°34-Koboldrebellion

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Ma chère fille,

Du hast nach einer Kopie des Vertrages gefragt. Ich habe sie dir beigelegt. Ich kann mir denken, weshalb du es brauchst, aber pass auf, wem du es zeigen möchtest. Nicht jeder wird mit allen Punkten übereinstimmen und es könnte dadurch zu Problemen führen.

Deiner Mutter geht es immer besser, sie kommt mit jedem Tag mehr zu Kräften und deine Geschwister waren Weihnachten zu Hause. Es wäre schön gewesen, wenn du auch dagewesen wärst. Was hast du Weihnachten gemacht, mon enfant?

père

Sie holte das zweite Pergament hervor und überflog die Zeilen. Es war der Vertrag, den sie auch schon damals gesehen hatte. In den Ferien, kurz bevor die Schule angefangen hatte, hatte ihr Vater ihr den echten Vertrag gezeigt. Dieser war eine exakte Kopie, aber er würde trotzdem hoffentlich etwas Licht in die Situation bringen.

Niemand sprach darüber, was mit Sirius vor drei Tagen passiert ist. Niemand hatte es auch nur erwähnt. Die Schüler wussten, er lag im Krankenflügel, aber sie fragten nicht näher nach. Nicht einmal seine vielen Verehrerinnen.

Sie rollte den Vertrag wieder zusammen und steckte ihn in ihre Schultasche. Sie würde später im Aile de l'hôpital vorbeischauen. Ob er mit ihr reden würde? Ob er ihn sich überhaupt durchlesen würde? Sie hoffte es. Sie hoffte es wirklich, denn es würde vieles erleichtern, so erhoffte sie es sich zumindest.

Sie war auf dem Weg in die Bibliothek, um etwas für ihren Geschichtsaufsatz zu recherchieren. Sie brauchte die genauen Daten für die Koboldrebellion, die irgendwann im siebzehnten Jahrhundert in der Nähe von Hogsmeade stattgefunden hatte.

Sie lief langsam durch die Reihen der Geschichtsbücher, als sie gegen jemanden Stieß. „Autsch", vernahm sie ein leises Gemurmel. Grinsend drehte sie sich um und blickte in Marlens Gesicht.

„Genau dich habe ich gesucht", meinte das Mädchen und dachte schon gar nicht mehr an den Rempler, den sie von Valerie erhalten hatte. „Mich?", fragte Valerie erstaunt. Sie war sich sicher, dass sie keine Hilfe war, was Geschichtliches anbelangte. Sie war mit den Daten nicht allzu gut in Beauxbaton gewesen, aber hier in Hogwarts fühlte sie sich wie ein hoffnungsloser Fall.

„Richtig. Genau dich. Ich brauche jemanden zum Reden. Jemanden, der nicht wirklich involviert ist", plapperte sie leise, da Madame Pince um die Ecke schlich und ihnen wütende Blicke zuwarf.

Nicht wirklich, war keine Phrase, die Valerie gerne hörte. Entweder war sie involviert oder eben nicht. So halbe Sachen hatten ihr noch nie gefallen. „Setz dich, setz dich", meinte Marlene und nahm ihr ihre Schultasche ab, damit sie sich schneller setzen konnte. Marlene schien es wohl dringend zu sein.

Sie war auch nervös, wenn Valerie sie jetzt so betrachtete, war Marlene etwas anders als sonst. Ihre Haare waren in keinem sauberen Zopf, sondern in einem schlampigen Knoten in ihrem Nacken.

Die Bluse war nicht vollständig zugeknöpft, aber noch so, dass es nicht auffielt und der Pullover war zerknittert. Was wohl geschehen war? Valerie grinste. Vielleicht sollte sie eher fragen, wer wohl geschehen war?

„Lange Nacht gehabt?", fragte sie auch schließlich und blickte noch einmal prüfend an ihrem Gegenüber auf und ab. Marlene blinzelte sie verwirrt an und folgte dann ihrem Blick.

„Oh, ja, ähm, nein", stotterte sie und richtete schnell die Knöpfe. Mit zitternden Händen versuchte sie, die Falten aus dem Pullover zu bekommen, aber das war ein unmögliches Unterfangen.

Valerie hob eine Augenbraue und schnippte mit ihrem Zauberstab. Marlenes Uniform richtete sich in Sekunden von allein und schob sie dann magisch auf den Stuhl ihr gegenüber.

Pure BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt