auch noch ärgerte. Sie wusste auch selbst, dass sie nicht die begabteste Fliegerin war.

Kurz darauf flog er aber wieder neben ihr und Valerie bemerkte sofort, dass sie nicht mehr so hektisch flatterte.

Vorsichtig kontrollierte sie alles und bemerkte, dass sie durch die kleinen Zwicker des Raben ihre Schwanzfedern mehr gespreizt hatte, ebenso ihre Flugfedern.

Sie spürte, wie der Wind sich darum fing und sie sich sogar auf ihm ausruhen konnte, da sie entspannt weiterglitt. Entschuldigend klackerte sie zu dem Raben, der ihr offensichtlich geholfen hatte und flog mit ihm an der Seite ein paar Runden um das Schloss.

Sie würde den Raben am nächsten Tag besuchen gehen und eine extra große Portion Leckerließ vorbeibringen. Irgendwann verabschiedete sich der Rabe und flog zurück in den Eulenturm. Valerie überlegte wirklich, ob er dort überhaupt ein gern gesehener Gast war.

Grob wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als sie sich in den Ästen der Bäume im Verbotenen Wald verfing und heftig durch die Gegend geschmissen wurde.

Pure BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt