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Es war mitten in der Nacht und Jungkook konnte nicht schlafen. Er saß gerade auf seinem Sofa und hatte seine Lieblingsserie im Fernsehen an, um sich ein wenig abzulenken, während er eine dampfende Tasse mit seinem Lieblingstee in der Hand hielt. Seit Stunden kreisten seine Gedanken wild umher, er hatte Angst vor der bevorstehenden Operation und er bekam die Entschuldigung von Taehyung nicht mehr aus seinem Kopf. Er hatte sich vor ihm auf dem Boden verbeugt. Das hatte noch nie jemand getan.

Verwirrt, warum er so lange und intensiv über den Polizisten nachdachte, griff er nach seinem Handy. Es war fast vier Uhr, um sechs Uhr müsste er schon wieder aufstehen. Denn um acht Uhr stand die Operation an, auf die er schon seit seinem Unfall wartete. Immerhin hatte er jetzt wieder genügend eigene und gesunde Haut, die transplantiert werden konnte. Und danach würde er keine Schmerzen mehr haben, hatte sein Arzt prognostiziert. Das war das beste an allem.

Desinteressiert klickte Jungkook auf eine Chatnachricht. Zugestellt worden war die Nachricht vor über einem Jahr. Und geantwortet hatte er fast jeden Tag. Er vermisste seine Frau unheimlich sehr und alleine der Gedanke, dass alles hätte anders kommen können, brachte ihm fürchterliche Kopfschmerzen. Denn eigentlich hätten sie in der Nacht nicht Zuhause übernachtet. Sie waren bei Jungkooks Schwiegermutter eingeladen, aber da seine jüngere Tochter krank geworden war, waren sie alle Zuhause gewesen. Und dann hatte eine Gasexplosion die ersten Stockwerke des Hochhauses komplett in Brand gesetzt. Seitdem hatte er auch keinen Kontakt mehr zu seinen Schwiegereltern. Denn diese hatten kein Interesse an ihm gezeigt, als er fast ein halbes Jahr regungslos im Krankenhaus gelegen hatte. Deshalb machte er sich nicht die Mühe, hinter ihnen herzurennen, nur um letztendlich vorwurfsvolle Kommentare zu bekommen.

Die letzte Nachricht seiner Frau war ein einfaches 'Schlaf gut', aber für Jungkook war es so viel mehr. Es war die einzige Liebeserklärung, die er noch fest greifbar hatte. Neben den anderen tausenden Nachrichten. Vor allem die Sprachnachrichten hörte er sich oft an. Zu oft, so wie sein Psychologe darüber dachte. Er wusste, dass es ihn kaputt machte, aber er konnte es einfach nicht anders. Vor allem die Nachricht, in der seine Frau aufgeregt von ihrem Frauenarzt geschrieben hatte, kannte er mittlerweile auswendig. Es war der Tag gewesen, an dem sie von der dritten Schwangerschaft erfahren hatten. Und es tat weh. Es tat so weh und es ließ nicht nach.

Nach einiger Zeit entschied sich Jungkook dazu, Hoseok anzurufen. Er hatte gemeint, dass es nie zu spät für einen Anruf war, ehe er ihm seine Nummer auf einem zerknitterten Zettel zugesteckt hatte. Er hatte dazu gemeint, dass er jederzeit reden konnte, da er wusste, dass Jungkook ziemlich einsam war. Er wollte für ihn da sein, wenn es kein anderer konnte. "Jung?" Hoseok klang unheimlich müde, als er nach etlichem Klingeln an sein Handy ging. "Hoseok? Hier ist Jungkook", hauchte der Mann, weshalb er ein Rascheln hören konnte. Wahrscheinlich stand der Mann gerade aus seinem Bett auf, um seine Frau nicht zu wecken. "Jungkook? Was gibt es? Geht es dir nicht gut?" Hoseok klang deutlich besorgt, was dem Mann am anderen Ende der Leitung tatsächlich ein leichtes Lächeln auf die Lippen zauberte. "Ich habe Angst vor morgen, naja, nachher", hauchte er dann, weshalb er ein Seufzen hören konnte. Danach war es einige Zeit lang still, ehe Hoseok erneut seufzte. "Ich habe dir eine Nachricht geschrieben. Das ist meine Adresse. Nimm deine Sachen mit, dann kannst du zu uns und ich fahre dich nachher ins Krankenhaus. Ist das für dich in Ordnung?" "Was? Das- Warte- Ich störe doch total!" "Jungkook, bitte, sonst schick mir deine Adresse. Dann komme ich zu dir. Wenn du Gesellschaft brauchst, dann komme ich selbstverständlich zu dir! Rede keinen Quatsch!" Gerührt schaute Jungkook auf seinen Couchtisch, der definitiv mal aufgeräumt werden konnte. Und als er seinen Blick schweifen ließ, konnte er erkennen, dass alles in seiner Wohnung mal wieder aufgeräumt und geputzt werden konnte. Es sah fürchterlich aus. "Ich komme zu dir, in Ordnung? Gib-Gib mir bitte ein paar Minuten, dann bin ich da, ist das in Ordnung?" "Natürlich, fahr vorsichtig, ich öffne dir gleich die Tür. Du kannst klingeln, ich sage meiner Frau bescheid, wenn sie nicht schon wach ist." Direkt bekam der frische Feuerwehrmann ein schlechtes Gewissen. Immerhin hatte er wahrscheinlich auch Hoseoks Frau geweckt. "Bis gleich" hauchte er deshalb ins Handy, ehe er auflegte.

Hot And Spicy! ▪︎TaeKook▪︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt