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Unsicher stand Jungkook an seinem Spind in der Umkleide. Er war schon umgezogen, obwohl seine Schicht erst in einer Stunde beginnen würde, aber er hatte einfach nicht mehr schlafen können. Er hätte nachher wieder eines seiner wöchentlichen Gespräche mit seinem Therapeuten, weshalb er den Punkt auf seiner Liste gerne abstreichen würde. Und deshalb wartete er auf seinen Kameraden. Tatsächlich kam dieser nach weiteren Minuten in die Umkleide getreten, weshalb Jungkook tief durchatmete. "Guten Morgen Hoseok", murmelte Jungkook, weshalb der vernarbte Mann sich in seine Richtung drehte. "Jungkook? Wo bist du? Ist hier das Licht überhaupt an?", fragte der Mann verwirrt, weshalb Jungkook schnell einen Schalter neben der Eingangstür drückte. Und direkt wurde es heller. "Ah, geht doch", grinste Hoseok breit, während er sein Schließfach ansteuerte. "Guten Morgen Jungkook, was kann ich für dich tun?"

"I-Ich wollte- also Namjoon meinte, wir sollten mal reden und ja." "Wieso sitzt du eigentlich im Dunkeln?", fragte Hoseok, während er seine Jacke auszog, die mit leichten Schneeflocken bedeckt war. "Ich mag die Dunkelheit lieber", antwortete Jungkook, ohne zu zögern. "Ich mag Licht. Dunkel sehe ich oft genug", grinste Hoseok breit, während er seinen Pullover wechselte. "Was möchtest du denn bereden?" "Ich habe dir mal etwas ausgedruckt, wenn es dich interessieren sollte." "Ich schau es mir gleich an, ich muss mir eben die Hände waschen." Damit lief Hoseok mit einer kleinen Box in seiner Hand in das angrenzende Badezimmer.

Seufzend setzte Jungkook sich wieder hin, ehe er sein Handy in die Hand nahm. Sofort strich er aus den Notizen den Punkt, dass er heute mit Hoseok sprechen wollte, weshalb er sich tatsächlich erleichtert fühlte. Es half ihm wirklich, diese Listen zu führen. Es war wie eine Löffelliste, nur, dass er jetzt noch nicht vorhatte zu sterben. Zumindest nicht mehr allzu oft. Denn im ersten Jahr, in dem er fast nur unter Morphium im Krankenhaus gelegen hatte, wäre er am liebsten gestorben.

"So, was hast du denn für mich?", fragte Hoseok, während er viel zielsicherer als zuvor noch durch die Kabine lief. "Hier", murmelte Jungkook nur, während er aufstand und dem Mann einen Zettel in die Hand drückte. "Da war ich auch schon." Neugierig nahm Hoseok den Zettel in seine Hand, ehe er zu lesen begann. Und Jungkook wurde nervös, da er den Blick des Mannes nicht deuten konnte. "Das klappt nicht", lächelte Hoseok schwach. "Trotzdem danke für deine Mühe." "Warst du schon einmal bei einem Arzt?" "Ja, man kann meine Sehkraft nicht wiederherstellen. Links bleibt blind, es wird fast jeden Tag schlimmer. Rechts auch. Ich kann dagegen nichts tun, außer hoffen, dass ich nächstes Jahr noch komplett hierbleiben darf. Ich habe meine Kündigung schon eingereicht", sprach Hoseok, während er auf sein linkes Auge zeigte. "Zu Beginn konnte ich Umrisse erkennen, jetzt kann ich mit Mühe hell und dunkel auseinanderhalten. Es wird nicht wieder so weit kommen, dass ich sehen kann. Und ich werde mich irgendwann schon damit abfinden." "Probier den Arzt doch mal aus, er ist auf solche besonderen Unfälle spezialisiert. Ich war da nach meinem Brand." "Danke Jungkook, wirklich, aber das wird nicht klappen."

Still schaute Jungkook den Mann an. Er wusste nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. Denn irgendwie war das Gespräch nicht ganz so verlaufen, wie er es geplant hatte. Und nun war ihm die gesamte Situation unheimlich peinlich. "Tut mir leid", begann Hoseok dann. "Das hat sich bestimmt unheimlich unfreundlich angehört. Ich habe das schon versucht, aber es hat nicht funktioniert. Also gebe ich mich damit ab. Ich habe meinen Fokus auf meine Familie gesetzt." "Bist du verheiratet?", fragte Jungkook nach, während er sich setzte, um seine Stiefel enger zu schnüren. "Ja, seit zwei Jahren und vier Monaten. Wir versuchen seit einem Jahr Kinder zu bekommen. Aber seit meinem Unfall klappt es nicht mehr." "Mein Beileid. Wie heißt deine Frau denn?" Jungkook fragte einfach weiter nach, um das Gespräch aufrecht zu erhalten. Denn er wollte sich wirklich mit jemandem auf der Wache anfreunden, der ihn nicht auf seine Vergangenheit reduzierte. Denn ziemlich oft wurde er als der Mann abgestempelt, der seine Familie im Brand verloren hatte. Und er wollte einfach nur Jungkook sein.

Hot And Spicy! ▪︎TaeKook▪︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt